# taz.de -- EU-Wahlen in Kroatien: Denkzettel für Regierungspartei | |
> Sozialdemokraten müssen sich der konservativen Oppositonspartei HDZ | |
> geschlagen geben. Nur 20 Prozent der Wähler gehen an die Urnen. | |
Bild: Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic. Seine sozialdemokratische Parte… | |
BAJKA LUKA taz | Die Begeisterung für Europa ist in Kroatien nicht gerade | |
überbordend. Nur rund 20 Prozent der wahlberechtigten 3,7 Millionen Kroaten | |
nahmen am vergangenen Sonntag an den ersten Wahlen für das Europaparlament | |
teil. Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen lagen die regierenden | |
Sozialdemokraten (SDP) bei einem Anteil von knapp 32 Prozent und erhielt | |
fünf Sitze. Die konservative HDZ kam auf knapp 33 Prozent und kann sechs | |
der zwölf kroatischen EU-Abgeordneten nach Brüssel und Straßburg entsenden, | |
wie die Wahlkommission am frühen Montagmorgen mitteilte. Ein Mandat geht an | |
die Arbeiterpartei „Laburisti“. | |
Zweieinhalb Monate vor dem voraussichtlichen Eintritt Kroatiens in die EU | |
am 1. Juli 2014 konnten die Parteien ihre Wähler nur schwerlich motivieren. | |
Der Wahl vorausgegangen waren scharfe Kontroversen über den Wahltermin. Vor | |
allem Vertreter des konservativen Lagers hatten vorgeschlagen, die Wahlen | |
für das Europaparlament zusammen mit den Gemeindewahlen im Mai abzuhalten. | |
Staatspräsident Ivo Josipovic jedoch erklärte, das Votum der Kroaten für | |
Europa dürfe nicht durch Lokalprobleme überlagert werden und hielt am | |
Wahltermin fest. | |
In den großen Städten Zagreb und Split setzte sich erwartungsgemäß die | |
Koalition von Sozialdemokraten SDP mit den Mitte-links Bündnispartnern HNS | |
und HSU durch. Vor allem in den südlichen und östlichen Wahlbezirken des | |
Landes konnte die Kroatische Demokratische Gemeinschaft HDZ mit ihren | |
kleineren rechten Bündnispartnern HSP und BUZ die Mehrheit der Stimmen auf | |
sich vereinigen. Die kroatischen Abgeordneten werden sich jedoch schon bei | |
den allgemeinen Wahlen für das Europaparlament im Mai 2014 erneut zur Wahl | |
stellen müssen. | |
Die niedrige Wahlbeiligung erklären die kroatischen Medien mit einer | |
Verunsicherung der Bevölkerung über den Beitritt zur EU. Die Hoffnungen, | |
dieser werde mit Investitionen aus der EU und einem wirtschaftlichen | |
Aufschwung belohnt, sind seit der Eurokrise stark gedämpft worden. | |
Kroatiens Wirtschaft befindet sich in freiem Fall, die Arbeitslosigkeit ist | |
angesichts der Krise unter der sozialdemokratisch geführten Regierung auf | |
über 20 Prozent gestiegen. Nur eine wirtschaftliche Erholung in Italien, | |
Slowenien und den südlichen Nachbarländern Bosnien und Herzegowina, Serbien | |
und Montenegro könnte Kroatiens Wirtschaft ankurbeln. Damit ist aber nicht | |
zu rechnen. | |
Die Regierung setzt deshalb in diesem Jahr auf einen Boom der | |
Tourismusbranche. Sie hofft, dass angesichts der politischen Entwicklungen | |
in Nordafrika sich noch mehr Touristen als schon im Vorjahr für einen | |
sicheren und preiswerten Urlaub an der kroatischen Adriaküste entscheiden | |
werden. | |
15 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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