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# taz.de -- Hochwasser in Deutschland: Weitere Evakuierungen im Osten
> In Sachsen-Anhalt müssen erneut Menschen in Sicherheit gebracht werden.
> Brandenburg scheint hingegen glimpflich davonzukommen.
Bild: Beinahe romantische Stimmung bei der Deichverstärkung.
BERLIN dpa | Das Hochwasser wälzt sich weiter durch Ost- und
Norddeutschland. Mancherorts sind Zeichen der Entspannung in Sicht, in
Sachsen-Anhalt wurden jedoch erneut Menschen vor den Fluten in Sicherheit
gebracht. In Schleswig-Holstein blicken die Menschen gebannt auf die Elbe.
Am Mittag bekommen die Einsatzkräfte hohen Besuch: Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD)
wollen sich über die Hochwasserlage in Lauenburg informieren. Nach Angaben
der Staatskanzlei in Kiel wollen sie gegen 13.00 Uhr in der Elbestadt
eintreffen. Im Anschluss an den Besuch will die Kanzlerin nach Hitzacker in
Niedersachsen weiterreisen.
Im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt wurden am späten Dienstagabend rund
150 Menschen in Sicherheit gebracht. Grund war der bereits gebrochene Deich
bei Fischbeck, wie der Krisenstab der Landesregierung mitteilte. „Nach
längeren Versuchen, den Ort zur retten, war dies nicht mehr möglich“, sagte
eine Sprecherin. Helfer wären sonst selbst in Gefahr geraten.
An der Bruchstelle des Deichs sei die Situation jedoch weitgehend
stabilisiert. Die Bundeswehr hatte aus der Luft große Sandsäcke abgeworfen;
es fließe mittlerweile weniger Wasser durch die Bruchstelle. Nach wie vor
verteilen sich jedoch gigantische Wassermassen im Hinterland. In Magdeburg
entspannte sich die Lage, die Pegelstände sanken weiter.
## Ein Mann stirbt an Stromschlag in seinem Keller
Beim Auspumpen eines überschwemmten Kellers in Aken in Sachsen-Anhalt ist
ein 61-jähriger Mann ums Leben gekommen. Er wurde in der Nacht zum Mittwoch
durch einen Stromschlag getötet, wie die Polizei in Halle mitteilte. Der
Mann wollte seinen Keller auspumpen, der bei der Flut vollgelaufen war. Den
Stromschlag habe er bei Arbeiten an einer elektrischen Anlage bekommen.
Seine Ehefrau erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus. In den
vergangenen Tagen hatte es im Zusammenhang mit dem Hochwasser in
Deutschland bereits mehrere Tote gegeben, drei davon in Sachsen-Anhalt.
In Lauenburg in Schleswig-Holstein war die Lage nach wie vor angespannt.
Teilweise stand das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch in den Straßen. Man
hoffe, dass der Scheitelpunkt des Hochwasser demnächst erreicht sei, sagte
ein Sprecher des Krisenstabs. Im Laufe des Tages soll laut Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung am Pegel Hohnstorf ein Höchststand von 9,55 Metern
erreicht werden.
## Tausende Helfer im Einsatz
Auch Niedersachsen kämpft weiter gegen die Elbeflut. Die Einsatzkräfte
müssen die Deiche gegen die Wassermassen verteidigen. Tausende von Helfern
sind im Einsatz. Das Wasser soll nach Einschätzung der Katastrophenstäbe
aber nicht mehr weiter steigen. Doch bedrohen schwimmende Bäume und Äste
Deiche und in Hitzacker auch die dünne Spundwand, die die Altstadt sichern
soll. Rund 50 Tonnen Treibgut holten die Einsatzkräfte nach Angaben des
Landkreises Lüchow-Dannenberg in den vergangenen Tagen aus der Elbe. Zudem
steigt die Gefahr, dass die Deiche durchweichen.
In Mecklenburg-Vorpommern sind mehr als 3000 Einsatzkräfte und Helfer in
der Region um Dömitz und Boizenburg im Einsatz. Die Pegelstände blieben in
der Nacht zum Mittwoch weitgehend stabil bei etwa 7,18 Metern in Dömitz und
7,32 in Boizenburg. Normal sind rund zwei Meter. An vielen Stellen sickert
bereits Wasser durch die Deiche. Wie der Landrat des Kreises
Ludwigslust-Parchim, Rolf Christiansen (SPD), mitteilte, sind die Stellen
aber noch unproblematisch.
## Die Lage stabilisiert sich in Brandenburg
Brandenburg scheint beim Hochwasser glimpflich davonzukommen. Wegen des
gebrochenen Deichs bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt war im Havelland ein
rund 3,5 Kilometer Notdeich errichtet worden. „Die Lage sieht stabil aus“,
sagte ein Sprecher der Koordinierungsstelle Katastrophenmanagement. Der
Notdeich werde wohl nicht unter Druck geraten. Im Süden des Landes haben
unterdessen die Aufräumarbeiten begonnen.
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) forderte ARD und ZDF auf, im Rahmen
einer Spendengala Geld für die Flutopfer in Deutschland zu sammeln. Der
Bild-Zeitung sagte Kauder am Mittwoch: „ARD und ZDF sollten sich überlegen,
ob sie nicht zur Linderung der Schäden durch die Flut eine extra
Spenden-Gala veranstalten.“ Die Sendung könnte gut auf die Möglichkeiten
zum Spenden hinweisen. Kauder erinnerte an die Erfahrungen mit der Flut von
2002. Damals sei eine solche Sendung ein voller Erfolg gewesen.
## Rösler fordert Nachtragshaushalt
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat sich für einen
Nachtragshaushalt zur Bewältigung der Flut-Folgekosten und gegen
Steuererhöhungen ausgesprochen. Die FDP-Bundestagsfraktion sei “jedenfalls
bereit, einen Nachtragshaushalt einzubringen, damit wir auch möglichst
schnell die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen können, um zu
helfen„, sagte Rösler am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk.
Steuererhöhungen seien dagegen nicht nötig. Bei einem Treffen im Kanzleramt
soll am Donnerstag entschieden werden, in welchem Rahmen Bund und Länder in
den Hochwasser-Hilfsfonds einzahlen. Rösler plädierte für eine Lösung,
wonach beide Seiten je eine Hälfte der Kosten übernehmen. „Das wäre ein
faires Verfahren“, sagte der Minister.
12 Jun 2013
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