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# taz.de -- Internet in Kuba: Castros kurze Leine
> Bis jetzt surften Kubaner im Schneckentempo im Netz – nun schafft ein
> neues Glasfaserkabel Abhilfe. Internet für alle? Von wegen.
Bild: Kuba – wo eine Stunde Internet am 90er-Jahre-Rechner bald 3,50 Euro kos…
Am 4. Juni soll die digitale Revolution endlich auch Kubas Bevölkerung
erreichen. Das geht aus einer Meldung von Mittwoch [1][in der Granma]
hervor, der Zeitung der Kommunistischen Partei.
Darin wird die Einrichtung von 118 neuen Internetcafés angekündigt, in
denen die Kubaner künftig mit sehr viel größerer Datenübertragungsrate ins
Internet gelangen können sollen. Denn seit einer Woche ist nun auch das
zweite Teilstück des Glasfaserkabels zwischen Jamaika und Kuba in Betrieb.
Alba 1 heißt das kubanisch-venezolanische Prestigeobjekt, das 2008 geplant
wurde und modernes Breitbandinternet nach Kuba bringen soll. Bisher waren
die Kubaner auf überaus langsame, stets überlastete und sehr teure
Satellitenverbindungen über die USA angewiesen, um ins WWW zu gelangen.
Mit Alba 1 ist das nun anders – allerdings mit extremer Verspätung: Das
Glasfaserkabel war zwar schon Anfang 2010 verlegt worden, doch wegen
Korruptionsermittlungen wurde das erste Teilstück des Kabels erst vor ein
paar Monaten in Betrieb genommen.
Nun soll es nicht mehr nur den Behörden zur Verfügung stehen, sondern auch
der Bevölkerung. Internetcafés sollen an das schnelle Kabel angeschlossen
werden – vom Container mit drei bis sechs Surfplätzen bis hin zu großen
Internetcafés in Postfilialen oder Sälen, wie sie der Jugendcomputerclub
der Kommunistischen Partei unterhält.
## 3,50 Euro pro Stunde
Auch die Preise stehen schon fest: 3,50 Euro pro Stunde kostet das Surfen
im WWW, das einfache Mailen 1,20 Euro. Angesichts eines monatlichen
Durchschnittslohns von etwa 15 Euro happige Preise, aber deutlich billiger
als die Gebühren, die Hotels verlangen: Dort werden schon mal 6 bis 10 Euro
pro Stunde Internetzugang fällig werden.
Das bestätigt auch der Journalist und Leiter der autonomen Presseagentur
Hablemos Press, Roberto de Jésus Guerra Pérez. Deren 29 Korrespondenten auf
der Insel sind, wie ihre Kollegen und unabhängige Blogger, auf gute
Kontakte zu Mitarbeitern der Telefongesellschaft Etecsa angewiesen, um ihre
Berichte im Internet veröffentlichen zu können. Oder eben auf die
Zugangscodes von Mitarbeitern in Instituten, international agierenden
Unternehmen oder Botschaften.
Derzeit sind es vier Botschaften, darunter die schwedische und die
tschechische, die den Journalisten um Guerra Pérez ein paar Stunden pro
Woche Zugang zum WWW gewähren. Die Performancekünstler von Omni Zona
Franca, die mit Filmclips, Literatur- und Musikveranstaltungen in Kuba viel
Furore im Untergrund gemacht haben, hatten in den letzten Wochen kaum
Chancen, ins Netz zu kommen, sagt ihr Mitglied Luis Eligio. „Oft reicht es
nicht einmal zum Kopieren aller Nachrichten, weil der Andrang so groß ist“,
sagt der in Havanna lebende Poet und Musiker.
Daran wird sich wohl auch jetzt, mit dem neuen Kabel, nichts ändern – denn
Internetzugang in der eigenen Wohnung, wie ihn einige Intellektuelle,
darunter der Autor Leonardo Padura, genießen, ist nicht vorgesehen, so
Kubas Kommunikationsministerium. Und so bleibt die Frage, wer Kubas neuen,
schnellen Internetzugang nutzen darf, auch nach langen Jahren der Debatte
unbeantwortet.
3 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.granma.cu/
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Internet
Kuba
Netz
Kuba
Kuba
Jürgen Klinsmann
Homophobie
Yoani Sánchez
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