# taz.de -- Debatte um Sitzplätze im NSU-Prozess: Journalisten fordern Videoü… | |
> Die Journalisten der Justizpressekonferenz verlangen eine | |
> Videoübertragung des NSU-Prozesses. Dies soll eine Gerichtsöffentlichkeit | |
> schaffen. | |
Bild: Unklare Regelungen: Eventuell dürfen nur Journalisten, die den ganzen Ta… | |
KARLSRUHE/MÜNCHEN/BERLIN dpa | Die Journalisten der Karlsruher | |
Justizpressekonferenz (JPK) haben sich für eine Videoübertragung des | |
NSU-Prozesses in einen Nachbarraum des Gerichts ausgesprochen. Dadurch | |
könnten auch die bislang nicht zur Verhandlung zugelassenen Journalisten – | |
insbesondere aus der Türkei – das Verfahren beobachten, heißt es in einem | |
offenen Brief der JPK. | |
In der Vereinigung haben sich Fachjournalisten zusammengeschlossen, die | |
unter anderem über die Verfahren an den Karlsruher Bundesgerichten | |
berichten. Einige von ihnen werden auch den NSU-Prozess verfolgen, der am | |
17. April beginnt. | |
Die Übertragung in einen Nachbarraum ist nach Auffassung der Justizexperten | |
nicht nur rechtlich zulässig; sie sei in diesem Fall sogar geboten. „Das | |
ist nach unserer Auffassung der – vermutlich – letzte gangbare Weg, | |
insbesondere den bisher nicht zum Zug gekommenen türkischen Medien den | |
Zugang zu diesem historischen Prozess zumindest teilweise doch noch zu | |
ermöglichen“, argumentiert die JPK. | |
Sie verwies auf den Strafrechtsprofessor Claus Roxin, der eine solche | |
Übertragung mit dem Öffnen einer Schiebetür vergleicht. Dadurch werde keine | |
Medienöffentlichkeit hergestellt, die die Rechte der Angeklagten | |
beeinträchtige, sondern nur eine Gerichtsöffentlichkeit. Dies sei rechtlich | |
nicht zu beanstanden. | |
Klarheit forderte die JPK auch bei der Regelung, dass jeder freiwerdende | |
Sitzplatz auf der Journalistentribüne sofort von einem Nachrücker besetzt | |
werden soll. Dies könnte bedeuten, dass nur Journalisten, die den ganzen | |
Tag den Saal nicht verlassen, die Verhandlung vollständig verfolgen können. | |
## Türkische Zeitung will klagen | |
Der Streit um die Platzvergabe für Pressevertreter im Münchner NSU-Prozess | |
wird auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigen. Die türkische Zeitung | |
Sabah will eine Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe einreichen. „Wir werden | |
klagen“, sagte der stellvertretende Chefredakteur Ismail Erel am | |
Mittwochabend in München. Die Beschwerde sei aber noch nicht eingereicht. | |
Im ZDF verwies Erel auf das Grundgesetz und forderte gleiche Grundrechte: | |
„Gerichtsverfahren müssen öffentlich sein, auch für türkischstämmige | |
Mitbürger in Deutschland.“ Die Presse- und die Informationsfreiheit müssten | |
auch für die türkischsprachigen Journalisten in Deutschland gelten. Auch | |
die türkische Tageszeitung Hürriyet prüft eine Klage. | |
Vor dem Bundesverfassungsgericht ist bereits eine erste Beschwerde um die | |
Einlassregelung für Zuschauer eingegangen. Nach einem Bericht des Münchener | |
Merkurs vom Dienstag wehrt sich eine in Deutschland lebende Türkin dagegen, | |
dass alle Zuschauer beim Betreten des Gerichtssaals ihren Ausweis kopieren | |
lassen müssen. | |
3 Apr 2013 | |
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