# taz.de -- NEONAZIS IN SCHÖNEWEIDE: Schluss mit dem rechten Suff | |
> Vier Jahre schon bewirtet die Kneipe Zum Henker in Schöneweide Neonazis. | |
> Jetzt soll Schluss sein: Der Vermieter hat gekündigt. | |
Bild: Die Kneipe gehört zu den zentralen Treffpunkten der rechten Szene in Ber… | |
Dem Henker geht’s an den Kragen: Bereits Ende März wurde der berüchtigten | |
Neonazi-Kneipe in Schöneweide gekündigt, wie der Vermieter der taz | |
bestätigte. Bezirk und Antifa sprechen von einem längst „überfälligen“ | |
Schritt. | |
„Extremistische Aktivitäten können wir in unserem Haus nicht gebrauchen“, | |
begründet Bernd Ital, Vorstandschef der vermietenden ZBI, einer | |
Immobiliengruppe aus Erlangen, die Kündigung. Schon seit Jahren fordern | |
Initiativen und Parteien die Schließung des Lokals in der Schöneweider | |
Brückenstraße. | |
Der mit Metallplatten verriegelte Henker ist seit seiner Eröffnung vor vier | |
Jahren ein zentraler Treffort der rechten Szene Berlins. Drinnen halten NPD | |
und „Kameradschaften“ Vorträge, werden „Odin“-Biere und „Himla“-Co… | |
ausgeschenkt. Wiederholt war das Lokal Ausgangspunkt von Gewalttaten. | |
Noch vor einigen Monaten hatte die ZBI eine Kündigung als „mietrechtlich | |
nicht durchsetzbar“ bezeichnet. Der rechtsextreme Hintergrund des Wirts sei | |
bei der Anmietung nicht bekannt gewesen, hieß es. Er habe sich, sagt Ital | |
heute, noch mal intensiv mit der Angelegenheit beschäftigt. Die | |
„Neubewertung“ habe nun zur Kündigung geführt. Auch die Wohnung des Wirts, | |
eines vorbestraften Neonazis, der im selben Haus wohnt, sei gekündigt | |
worden. | |
Der Sinneswandel könnte auch mit jüngsten Protesten zu tun haben. Erst im | |
Februar hatten Antifa-Gruppen vor dem Berliner Büro der Immobiliengruppe | |
für die Kündigung des Henkers demonstriert. Auch die Walpurgisnacht will | |
die Antifa in diesem Jahr in Schöneweide begehen. Mit einer Demonstration | |
wird die Schließung des Henkers und anderer rechter Läden in dem Stadtteil | |
gefordert. | |
## Wirt hat Widerspruch eingelegt | |
Ob und wie schnell der Henker geht, ist ungewiss. Laut Ital hat der Wirt | |
bereits Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt. Der Bezirk | |
Treptow-Köpenick begrüßt dennoch den Schritt der ZBI. „Längst überfälli… | |
sei die Kündigung, sagt Vizebürgermeisterin Ines Feierabend (Linke). Das | |
Bezirksamt habe sich lange dafür eingesetzt. Auch eine Antifa-Sprecherin | |
befindet: „Besser spät als nie.“ Der Henker sei eine Kneipe „von Neonazis | |
für Neonazis“, die Kündigung „der einzig logische Schluss“. An den | |
Walpurgnisnacht-Plänen halte man fest, teilte das Antifa-Bündnis mit. Der | |
Kiez bleibe ja weiter Anlaufpunkt für die rechte Szene. | |
Auch Stadträtin Feierabend betont, dass der Einsatz gegen Rechtsextremismus | |
nicht beim Henker aufhöre. So will schon am 1. Mai die NPD in Schöneweide | |
aufmarschieren. Hiergegen rufen Bezirk, Vereine und Antifa gemeinsam zu | |
Massenblockaden auf. | |
3 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Neonazis | |
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