# taz.de -- Proteste in Kirgistan: Straßenblockade hoch zu Ross | |
> 1.000 Kirgisen demonstrieren für die Verstaatlichung der Goldmine Kumtor, | |
> die eine kanadischen Firma betreibt. Die Regierung verhängt den | |
> Ausnahmezustand. | |
Bild: Bewohner des Dorfes Tanga protestieren für die Verstaatlichung der Goldm… | |
BISCHKEK taz | In der kirgisischen Provinz Issyk-Kul, 50 Kiloemter von dem | |
gleichnamigen Fluß entfernt und an der Grenze zu China herrscht seit dem | |
vergangenen Freitag für die kommenden zwei Wochen Ausnahmezustand. | |
Zuvor hatten an die Tausend Kirgisen auf Pferden die Zufahrtswege zu der | |
dortigen Goldmine Kumtor blockiert, eine Umspannstation gestürmt und die | |
Stromzufuhr zu einer der weltweit grössten Lagerstätten des Edelmetalles | |
auf vier Tausend Meter Höhe im Tienschangebirge gekappt. Dabei wurden mehr | |
als 50 Menschen verletzt und rund 80 Personen festgenommen. | |
„Centerra“, die allein im letzten Jahr an die 10 Tonnen Gold aus den Felsen | |
des Himmelsgebirges gesprengt hatte, fuhr den Betrieb auf der Förderstätte | |
herunter. Die kanadische Gesellschaft – der kirgisische Staat hält 33 | |
Prozent der Aktien - ist der grösste Investor in dem bitterarmen Landes an | |
der chinesischen Grenze und erbringt über 10 Prozent der kirgisischen | |
Wirtschaftsleistung. | |
Die Protestler aus den umliegenden Dörfern hatten von der kanadischen | |
Gesellschaft ultimativ den Bau von Krankenhäusern sowie soziale Maßnahmen | |
wie zinsgünstige Konsumkredite verlangt. Am vergangenen Donnerstag | |
eskalierte die Lage. Nach Verhängung des Ausnahmezustandes gelang es der | |
Regierung über Verhandlungen die aufgebrachten Kirgisen von den Pferden zu | |
holen. | |
Präsident Almasbek Atambajew stand unter enormen Druck. Denn auch im Süden | |
des Landes begann es zu brodeln, Die dort beheimatete Oppositionspartei Ata | |
Jurt erklärte sich mit den Protestlern vom See solidarisch undstürmte den | |
Gouverneurssitz in der südkirgisischen Stadt Dschalalabad. | |
## Extrem instabile Staatsmacht | |
Die Staatsmacht in Kirgistan ist nach zwei Machtumstürzen in nur 10 Jahren | |
extrem instabil und es reichen oft nur 1000 Entschlossene, um eine Krise | |
auszulösen. Mit Zugeständnissen versucht Bischkek die Lage nun wieder zu | |
normalisieren. | |
Der Konflikt um die Goldmine schwelt schon länger. Die jetzige Regierung | |
beschuldigt die Kanadier2009 ein für sie günstiges Abkommen mit dem 2010 | |
vertriebenen Präsidenten Kurmanbek Bakijew und dessen Sohn Maxim | |
ausgehandelt zu haben. „Der Vertrag ist aufgrund von Korruption zustande | |
gekommen“, sagt der Wirtschaftsminister Temir Sarijew, und jährlich | |
entgingen dem Land an die 230 Millionen Euro. | |
Die Regierung fordert von Centerra die Auflösung der Vereinbarung und | |
setzte eine Frist bis Ende Mai. Die kanadische Gesellschaft weist die | |
Vorwürfe zurück und zeigt sich bisher nur zu Verhandlungen bereit. Der | |
kirgisische Premierminister Schantoro Satybaldijew versprach den | |
Protestlern, dass am Ende ein für Kirgistan besseres Ergebnis stehen werde. | |
Die Oppositionspartei Ata Jurt hingegen will die Mine sofort | |
verstaatlichen. | |
Die Kanadier werden den Betrieb der Mine erst wieder aufnehmen "wenn ein | |
sicherer Zugang gewährleistet ist". Jeder Tag Zwangspause kostet über eine | |
Millionen Euro. Auch die Feriensaison ist in Gefahr. In Onlineforen fragen | |
sich kasachische und russischen Touristen, die die Strände mit | |
Gletscherblick gebucht haben, ob sie nicht besser stornieren sollen. | |
2 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
## TAGS | |
Kirgisien | |
Goldmine | |
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