| # taz.de -- Studie zeigt versteckte Kosten: Banken mogeln bei Finanzberatung | |
| > Banken und Sparkassen bieten unabhängige Beratung bei Wertpapieren an. | |
| > Doch oft handelt sich dabei um interessengeleitete Verkaufsgespräche. | |
| Bild: Bankberater auf dem Weg zur Arbeit. | |
| BERLIN taz | Bei Bankenberatungen ist nicht überall Beratung drin, wo | |
| Beratung draufsteht. Das geht aus einer Studie der „Initiative | |
| Finanzmarktwächter“ der Verbraucherzentralen hervor, die gestern in Berlin | |
| vorgestellt worden ist. | |
| Laut Gesetz müssen Banken die Verbraucher beim Kauf von Wertpapieren | |
| darüber informieren, ob der Berater bei der Empfehlung einer bestimmten | |
| Finanzanlage eigene Interessen verfolgt. Doch eine Umfrage unter Banken und | |
| Sparkassen für die Verbraucherstudie zeigte: An der Offenlegung von | |
| Provisionen und Gewinnmargen mangelt es deutlich. | |
| Wertpapiere werden entweder in Form von Kommissionsgeschäften oder als | |
| Festpreisgeschäft verkauft. Beim Kommissionsgeschäft kauft die Bank ein | |
| Wertpapier auf Rechnung seines Kunden und erhält dafür eine Provision. Bei | |
| Festpreisgeschäften kauft die Bank ein Wertpapier auf eigene Rechnung und | |
| verkauft dieses dann seinen Kunden weiter. Hier verdient die Bank an der | |
| Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. Die Geldinstitute erhalten | |
| also keine Provision, sondern eine Gewinnmarge. | |
| Während Finanzinstitute bei Kommissionsgeschäften den Verbraucher über die | |
| erhaltene Provision informieren müssen, gibt es bei Festpreisgeschäften | |
| keine Pflicht zur Offenlegung. So können Finanzinstitute ihr eigenes | |
| Interesse am Verkauf von bestimmten Produkten verschleiern. „Der | |
| Verbraucher muss aber erkennen, dass es sich nicht um eine unabhängige | |
| Beratung, sondern um ein Verkaufsgespräch handelt“, meint Arno Gottschalk, | |
| Finanzexperte der Verbraucherzentrale in Bremen. | |
| Die Umfrage ergab, dass besonders bei bestimmten Wertpapieren | |
| Festpreisgeschäfte abgewickelt werden. Gerd Billen, Vorstand der | |
| Verbraucherzentrale Bundesverband, fordert deshalb, dass der Gesetzgeber | |
| diese Aufklärungslücken schließt, so dass für Festpreisgeschäfte die | |
| gleichen Regeln wie für Kommissionsgeschäfte gelten. | |
| Doch über ihre Praxis schweigen sich die meisten Banken aus. Lediglich | |
| jedes fünfte der für die Studie angeschriebenen Geldinstitute war bereit, | |
| sich zum Thema zu äußern. „Die Fragestellung war wohl sehr unwillkommen und | |
| hat einen empfindlichen Nerv getroffen“, so Verbraucherschützer Billen. | |
| Lediglich 5 der 25 Unternehmen, die geantwortet haben, tätigen keine | |
| Festpreisgeschäfte. Nur 12 von diesen gaben an, Gewinnmargen vor | |
| Vertragsabschluss offenzulegen. Dies würde, so Billen, dem Kunden jedoch | |
| oft sehr unverständlich mitgeteilt. Einzig die Privatbank Warburg in | |
| Hamburg sowie die Volksbank Magdeburg legen ihre Zuwendungen klar und | |
| verständlich für den Verbraucher offen. | |
| 15 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Michaela Zischek | |
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