# taz.de -- Historien-Liebesdrama bei Arte: Die Spione, die sich liebten | |
> Kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs treffen sich „Die Spione von | |
> Warschau“. Mittendrin ein aufrechter Agent – ohne Fehl und Tadel. | |
Bild: Jean-François Mercier (David Tennat) und seine Geliebte Anna Skarbek (Ja… | |
Europa 1937, am Vorabend des Weltkriegs. Luxuriöse Domizile, glänzende | |
Oldtimer, schöne Menschen – gehüllt in Stoffe, die Garderobe sind und nicht | |
Klamotten. Von den sorgsam patinierten Lederjacken ganz zu schweigen, die | |
der Held immer dann trägt, wenn er nicht den charmanten Militärattaché an | |
der französischen Botschaft in Warschau gibt, sondern den furchtlosen | |
Spion. | |
Die Geschichte ist eigentlich unappetitlich – aber die Vergangenheit sieht | |
so ungemein stilvoll aus. Coky Giedroyc dürfte sich als Regisseurin für | |
„Die Spione von Warschau“ qualifiziert haben, weil sie zuvor die Regie bei | |
den ersten beiden Folgen von „The Hour“ geführt hatte. Beide Miniserien | |
sehen sich sehr ähnlich. | |
Hitler und Stalin haben also gerade ihren Pakt verabredet: „Und noch vor | |
ein paar Tagen haben die Sowjets mit uns einen Pakt geschlossen. – Ich sehe | |
sie noch vor mir mit ihren schlecht sitzenden Anzügen!“ Der | |
Militärattaché/Spion Jean-Francois Mercier (David Tennant) ist nicht nur | |
als Ästhet, sondern auch als Filmheld ganz alte Schule – ohne Fehl und | |
Tadel, ohne jede Brechung. | |
Der sadistische kleine Spaß am Töten, den ein von Connery verkörperter Bond | |
bereits 1962 hatte, geht ihm ab. So pazifistisch wie der Agent in „Es muss | |
nicht immer Kaviar sein“ ist er andererseits auch nicht. Denn wie die | |
Spione in „Das Rätsel der Sandbank“ und in „Die Nadel“ deckt er immerh… | |
die feindlichen Invasionspläne auf seine Heimat als erster auf. | |
## Zwischen Pflicht und Liebe | |
Und wie „Die Nadel“ scheint er dann zwischen seiner vaterländischen Pflicht | |
und der Liebe zu einer wunderschönen Frau (Janet Montgomery) aufgerieben zu | |
werden. Ein Agentenfilm braucht offenbar immer einen berühmten | |
Spionageroman eines berühmten Autors als Grundlage. | |
Aber hätte der auch schon mal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnete | |
Alan Furst seinen Protagonisten nicht ein klitzekleines bisschen | |
ambivalenter oder zeitgemäß soziopathisch anlegen können? Zum Beispiel so | |
wie den modernen Holmes in „Sherlock“? Die englische Serie ist ein Hit, | |
aber die Pilotfolge fand die BBC so schlecht, dass sie neu gedreht werden | |
musste. Regisseurin des nicht ausgestrahlten Piloten: Coky Giedroyc. | |
## 20.15 Uhr, Arte, „Die Spione von Warschau“ (Teil 1), 21.45 Uhr, Arte, | |
„Die Spione von Warschau“ (Teil 2). | |
17 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Jens Müller | |
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