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# taz.de -- Barbie Dreamhouse in Berlin: „Sexistische Propaganda“ in Pink
> Modeln, Backen, Schminken: Das sollen die BesucherInnen im Barbie-Haus am
> Berliner Alexanderplatz ab dem 16. Mai machen. Jetzt formiert sich
> Protest.
Bild: Wimpern wie ein Schwan, Zähne so weiß wie Schnee, Tutu im Glitzerlook: …
„Besuch mich!“, brüllt sie in pinken Lettern von einem paillettenbesetzten
Plakat. Die blauen Augen weit aufgerissen, das platinblonde Haar akkurat
zum Zopf gebunden. Barbie ist da, die Puppe mit der Wespentaille. Ihr
„Dreamhouse“, obligates Zubehör pinkifizierter Kinderzimmer, soll bald für
die Dauer von drei Monaten hinterm Alexanderplatz entstehen – in
Lebensgröße, mit 2.500 Quadratmetern begehbarer Fläche und durch und durch
aus pinkem Plastik.
„Nie dagewesene Einblicke in Interieur und Lifestyle der bekanntesten Puppe
der Welt“ biete „[1][The Dreamhouse Experience]“, so verspricht es der
Betreiber EMS Entertainment auf seiner Homepage. Barbie-Küche,
Barbie-Schuhschrank mit Barbie-High-Heels, Barbie-Schönheitssalon mit
Barbie-Make-up, Barbie-Model-Training, Barbie-Overkill. Digitale
pink-lila-rosane Cupcakes sollen die BesucherInnen in Barbies
„High-Tech-Küche“ backen, im begehbaren Kleiderschrank in digitale Outfits
schlüpfen, einfach selbst zur Barbie werden.
Aber bereits vor der für den 16. Mai geplanten Eröffnung erhebt sich
dagegen Protest. In der Facebook-Gruppe „[2][Occupy Barbie-Dreamhouse]“
unterstützen schon knapp 500 Menschen den Widerstand. Gegründet wurde die
Gruppe von der [3][Linksjugend Kreuzkölln]. „Als wir von dem Barbie-Haus
gehört haben, war für uns klar, dass das nicht ohne Protest bleiben kann“,
erklärt ihr Sprecher Michael Koschitzki gegenüber der taz. „Wir wollen
nicht, dass junge Mädchen bereits im Grundschulalter sexistischer
Propaganda ausgesetzt werden.“
## Hässlicher pinker Klotz
Es werden wohl hauptsächlich junge Mädchen sein, die das „Dreamhouse“
besuchen – auch wenn dieses sich an „Besucher allen Alters“ richtet. Für
Koschitzki ist „der hässliche pinke Klotz hinter dem Alexa zwar nicht der
Nabel der Welt“. Aber ein „Symbol für frauenfeindliche Klischees und
Rollenbilder und die Reduzierung auf Körper und Schönheit“ sei er sehr
wohl.
Unterstützt wird der Widerstand der Linksjugend von der Initiative
„[4][Pinkstinks]“, die sich gegen sexistische Werbung, Produkte und
Marketingstrategien einsetzt, die Jungen und Mädchen limitierte
Geschlechterrollen zuweisen. Pinkstinks-Initiatorin Stevie Schmiedel
kritisiert, dass Kinder auf ihr Äußeres und Schönheit reduziert werden.
„Manche mögen das Barbie-Dreamhouse witzig oder cool finden“, vermutet sie.
„Bald wird es aber nicht mehr so witzig sein, wenn hier der Trend aus den
USA und England anlandet und der dritte oder vierte Schönheitssalon für
kleine Kinder aufmacht.“
Dass die berühmt-berüchtigte Plastik-Blondine ein fragwürdiges
Schönheitsideal propagiert, zeigt eine
[5][tVtt9__LpVEJ:www.willettsurvey.org/TMSTN/Gender/DoesBarbieMakeGirlsWant
ToBeThin.pdf+University+sussex+barbie&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEESjS2XrJ
kN0A-cgr0scTJRDhmNpeuxONvdVgGMmSlMmq3yaI6GFQi1Up3pLv7Phpjuxy0jqDJV4JB1xUBSZ
IWuCgTduLhXLItPUw59ACTwIE_qitWnc923jkgk7C6cBUt-SkEHrc&sig=AHIEtbRJoUvDiRuTH
pI6uYOMTcGImGmoZA:Studie] der britischen Universität Sussex. Ihr zufolge
kann das Spiel mit „Barbie Millicent Roberts“ – so der volle Name der Pup…
– dazu führen, dass junge Mädchen mit ihrem Körper unzufriedener werden.
Und Mediziner der Uniklinik Köln, die Barbie 2009 einem
„[6][Gesundheitscheck]“ unterzogen, kamen zu bedenklichen Ergebnissen: Wäre
die junge Frau ein Mensch, könnte sie aufgrund ihrer Proportionen kein
normales Leben führen. Sie könnte nicht richtig atmen, litte unter den
Folgen einer Fußfehlstellung sowie Bandscheibenschäden, und unfruchtbar
wäre sie auch.
## Kinderlose Karrierefrau
Dazu passt, dass Barbie sich in ihrer Geschichte gerne als kinderlose
Karrierefrau präsentierte. Trat sie früher etwa als Krankenschwester in
Erscheinung, konnte man sie später als Chirurgin bewundern. Selbst
Botschafterin und Astronautin war sie schon. Von dieser beruflichen
Vielfalt scheint im Dreamhouse allerdings nicht viel übrig geblieben zu
sein. Hier lautet die Frage nur: Model oder Sängerin? Köchin oder
Shopaholic? Vielfältige Rollenbilder? Fehlanzeige.
Dagegen will die Linksjugend zusammen mit Pinkstinks am 16. Mai
protestieren. Die Ursprungsidee, das Haus zu besetzen, haben sie jedoch
wieder verworfen. „Das Wohl der Kinder hat für uns Vorrang“, so Koschitzki.
Immerhin einen Aufschrei der CDU haben die ProtestlerInnen schon
provoziert. Der Bundestagskandidat für den Wahlkreis Mitte, Philipp
Lengsfeld, teilte mit, das Barbie-Dreamhouse sei „hochwillkommen“, denn es
werde Besucher in Scharen anziehen. Der Protest zeige „die ganze spießige
Kleingeistigkeit radikaler Linker“. Vor solch „aggressiver Intoleranz“
dürfe man „keinen Schritt zurückweichen“, so Lengsfeld ganz im autonomen
Duktus.
3 Apr 2013
## LINKS
[1] http://barbiedreamhouse.com/
[2] http://www.facebook.com/occupybarbiedreamhouse?fref=ts
[3] http://www.xn--ls-kreuzklln-djb.de/
[4] http://pinkstinks.de/
[5] http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache
[6] http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2010/0720/004_arena_mannfrau.…
## AUTOREN
Celestine Hassenfratz
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Franziska Seyboldt
Germany’s Next Topmodel
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