# taz.de -- Linkspartei-Mitglied mit rechten Kontakten: Ein Lechtser bei der Ri… | |
> Seit Jahren tummelt sich im Linkspartei-Kreisverband Links der Weser ein | |
> aktiver Reservist mit Neonazi-Kontakten. Seine GenossInnen wollen davon | |
> nichts gewusst haben | |
Bild: Nicht alle Mitglieder von Die Linke haben denselben Hintergrund | |
Edmund Weidlich als „eher unpolitisch“ zu bezeichnen, mutet merkwürdig an. | |
Schließlich war er bis Ostern Schatzmeister und Vorstandsmitglied des | |
Linkspartei-Kreisverbandes Links der Weser. Aber genau das sagt Patrick | |
Spahn vom Landesverband der Linken über Weidlich, „denn dort hat er sich | |
eher um organisatorische Dinge gekümmert wie den Kauf von Regalen fürs | |
Kreisbüro.“ Da kann schon mal durchrutschen, wenn ein Genosse nicht nur | |
stellvertretender Vorsitzender der „Reservistenkameradschaft Roland von | |
Bremen“ ist, sondern auch Kontakte zu führenden Bremer Neonazis unterhält. | |
Erst vor gut zwei Wochen, durch einen Tipp aus der Bremer Antifa-Bewegung, | |
wurde der Kreisverband auf Weidlichs Kontakte aufmerksam. Der trat | |
daraufhin von seinen Ämtern zurück, Partei-Mitglied will er jedoch bleiben. | |
Weidlich hatte Kontakte zum 2011 verstorbenen ehemaligen | |
DVU-Parteivorsitzenden und | |
-Bürgerschaftsabgeordneten Hans-Otto Weidenbach, der | |
NPD-Bundestagskandidatin Elfriede Budina und zu militanten Neonazis wie | |
Markus Privenau. In der Reservistenkameradschaft ist Weidlich | |
Stellvertreter des Ex-Republikaners Reinhard Willnow. Er selbst sagt | |
freilich gegenüber der taz: „Das ist alles erlogen, da stimmt gar nichts | |
von!“ Er sei lediglich aktiver Reservist, „aber rechtlich ist dagegen | |
nichts einzuwenden.“ | |
Zum fragwürdigen Vorleben seines Kameraden Willnow äußert er sich genauso | |
wenig wie zu den anderen Genannten, aber „ich habe schon Schritte gegen die | |
Vorwürfe eingeleitet.“ Rufmord sei das. Sein Faible fürs Militärische stehe | |
nicht im Widerspruch zu seiner Parteimitgliedschaft: „Man muss ja nicht in | |
allen Dingen immer einer Meinung sein.“ | |
Mit seiner soll Weidlich allerdings lange hinterm Berg gehalten haben. Seit | |
zweieinhalb Jahren ist er Kreisverbandsmitglied, aber erst jetzt, sagt | |
Kreissprecher Michael Horn, habe der von Weidlichs Reservisten-Tätigkeit | |
erfahren: „Wir betreiben schließlich keine Gesinnungsschnüffelei unter | |
Parteigenossen“, sagt er. Weidlich gehe erst seit Bekanntwerden der | |
Vorwürfe offen mit dem Thema um, und – anders als gegenüber der taz – habe | |
er die braunen Kontakte zugegeben: „Er hat gesagt, dass er die Leute kennt, | |
und zwar von gemeinsamen Fahrten, die er für die Reservisten organisiert | |
hat.“ Allerdings habe Weidlich angeblich nicht gewusst, dass es sich dabei | |
um Nazis gehandelt hätte. | |
Horn begrüßt Weidlichs freiwilligen Ämter-Verzicht: „Wir sind eine | |
pazifistische Partei und haben ihm sehr deutlich mitgeteilt, dass wir ein | |
Problem mit ihm haben.“ Nun müssten weitere Erkenntnisse abgewartet werden, | |
„denn für einen Partei-Ausschluss brauchen wir Beweise gegen ihn.“ | |
Patrick Spahn sagt indes: „Wir streben ganz klar ein | |
Partei-Ausschlussverfahren an“. Er wirft dem Kreisvorstand vor, sich nicht | |
klar genug von Weidlich zu distanzieren: „Seit Ostern sind bereits zwei | |
Wochen ergebnislos verstrichen.“ Leider gebe es einzelne GenossInnen, deren | |
Weltbild nicht dem der Linken entspreche. So sei die Lesung | |
„Antisemitismusvorwurf als ideologische Waffe“ der umstrittenen | |
Journalistin Susan Witt-Stahl in der Villa Ichon von Weidlichs Kreisverband | |
mitorganisiert worden: „Der Landesverband und auch andere Kreisverbände | |
hätten das ganz sicher nicht getan“, sagt Spahn. | |
In der Partei gebe es halt unterschiedliche Meinungen, sagt auch Weidlich. | |
Von seinen Ämtern sei er zurückgetreten, „weil ich in eine Falle gelockt | |
wurde. Man hat mich zu einer angeblichen Planungs-Sitzung eingeladen, und | |
als ich da war, machte man mir auf einmal all diese Vorwürfe.“ Manchen | |
Linken würde es halt nicht passen, dass er Reservist sei, „aber wer Rösler | |
nicht mag, kann ja auch trotzdem noch FDP-Mitglied bleiben.“ | |
10 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
## TAGS | |
Bremen | |
NPD | |
Antisemitismus | |
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tummelt. |