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# taz.de -- Vorwurf der Tierquälerei: Affentheater im Schwaben-Park
> In einem baden-württembergischen Freizeitpark führen Schimpansen
> Kunststücke zur Belustigung der Besucher auf. Aktivisten halten das für
> Quälerei.
Bild: Lustig oder traurig? Ein Affe macht sich hübsch.
BERLIN taz | Affen mit Hose und Hut fahren Motorrad, spielen Tennis und
telefonieren – ab Samstag ist das wieder in Europas letzter
Schimpansen-Show im baden-württembergischen Schwaben-Park zu sehen. Bekannt
sind die Tiere nicht nur aus dem Vergnügungspark, sondern auch aus der
Fernsehwerbung für das Bekleidungsunternehmen Trigema. Ein Riesenspaß?
Die Tierrechtsorganisation [1][Animal Equality sieht das anders]: Viele der
insgesamt 43 Schimpansen hätten anomale Verhaltensmuster, die auf Stress,
Langeweile und psychische Störungen hindeuteten. Neben Haarausfall und
Wunden am Kopf zeigt [2][Videomaterial der Organisation], wie ein
Schimpanse eine von BesucherInnen weggeworfene Zigarette raucht.
Marc Bekoff, Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der
US-Universität Colorado, urteilt laut Animal Equality nach Sichtung der
Aufnahmen: „Infolge dieser Recherche sollte der Schwaben-Park nicht mehr
länger als ein Vergnügungspark angesehen werden, sondern vielmehr als
Gefängnis für ausgenutzte, unschuldige Lebewesen.“
ExpertInnen zufolge müssen Schimpansen früh von ihrer Mutter getrennt
werden, um für eine solche Show geeignet zu sein. Sie könnten nach einer
Handaufzucht durch Menschen aber keine normalen Beziehungen mit anderen
Schimpansen mehr eingehen.
Es würden ständig neue Tiere so aufgezogen, weil der Park regelmäßig
Nachwuchs brauche, sagt Hendrik Haßel, Sprecher von Animal Equality. „Die
meisten Schimpansen können diesen Job nur eine begrenzte Zeit machen, weil
sie nach der Kinderphase für eine solche Show zu gefährlich wären.“
## Gutachter war ein Zoowärter
Baden-Württembergs Tierschutzbeauftragte, Cornelie Jäger (Grüne), hatte
bereits Mitte 2012 ein Gutachten zur Lage der Schimpansen im Schwaben-Park
in Auftrag gegeben. Im Gutachten, das der taz vorliegt, wurde den
Schimpansen ein „sehr guter Gesundheitszustand“ bescheinigt.
Animal Equality weist aber darauf hin, dass der Gutachter Jan Vermeer kein
Primatologe ist, sondern ein Zoowärter, der Schimpansen vor allem in
Gefangenschaft kennt. Doch auch Vermeer stellt zahlreiche Mängel bei der
Haltung der Tiere fest. Die Gehegegröße mit beispielsweise 40 Qudratmetern
für sieben Schimpansen sei zu klein. Auch fehlten
Beschäftigungsmöglichkeiten. Das Konzept der Show bezeichnet Vermeer als
veraltet und erniedrigend.
Der Gutachter schlägt zum Beispiel vor, die Gehegegröße zu verdoppeln. Wie
die Tierschutzbeauftragte Jäger ist Vermeer der Meinung, dass es in Zukunft
keine Handaufzucht im Schwaben Park mehr geben darf. Der Schwaben Park
müsse den BesucherInnen stärker vermitteln, dass Schimpansen vom Aussterben
bedroht sind.
Parkbetreiber Thomas Hudelmaier ist mit den Vorschlägen weitgehend
einverstanden. „Einige Maßnahmen haben wir bereits in Angriff genommen. Das
Gutachten hat aber gezeigt, dass unsere Tiere sehr harmonisch miteinander
leben. Die Vorwürfe von Animal Equality sind völlig übertrieben.“
Die AktivistInnen befürchten jedoch, dass es im Park weitergehen wird wie
bisher. „Die einzige Möglichkeit, die Tiere aus der erniedrigenden Haltung
im Schwaben-Park zu befreien, ist die sofortige Beendigung der Zucht und
der Show. Außerdem müssen die Schimpansen in Refugien, also betreuten
Schutzgebieten, untergebracht werden“, fordert die Organisation.
21 Mar 2013
## LINKS
[1] http://www.schwabenparkrecherche.com/
[2] http://vimeo.com/59838655
## AUTOREN
Michaela Zischek
## TAGS
Tierschutz
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Jäger
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