| # taz.de -- Protest in Schöneweide: „Nazis blockieren ist legitim“ | |
| > Der Aktivist Henning Obens hat am 1. Mai die Demoroute der NPD blockiert | |
| > – angekettet in einer Betonpyramide. | |
| Bild: Es blieb beim Versuch: Blockade gegen die NPD in Schöneweide. | |
| taz: Herr Obens, Sie haben mit drei anderen Männer und einer Betonpyramide | |
| am Mittwoch fünf Stunden lang die NPD-Demoroute blockiert. Das ganze Gebiet | |
| war sehr gut von der Polizei bewacht. Wie sind Sie da überhaupt | |
| hingekommen? | |
| Henning Obens: Wir sind schon gegen 7.30 Uhr in die Brückenstraße gefahren. | |
| Die Polizei hatte da den Tramverkehr bereits zum Stehen gebracht. Wir haben | |
| die Betonpyramide mitten auf die Gleise gestellt und dann ziemlich schnell | |
| unsere Arme dort reingesteckt. | |
| Sie waren in der Pyramide angekettet. Bei Bewegung der Betonblöcke wären | |
| Ihnen und den drei anderen wohl der Arm gebrochen worden. Ist das | |
| Verhindern eines Naziaufmarschs es wert, so ein Risiko einzugehen? | |
| Wir setzen uns nicht gern der Gefahr aus. Aber wenn man nichts riskiert, | |
| führt das nur dazu, dass die Nazis ungestört ihren Terror verbreiten | |
| können. Und wir wollten deutlich machen, dass die Polizei selbst mit einer | |
| überdimensionierten Absperrung nicht alle Blockadeversuche unterdrücken | |
| kann. Sie muss sich immer wieder auf etwas Neues gefasst machen. | |
| Die Polizei hat die Pyramide nicht auseinandergenommen, sondern per Kran | |
| samt Ihnen abtransportiert. Die Nazis konnten wie geplant loslaufen. War | |
| alles umsonst? | |
| Ach, das würde ich nicht sagen. Wir haben ja ein deutliches Signal gesetzt. | |
| Wir hatten gehofft, dass die Blockade länger dauert. Aber es war etwas | |
| unglücklich, dass genau die Expertengruppe der Polizei aus Niedersachsen | |
| mit entsprechendem Equipment vor Ort war. | |
| Die Polizeiexperten, die solche Blockaden von den Anti-Castor-Protesten | |
| kennen, waren nach eigenen Angaben nicht zufällig, sondern sehr geplant vor | |
| Ort – samt Spezialbrettern, Schmierseife, Zugseilen und Kran. Haben Sie | |
| Respekt vor deren Arbeit? | |
| Die Polizei kann für diese Auseinandersetzung Steuergelder raushauen. Wir | |
| können nur Engagement und Zeit dagegensetzen. Immerhin haben selbst die | |
| Profis fünf Stunden gebraucht. | |
| Wenn die Polizei so gut vorbereitet ist, hat sich das Mittel der | |
| Betonblockade für die Protestbewegung nicht überholt? | |
| Nein, das wird weitergehen. Das ist nur ein Ansporn für linke Bewegungen, | |
| sich da noch zu verbessern. Es gibt genug technischen und tüftlerischen | |
| Sachverstand. Wir werden uns da was einfallen lassen. | |
| Sie wurden samt Pyramide auf einen Parkplatz gebracht. Die Polizei sagte, | |
| damit sei ihre Arbeit erledigt. Wie sind Sie da wieder rausgekommen? | |
| Wir haben bei der Polizei eine Nagelfeile angefordert, mit der wir uns aus | |
| der Verankerung in der Pyramide befreien konnten. | |
| Wurden Sie festgenommen? | |
| Wir wurden bis zum Abend in Gewahrsam genommen. Der Vorwurf lautet auf | |
| Nötigung. | |
| Würden Sie es wieder machen? | |
| Nazis zu blockieren ist legitim und notwendig. Ich werde das auch weiterhin | |
| machen. Wenn es nötig ist, auch mit wenigen Menschen und Technik – lieber | |
| jedoch gemeinsam mit Tausenden anderen eingehakt auf Massenblockaden. | |
| INTERVIEW: GEREON ASMUTH | |
| 2 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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