# taz.de -- Streit um Gefängnis: Frauen werden verlegt | |
> Der Strafvollzug für Frauen soll nach Willen von Senat und SPD-Fraktion | |
> von Hahnöfersand nach Billwerder umziehen. Ein Angebot der Opposition | |
> schlagen sie aus. | |
Bild: Trübe Ausssichten, demnächst auch für Frauen: Der Knast in Billwerder. | |
Der Deal kam nicht zustande. Unmittelbar vor der Abstimmung über die | |
„Neustrukturierung des Hamburger Justizvollzuges“ in der Bürgerschaft hatte | |
die gesamte Opposition dem SPD-Senat am Mittwoch ein Angebot unterbreitet. | |
Sie werde der Gesamtreform zuzustimmen, wenn der Senat im Gegenzug auf die | |
umstrittene Verlegung des Frauenstrafvollzugs von der Elbinsel Hahnöfersand | |
in die JVA Billwerder verzichte. | |
Die SPD aber lehnte dankend ab und blieb bei ihrem Plan, das Gesamtpaket | |
samt der Verlagerung des Frauenvollzugs am späten Abend mit ihrer | |
Bürgerschaftsmehrheit durchzuwinken. Der Last-Minute-Vorschlag der vier | |
Oppositionsparteien sei „reine Effekthascherei“ grantelte der | |
justizpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Urs Tabbert, während sich | |
Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) nicht zu dem Vorstoß äußern mochte | |
## ExpertInnen gegen Verlegung | |
Der Plan des Senats, den Frauenvollzug mit seinen 100 Plätzen nach | |
Billwerder zu verlegen, um rund 870.000 Euro Personalkosten pro Jahr | |
einzusparen, hatte erhebliche Diskussionen ausgelöst – auch in den | |
öffentlichen Anhörungen waren die meisten ExpertInnen dagegen. | |
Sie und die Opposition befürchten, dass eine Angliederung des | |
Frauenvollzugs an die Männer-Anstalt die Erfolge des bundesweit erfolgreich | |
geltenden Resozialisierungskonzeptes von Hahnöfersand „zerschlagen“ würde. | |
Die Frauen seien in einem Knast mit 500 bis 650 Männern sexualisierter | |
Gewalt ausgesetzt, Prostitution sei nicht zu verhindern. Das aber sieht die | |
Justizsenatorin anders. Sie will durch bauliche Änderungen Männer- und | |
Frauenvollzug weitgehend trennen. | |
„Wir bauen eine Brücke, auf der wir mit der SPD gemeinsam gehen können“, | |
hatte Farid Müller (Grüne) für die konzertierte Aktion von CDU, FDP, Linken | |
und Grünen geworben. Die beabsichtigten Einsparungen könnten auch erreicht | |
werden, wenn das „Haus 3“ in Billwerder – wo die Frauen untergebracht | |
werden sollten – geschlossen werde. Ein Umzugs-Verzicht würde zudem drei | |
Millionen Euro sparen. Es sind für den Bau zusätzliche Zäune, | |
Sicherheitsschleusen und Sichtblenden vorgesehen, um die Frauen vor | |
männlichen Übergriffen zu schützen | |
## "Letzter Versuch" der Opposition | |
„Es ist unser letzter Versuch, den Senat auf seinem Irrweg zu stoppen“, | |
sagte die FDP-Justizpolitikerin Anna von Treuenfels. „Die SPD wäre gut | |
beraten, die Verlagerung nicht gegen alle Widerstände und Ratschläge | |
durchzuboxen“, befand der CDU-Abgeordnete André Trepoll und die | |
justizpolitische Sprecherin der Linkspartei, Christiane Schneider, glaubt: | |
„Die Verlagerung des Frauenvollzugs bedeutet für die inhaftierten Frauen | |
eine enorme Verschlechterung ihrer Resozialisierungsbedingungen.“ | |
Das sieht Urs Tabbert ganz anders: Die Vollzugsverlagerung nach Billwerder | |
biete ganz im Gegenteil Chancen bei der „Qualifizierung und | |
Resozialisierung, die am bisherigen Standort so nicht realisiert werden | |
können“. | |
27 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
Marco Carini | |
## TAGS | |
Justiz | |
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