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# taz.de -- Ehemaliger NPD-Mann bei der CDU: Die Rückkehr des Reservisten
> Jahrelang war Edmund Weidlich Vorstandsmitglied der Bremer NPD. Dann war
> er bei der Linkspartei. Jetzt ist er CDU-Ausschussmitglied.
Bild: Marsch durch die Parteien: Der ehemalige NPD-Mann Edmund Weidlich mag es …
BREMEN taz | Edmund Weidlich ist zurück. Nachdem es um das ehemalige
Vorstandsmitglied des Linkspartei-Kreisverbandes Links der Weser ein gutes
Jahr lang still geworden ist, findet sich sein Name nun auf der
Mitgliedsliste des „nichtständigen Fachausschusses Globalmittel“ des
Beirates Neustadt.
Dort vertritt er als „sachkundiger Bürger“ die CDU-Fraktion. Weidlich
verlor im Frühjahr 2013 seine Ämter bei der Linkspartei, nachdem
herausgekommen war, dass er Kontakte zu führenden Bremer Neonazis
unterhielt. Wenig später kam überdies ans Tageslicht, dass er in den Jahren
1986, 1988 und 1990 Mitglied des Bremer NPD-Vorstandes war.
Das scheint freilich nicht im Neustädter Beirat angekommen zu sein. „Die
Parteien schlagen jemanden als Ausschussmitglied vor“, sagt der
stellvertretende Beiratssprecher Jens Oppermann (SPD), „und in der Praxis
ist das so, dass der Beirat sich den Vorschlägen nicht widersetzt – es sei
denn, jemand ist irgendwie auffällig geworden“. Auch bei Herrn Weidlich
habe es keinerlei Diskussionen oder Widerstände gegeben. Einstimmig wurde
der CDU-Vorschlag angenommen.
Er selbst möchte sich zu Weidlich nicht äußern, „da müssen sie ihn oder d…
CDU fragen“. Auch will er nicht beantworten, ob ihm bekannt gewesen sei,
dass Weidlich, der mittlerweile zum Vorsitzenden der
„Reservistenkameradschaft Roland von Bremen“ aufgestiegen ist und im
Oktober ein Treffen zur Feier von „50 Jahre Zerstörer Schleswig-Holstein“
organisiert, höchst fragwürdige Kontakte zu Rechten wie der
NPD-Bundestagskandidatin Elfriede Budina oder militanten Neonazis wie
Markus Privenau pflegte.
„Ich bin schließlich nicht der Beiratssprecher“, sagt Oppermann recht
pampig und scheint vergessen zu haben, dass er den im Urlaub weilenden
Sprecher Ingo Mose (Die Grünen) momentan vertritt.
Auch von der CDU-Fraktion ist lediglich Beiratsmitglied Anna Möller
erreichbar: „Ich war sehr überrascht über die Ernennung Weidlichs“ sagt s…
und vermutet, die Fraktionsvorsitzende Vanessa Werschky habe Weidlich
empfohlen. Sie wüsste nicht, wer sonst infrage käme.
Die wiederum ist zwar ebenfalls im Urlaub, aber für einen solchen Fall gibt
es ja den Bürgerschaftsabgeordneten Heiko Strohmann (CDU), der
„Beiratsbetreuer“ für die Neustadt ist.
Aber: „Wir können uns dazu nicht äußern, denn wir hören von dem Vorgang z…
ersten Mal“, sagt dazu eine Fraktionssprecherin und verweist auf den
CDU-Kreisverband Bremen-Stadt – wo allerdings alle infrage kommenden
Ansprechpartner im Urlaub sind.
„Natürlich hat Herr Oppermann von der Vorgeschichte Weidlichs gewusst“,
sagt Anke Maurer, einzig aktives Linkspartei-Mitglied im Neustädter Beirat,
„und nicht nur er.“ Bei der Abstimmung über Weidlichs Mitgliedschaft im
Ausschuss sei sie nicht anwesend gewesen, „aber ich wundere mich schon,
dass das so durchgegangen ist“.
Maurer hat Weidlich als Kreisverbands-Schatzmeister noch gut in Erinnerung:
„Er war sehr korrekt, wir hatten nie ein Problem mit ihm.“ Dass die Partei
nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, „das hat er sich selbst
eingebrockt“.
In der Tat hat Weidlich den Genossen nicht nur über zwei Jahre lang seine
braune Vergangenheit und seine gegenwärtigen Reservisten-Aktivitäten
verschwiegen, er bestritt auch, namhafte Neonazis persönlich zu kennen:
„Das ist alles erlogen, da stimmt gar nichts von“, sagte er im April 2013
zur taz.
Nicht mehr mit der taz reden wollte er freilich zwei Monate später, als
feststand, dass er gemeinsam am Hermannsdenkmal und per Du mit Privenau und
Budina und dem früheren NPD-Vorsitzenden und ehemaligen rechtsradikalen
Bürgerschaftsabgeordneten Heinz-Otto Weidenbach war – und dass er selbst im
Bremer NPD-Vorstand saß. „Ich vermute, das war ihm peinlich“, sagt Maurer.
Und irgendwie scheint es nun dem Beirat peinlich zu sein, dass Weidlich in
den Ausschuss gerutscht ist. Auch Janne Müller (Die Grünen) verweist
lediglich auf ihren Fraktionsvorsitzenden, der allerdings genauso wenig
erreichbar ist wie der Beiratssprecher.
Selbst die Frage, seit wann Weidlich überhaupt Ausschussmitglied ist, kann
oder mag niemand der Anwesenden beantworten. Und Weidlich selbst ist
ebenfalls nicht erreichbar.
22 Aug 2014
## AUTOREN
Simone Schnase
## TAGS
Bremen
NPD
CDU
Bremen
Videoüberwachung
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