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# taz.de -- Aktivistin über Tscherkessen und Olympia: „Russland soll sich en…
> Die Menschenrechtlerin Sarah Reinke über Olympia 2014, die vertriebenen
> Tscherkessen und die Verantwortung Russlands.
Bild: Olympia-Baustelle in Sotschi, der letzten Hauptstadt der Tscherkessen
taz: Welche Aktionen haben Sie für die Olympischen Winterspiele 2014 in
Sotschi geplant?
Sarah Reinke: Wir werden Sotschi als Großereignis nutzen, um auf das
Schicksal der Tscherkessen aufmerksam zu machen. Diese sind empört, dass
das russische Olympia ausgerechnet dort stattfinden soll – denn Sotschi war
ihre letzte Hauptstadt.
Was genau haben Sie vor?
Wir werden das Ereignis dazu nutzen, um die Menschenrechts-verletzungen im
Nordkaukasus in den Fokus zu setzen. Deshalb haben wir im Moment ein
Memorandum verfasst, in dem das Schicksal der Tscherkessen beschrieben wird
und die Hintergründe dargelegt werden: Also warum diese gegen Sotschi sind,
welche Organisationen dahinter stecken und welche Forderungen sie haben.
Mit welchen Organisationen arbeiten Sie in Sotschi selbst zusammen?
Mit Menschenrechtsorganisation und einzelnen Menschenrechtsaktivisten etwa.
Bei den Tscherkessen sind es vor allem deren Verbände, die mittlerweile
über die ganze Welt verstreut sind. Speziell in den letzten Monaten gab es
dort über die sozialen Netzwerke eine erstaunliche Dynamik.
Warum?
Der Anlass war der Krieg in Syrien, wo es eine große Diaspora gibt. Über
ihre internationalen Netzwerke versuchen die Tscherkessen ihre Angehörigen
aus dem Land zu holen. Wenn also Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei
ankommen, werden diese oftmals sofort von „türkischen“ Tscherkessen
aufgenommen.
Was sind die Forderungen der Tscherkessen?
Die Tscherkessen sind für den Boykott (der olympischen Winterspiele 2014 in
Sotschi, Anmerkung der Redaktion). Allerdings sehen wir, dass dieser nicht
mehr möglich ist. Deshalb wollen wir nun mit Hilfe von Ausstellungen oder
Präsentationen auf das Schicksal der Tscherkessen aufmerksam machen.
Welche Rolle spielt Russland dabei?
Russland soll nun endlich Verantwortung übernehmen für das Verbrechen, das
nun bereits 150 Jahre her ist. Die Tscherkessen fordern also schlicht eine
Entschuldigung. Und viele wollen in ihre Heimat zurückkehren. Dies wird
ihnen aber unglaublich schwer gemacht, viele werden abgewiesen. Die
Tscherkessen verstehen das nicht – würde Russland ihnen in dieser Hinsicht
die Hand reichen, dann wäre das Problem mit Sotschi gar nicht so groß.
Ist dieses Thema in den russischen Medien überhaupt präsent?
Nicht sehr, es besteht schlicht kein Interesse daran. Es gibt in der
russischen Politik viel Angst und viele Fragen: Sind das Islamisten? Sind
das Leute, die hier territoriale Ansprüche stellen werden? Das wird dann
von den Medien aufgegriffen und das schadet wiederum den Tscherkessen.
Wird sich durch die Spiele in Sotschi etwas in dieser Thematik ändern?
Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass diese Großereignisse nur
Momentaufnahmen sind. Danach wird die Problematik wieder aus der größeren
Öffentlichkeit verschwinden. Die Zeit ist einfach zu kurzlebig. Die
Tscherkessen hoffen natürlich, dass es nachhaltig ist. Aber ich schätze das
sehr pessimistisch ein.
6 May 2013
## AUTOREN
Marco Fieber
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Sotschi 2014
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Russland
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