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# taz.de -- Basketball im Rollstuhl: Paradebeispiel für Inklusion
> Wer einmal ein Rollstuhlbasketballspiel live gesehen hat, merkt: Da ist
> Intensität im Spiel. Und bei der Europameisterschaft der Frauen ist ein
> Titelgewinn nicht abwegig. Dann würde auch die ARD übertragen.
Bild: Maria Kühn, Gesche Schünemann and Maya Lindholm (von links) feiern die …
Die erste Antwort ist ein Lächeln – ein aufrichtiges. Da liegt nichts
Belustigtes in der Gefühlsregung, keine Überheblichkeit und auch keine
Enttäuschung darüber, dass die eine oder andere Person hier in Hamburg
gerade ein Aha-Erlebnis mit ihrem Sport gemacht hatte. Maya Lindholm freut
sich einfach nur.
Die 22 Jahre alte Nationalspielerin vom Hamburger SV registriert nach dem
ersten EM-Testspiel gegen Kanada (59:70 nach Verlängerung) glücklich und
zufrieden, dass weitere Menschen einen Zugang zu ihrer Leidenschaft
gewonnen haben, dass sie einen Eindruck davon erhalten haben, welche Kraft
vom Rollstuhlbasketball ausgehen kann. Ihr fällt es leicht, in Worte zu
fassen, worin für sie die Faszination dieses Sports liegt. „Es ist total
schnell, dynamisch. Da ist Energie im Spiel. Die Intensität ist viel höher
als beim Fußgängerbasketball“, sagt Lindholm. Sie meinte damit auch die
Spiele eines Dirk Nowitzki.
Wer einmal ein Rollstuhlbasketballspiel live gesehen hat, wird erkennen,
dass das nicht aus der Luft gegriffen ist. Nationalcoach Holger Glinicki,
der Lindholm auch beim HSV trainiert, sieht es genauso wie seine
Aufbauspielerin. „Rollstuhlbasketball ist sehr schnell geworden. Da fliegt
auch mal jemand aus dem Rollstuhl, da ist Action drin. So etwas kommt gut
an bei den Zuschauern“, sagt Glinicki, der am Sonntag mit seinem Team in
Hamburg-Neugraben den zweiten EM-Test gegen Kanada mit ??:?? gewonnen hat.
Am Freitag geht die „Mission Gold“ in die entscheidende Phase. Das deutsche
Team mit Glinicki sowie den HSV-Spielerinnen Lindholm, Edina Müller und der
künftigen Vereinskollegin Gesche Schünemann ist bei der Europameisterschaft
im eigenen Land der große Favorit. Unter dem Motto „Frankfurt dreht am Rad“
soll in der Main-Metropole der nächste Coup nach dem Triumph bei den
Paralympics 2012 in London gefeiert werden. Das deutsche Team trifft in der
Vorrunde auf Frankreich, Spanien und Israel. Als größter Widersacher ist
die Niederlande ausgemacht. Mit diesem Gegner rechnet Glinicki auch am 6.
Juli im Endspiel.
Sollte das deutsche Team das Finale erreichen, würde in medialer Hinsicht
etwas Historisches geschehen. „Die ARD wird an dem Tag von 15.15 Uhr an
unser Endspiel live übertragen. Es ist doch großartig, dass es außerhalb
der Paralympics-Zeit zu so etwas kommt“, sagte Glinicki. Wenn man so will,
entwickelt sich Rollstuhlbasketball in Deutschland in der großen Familie
des Sports, die vom Fußball so dominiert wird, zum Paradebeispiel für
Inklusion. Es gebe aber noch mehr an positiven Entwicklungen im
Rollstuhlbasketball, gerade in Hamburg, sagt Glinicki. Demnach ist davon
auszugehen, dass in der Hansestadt nach München und Frankfurt/Main in Kürze
der dritte Paralympics-Trainingsstützpunkt (PTS) aufgebaut wird. Es würden
sich also auch die Übungsmöglichkeiten noch einmal verbessern.
Die angehende Ergotherapeutin Lindholm trainiert vier bis fünf Mal pro
Woche. Seit 2006 – zwei Jahre nachdem sie durch eine Entzündung des
Rückenmarks in den Rollstuhl gekommen war – spielt sie Rollstuhlbasketball.
„Davor hatte ich überhaupt keinen Sport betrieben. Rollstuhlbasketball
öffnet einem Türen. Ich musste da wohl ein bisschen zu meinem Glück
gezwungen werden“, sagte sie. Der Moment des größten Glücks war der Gewinn
von Paralympics-Gold in London im Finale gegen Australien. „Es war ein
Wahnsinnsgefühl, vor 16.000 Zuschauern zu spielen. Die Atmosphäre war
unglaublich. Genau genommen hält dieses Gefühl des Schwebens bis heute an“,
sagte Lindholm. Und dann formulierte sie noch eine Liebeserklärung an ihren
Sport. „Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, kein Rollstuhlbasketball zu
spielen. Dieser Sport hat mich ein bisschen ins Leben zurückgeholt.“
23 Jun 2013
## AUTOREN
Christian Görtzen
## TAGS
Schwerpunkt u24 taz
Behindertensport
Hamburg
Assistenz
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