# taz.de -- Gold Cup 2013: Kubas Nationalelf zu Gast in den USA | |
> Wenn die USA und Kuba gegeneinander Fußball spielen, ist das kein Spiel | |
> wie jedes andere. Auch diesmal nicht, wenn sich die verfeindeten Nationen | |
> am Samstag beim Gold Cup gegenüberstehen. | |
Bild: Marcel Hernandez: Kubas bester Mann möchte gern in die USA, durfte aber … | |
SANDY/UTAH dpa | Es ist eigentlich nur ein Gruppenspiel beim Gold Cup. Doch | |
wenn am Samstag in Sandy/Utah die von Jürgen Klinsmann trainierte | |
US-Fußballnationalmannschaft bei der Kontinentalmeisterschaft des | |
[1][CONCACAF]-Verbandes auf Kuba trifft, kommt unweigerlich auch eine | |
politische Note mit ins Spiel. Beide Nationen sind seit mehr als einem | |
halben Jahrhundert Klassenfeinde. | |
Nachdem Fidel Castro im Anschluss an die Kubanische Revolution 1958 | |
sämtlichen Privatbesitz zum Staatseigentum ernannt und somit auch | |
zahlreiche Amerikaner auf der Karibikinsel enteignet hatte, belegten die | |
USA den kommunistischen Nachbarn mit einem Wirtschafts- und Finanzembargo. | |
Ziel der „Kuba Sanktion“ war es, die kubanische Regierung wirtschaftlich zu | |
isolieren und ihr US-Dollar vorzuenthalten. Auch mehr als 50 Jahre später | |
sind die Beziehungen immer noch unterkühlt, US-Bürgern sind Reisen nach | |
Kuba untersagt. Direktflüge zwischen beiden Ländern gibt es nicht. | |
Für Klinsmann spielen diese äußeren Umstände keine Rolle. Er will nach dem | |
6:1-Sieg seines Teams zum Auftakt gegen Belize im zweiten Gruppenspiel den | |
zweiten Erfolg. „Wir wissen, dass es eventuell auf die Tordifferenz | |
ankommen kann. Deshalb wollen wir so viele Tore wie möglich schießen“, sagt | |
Landon Donovan mit Blick auf Costa Rica, den größten Rivalen in der | |
Vorrundengruppe C. | |
Die „Klinsmänner“ gelten nicht nur in ihrer Staffel als Favorit, sondern | |
auch, wenn es um den Turniersieg geht. Nach zwei Finalniederlagen 2009 und | |
2011 soll endlich wieder der Titel her. Für die Kubaner indes wäre es schon | |
ein Erfolg, wenn letztlich alle Spieler nach Turnierende wieder die | |
Heimreise antreten würden. | |
## Keine Flüchtlinge | |
Das Team von Trainer Walter Benitez setzt sich ausschließlich aus Spielern | |
der heimischen Liga zusammen. Dabei könnte der Coach auch Leute wie Eviel | |
Cordoves, Maykel Chang, Odisnel Cooper, Maykel Galindo, Yordany Alvarez | |
oder Osvaldo Alonso gut gebrauchen. | |
Schließlich hatte Benitez für den Gold Cup angekündigt, „eine gute Show | |
bieten zu wollen.“ Doch die Regierung in Havanna machte den Spielverderber | |
und bestand darauf, „Flüchtlinge“ zu ignorieren. Cordoves, Chang, Cooper, | |
Galindo, Alvarez und Alonso hatten sich in den vergangenen Jahren allesamt | |
vom kubanischen Team abgesetzt. | |
„Spieler verlassen Kuba, weil sie etwas aus ihrem Leben machen wollen“, | |
sagte Galindo. Er nutzte den Gold Cup 2005 in Seattle zur Flucht und | |
spielte anschließend in der Major League Soccer (MLS). „Die Leute wollen | |
sich ihren Traum vom Profifußball erfüllen“, ergänzte Galindo, „sie wiss… | |
dass ihnen Kuba das nicht bieten kann.“ | |
## Eine Fluchtmöglichkeit | |
Mehr als 20 Kubaner haben Qualifikationsspiele zu WM und Olympia in den USA | |
und Kanada sowie die Gold Cups 2002, 2005, 2007 und 2009 zum Weg in die | |
Freiheit genutzt. Während eines Qualifikationsturniers im Frühjahr 2008 in | |
Tampa setzten sich gleich sieben Spieler ab. | |
Im vergangenen Oktober schlichen sich drei U-20-Nationalspieler aus dem | |
Teamhotel in Toronto, fuhren direkt zur 90 Kilometer entfernten US-Grenze | |
und beantragten dort politisches Asyl. | |
Womöglich aus diesem Grund ist auch der beste Spieler der Kubaner gar nicht | |
im Team. Mittelfeldspieler Marcel Hernandez wurde nicht nominiert, | |
offiziell wegen Knieproblemen. US-Medien indes spekulieren, dass dem | |
kubanischen Verband die Gefahr zu groß erschien, ein weiteres Talent | |
während einer Turnierreise in Amerika zu verlieren. Zumal Hernandez bereits | |
den Wunsch geäußert hatte, gerne in den USA leben zu wollen. | |
12 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.concacaf.com/ | |
## AUTOREN | |
Heiko Öldörp | |
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