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# taz.de -- Medien-Hype vor Mandelas Krankenhaus: Die Welt betet für Madiba
> Das Hospital, in dem Mandela liegt, wird von Anhängern und Medien
> belagert. Die Privatsphäre des schwerkranken Mannes wird dabei ignoriert.
Bild: Der traditionelle Heiler Daniel Sello betet mit seiner Bibel vor dem Kran…
JOHANNESBURG taz | In Südafrika betet das ganze Land für „Madiba“. So wird
Nelson Mandela liebevoll genannt, der als Vater der Nation verehrte, erste
schwarze Präsident des Landes. Er liegt seit vergangenen Samstag
schwerkrank in einem Hospital in Pretoria. Seit diese Nachricht um die Welt
ging, senden auch Menschen aus allen Ländern der Erde ihre Genesungswünsche
an Madiba. Sie tweeten und twittern alle paar Sekunden, darunter auch
Gerüchte über sein Ableben.
Aber besonders eine [1][Webseite des südafrikanischen Fernsehens] macht es
möglich, die Gedanken der Hoffnung und des Mitgefühls für den fast
95-jährige Mandela zu lesen. Eine Landkarte zeigt an, aus welchen Ländern
Madiba Grussbotschaften erhalten hat – dort stecken die roten Hinweisfahnen
in Norwegen, der Ukraine, Marokko, Spanien und vielen anderen Orten der
Welt.
Während Mandela kürzlich erneut an einer Lungenentzündung erkrankt und über
die vergangenen Tage im Krankenhaus stabilisiert worden ist, gehen täglich
Besucher zu seinem Haus im Johannesburger Wohnviertel Houghton.
Normalerweise lagern dort Journalisten an den Straßenrändern, die auf
Neuigkeiten warten und ein- und ausgehende Besucher fotografieren. Doch in
dieser Woche war es sehr ruhig vor Madibas Residenz. Bis auf die Besucher,
die schon bei seinen vorherigen Krankenhausbesuchen beschriftete Steine vor
sein Haus legten oder neue in die Beete stapelten, geschmückt mit bunten
Blumensträußen und manchmal weht auch eine südafrikanische Fahne.
Internationale Besucher und afrikanische Migranten aus Johannesburg kamen
vorbei, die dort Plakate niederlegten. Alle tragen die Botschaft der Liebe
für die Ikone des Friedens, für einen herausragenden Menschen. „Tata Madiba
– Thanks to you we are proud to be South African“, stand auf einem kleinen
Poster mit seinem Bild. „We promise, to keep South Africa your dream.“ Das
tatsächliche Ausmass der Bewunderung und der Achtung für Mandela ist nur zu
erahnen.
Allerdings zeigt das Medienspektakel vor dem Ort, an dem Mandela sich
befindet, wenig davon, die Privatsphäre des schwerkranken Mannes und seiner
Familie zu würdigen. Das Aufgebot nationaler und internationaler
Mediengruppen wächst jeden Tag. Übertragungswagen reihen sich aneinander,
Kameras ziehen sich den Bordstein entlang, alle in Bereitschaft. Viele
zelten dort über Nacht – und klagten über fehlende Toiletten.
## Zuverlässige unbekannte Quellen
Wohnungen gegenüber des Krankenhauses sind im Handumdrehen für teures Geld
vermietet worden, um einen gutes Foto zu erlangen, wenn Mandelas Angehörige
ihn besuchen, oder Mandelas Zustand sich verschlechtert und Blaulicht-Wagen
vorfahren. Manche internationale Fernsehcrew meldet mit angeblichem Wissen
aus zuverlässigen, aber unbekannten Quellen, wie schlecht es Madiba geht
und sendet das um die ganze Welt.
Die Sicherheit in und um das Krankenhaus scheint fast „wasserdicht“ - jeder
Wagen der vorfährt, wird mit Bodenspiegeln untersucht, die Flure des
Krankenhauses sind mit Sicherheitskräften gesäumt. Ein vor Jahren
serstellter Sicherheitsplan für das Unvermeidliche wurde aktiviert. Die
südafrikanische Armee ist in Alarmbereitschaft. Laut einem Bericht der
südafrikanischen Zeitung Beeld seien 1.200 Soldaten Teil des Aktionsplanes
für den Ernstfall. Sie sollen ihre Telefone stets anlassen und die
Uniformen bereithalten.
Flughäfen sind auch vorgewarnt – etwa 2.000 Flugzeuge werden Ehrengäste aus
aller Welt einfliegen. Der kleine Mthatha Flughafen nahe seines
Heimatdorfes Qunu hat eine Extrahalle für VIPs erhalten. Wasser und
Elektrizität ist in der sehr ländlichen Umgebung im Ostkap verbessert
worden. Soldaten können jederzeit dorthin abgezogen werden. Während
Präsident Jacob Zuma am Dienstag in einer Parlamentssitzung erstmals in
dieser Woche verkündete, Mandela reagierte jetzt auf die Behandlung,
bereitet sich Südafrika auf das Schlimmste vor.
13 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.sabc.co.za/mandela/featuredetails/3ad57f004ff12c078b74eb0b5d39e4…
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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