# taz.de -- Mehdorn als Manager: Frühestens mit 73 in Rente | |
> Die Bilanz Hartmut Mehdorns ist durchwachsen. Erfolge und Pleiten lagen | |
> immer dicht beieiander. Der Berliner Flughafen kann seine Karriere | |
> krönen. | |
Bild: Hat sich schon mit vielen angelegt: Hartmut Mehdorn. | |
BERLIN taz | Was ist schon die Androhung eines atomaren Erstschlags gegen | |
die Berufung Hartmut Mehdorns zum Chef der Berliner Flughafengesellschaft? | |
Letztere Nachricht schlug ein wie eine Bombe und verdrängte jene aus | |
Pjöngjang auf den zweiten Platz. Berlin wird den umstrittenen Manager | |
einfach nicht los. | |
Nun soll der fast 71-Jährige auf der Pannenbaustelle des neuen | |
Hauptstadtflughafens aufräumen. Dafür hat ihn Aufsichtsratsvorsitzender | |
Matthias Platzeck per Handschlag mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet. | |
Auf der Beliebheitsrangliste stand Mehdorn noch nie weit oben. Der bullige | |
Ingenieur hat sich in den letzten 15 Jahren mit fast jedem angelegt. „Ich | |
bin kein Diplomat“, räumte Mehdorn immer wieder mal ein, wenn er beim | |
Rumpoltern über die Stränge geschlagen hatte. Zauberer ist er auch nicht. | |
Das sagt er schon mit Blick auf die großen Erwartungen an den Flughafen | |
BER, der schon längst in Betrieb sein sollte. | |
Am Freitag gab es im Hause Mehdorn offenbar Kreide zum Frühstück. Selbst | |
mit Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit tauschte der Manager | |
Sympathiebekundungen aus, obwohl sich beide während seiner Zeit als | |
Bahnchef mächtig in die Wolle gerieten. Immerhin könne Mehdorn das Glasdach | |
des Flughafenterminals nicht mehr verkürzen, weil es schon fertig sei, | |
frozzelte Wowereit in Erinnerung an eine Mehdornsche Sparmaßnahme am | |
Hauptbahnhof. „Aber der Bahnhof war pünktlich fertig“, erwiderte dieser | |
prompt und hatte die Lacher auf seiner Seite. | |
## Kein Zweifel an fachlicher Eignung | |
Wie man größeren Problemen auf einfache Weise beikommt, bewies Mehdorn | |
gleich bei seinem ersten Auftritt vor der Presse. Als Chef von Air Berlin | |
hat er noch eine Schadenersatzklage gegen den Flughafen vorbereitet, wegen | |
der verspäteten Eröffnung. Auch die Bahn will deshalb Geld vom Airport, | |
also von ihm. Den offensichtlichen Interessenkonflikt löst er auf seine | |
Weise. Von den Vorgängen werde nichts über seinen Schreibtisch gehen, | |
versprach er. Das soll die Rechtsabteilung lösen. Und schon, so will | |
Mehdorn glauben machen, ist der Konflikt verschwunden. | |
Überhaupt zählt Humor zu den unumstrittenen Eigenschaften Mehdorns. Auch an | |
seinen Fachkenntnissen für die schwierige Aufgabe in Schönefeld zweifelt | |
niemand ernstlich. Mehdorn kennt die Flugbranche aus seiner Zeit bei | |
Airbus. In den letzten beiden Jahren hat er die Fluggesellschaft Air Berlin | |
vor der Pleite bewahrt. Dort ist er erst im Januar abgetreten. Mit dem | |
Verkehrsgeschäft hat sich Mehdorn wiederum in seiner Zeit als Bahnchef von | |
1999 bis 2009 vertraut gemacht. Angesichts des Lebenslaufes ist ihm der | |
neue Job auf den Leib geschneidert. | |
Anders fällt die Bewertung seiner Arbeitsergebnisse aus. Die Resultate sind | |
zwiespältig. So hat der Manager zwar den Anlagebauer Heidelberger Druck | |
erfolgreich an die Börse gebracht. Doch anschließend geriet der Konzern in | |
Bedrängnis. Auch bei der Bahn lagen Licht und Schatten eng beieinander. | |
Mehdorn verwandelte den Verlustbringer in Bundesbesitz in wenigen Jahren in | |
eine Gewinnmaschine. Doch für den angepeilten Börsengang tat er dann | |
offenkundig etwas zu viel für die Ertragszahlen in der Bilanz. Züge wurden | |
gestrichen und nicht mehr ausreichend instandgehalten, wie bei der Berliner | |
S-Bahn. Die Fahrpreise stiegen, der Service blieb häufig mies. Am Ende | |
musste der Börsengang abgesagt werden. Mehdorns größte Pleite. | |
Diesen Knick in der Bilanz kann der Hobbyschmied nun glätten, wenn er den | |
BER in den Griff bekommt. Immerhin kann dort kein Flieger zu spät kommen | |
und kein Kunde über schlechten Service, fehlende Ansagen oder lange Wege | |
meckern. Denn Flieger und Fluggäste gibt es ja auf absehbare Zeit nicht. | |
8 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
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