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# taz.de -- Nach Schlaganfall von Platzeck: Wer kann‘s richten?
> Nach dem Schlaganfall von Matthias Platzeck ist offen, ob er den
> BER-Aufsichtsrat weiter leiten wird. Opposition fordert andere Besetzung.
Bild: Angeschlagen: Matthias Platzeck.
Es ist kein halbes Jahr her, dass Brandenburgs Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD) ankündigte, das Flughafenprojekt BER als Aufsichtsratschef
aus der Misere führen zu wollen. Nach seinem Schlaganfall bleibt nun
allerdings offen, ob der Job angesichts des enormen Drucks nicht doch zu
belastend ist. Auf die Frage, ob er als Konsequenz einen Teil seiner Posten
abgeben werde, sagte Platzeck der Märkischen Allgemeinen: „Ich will wieder
einhundertprozentig fit werden“ – und ließ sich damit vorerst alle Optionen
offen. Dem sei nichts hinzuzufügen, hieß es am Mittwoch aus der
Senatskanzlei in Potsdam.
Platzeck hatte der vergangenen Woche einen leichten Schlaganfall erlitten
und auch zuvor schon mehrfach mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
2006 hatte er nach zwei Hörstürzen sowie einem Nerven- und
Kreislaufzusammenbruch den SPD-Bundesvorsitz abgegeben, den er nur fünf
Monate innehatte. Den Posten des Aufsichtsratschefs der
Flughafengesellschaft hatte er im Januar von Berlins Regierendem
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) übernommen. Der war aufgrund der
geplatzten Eröffnung des Flughafens und Baustellenmängeln in die Kritik
geraten.
So sollte Platzeck den Karren aus dem Dreck ziehen. Er holte zunächst
Hartmut Mehdorn als neuen Chef in die Flughafengesellschaft und bildete
eine Arbeitsgruppe, die sich nur mit dem BER befasst. Auch der Ton, den er
in Sachen BER anschlug, war ein anderer: Er machte sich das Volksbegehren
für ein ausgedehnteres Nachtflugverbot zu eigen und versprach
diesbezügliche Verhandlungen mit den anderen Anteilseignern Berlin und Bund
– wenn auch bislang ohne Erfolg.
Und nun? In Brandenburg wird 2014 gewählt. Schafft Platzeck einen
anstrengenden Wahlkampf und gleichzeitig die Kontrolle der Pannen-Baustelle
BER? „Wenn Platzeck merkt, dass er nicht 100-prozentig fit für den Posten
im Aufsichtsrat ist, muss er sich um einen kompetenten Nachfolger kümmern“,
forderte am Mittwoch Martin Delius, Abgeordneter der Piraten in Berlin und
zudem Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses. Er warnte davor, dass
der Aufsichtsrat mit einem angeschlagenen Chef „noch weiter an Bedeutung
verliere“. Im Moment tanze Mehdorn allen auf der Nase herum. „Da braucht es
jemanden, der mit ihm auf Augenhöhe sprechen kann, der aber auch als
Moderator auftritt und seine Mehrheiten sammelt.“ Einen Nachfolger zu
finden, falls Platzeck das Amt doch zu viel werde, sei eine echte
Herausforderung, so Delius. „Die Landesvertreter aus der zweiten Reihe sind
alle eine Notlösung.“ Und Wowereit? „Das ist keine Option“, so Delius, h…
Wowereit doch in der Vergangenheit genug Fehler in dem Job gemacht.
Auch Andreas Otto, Abgeordneter der Grünen, bezeichnet eine Rückkehr
Wowereits als Aufsichtsratschef für „abwegig“. Man solle die Diskussion um
Platzecks Gesundheit zum Anlass nehmen, um den Aufsichtsrat ganz anders
aufstellen, forderte er. So müssten neben den Politikern auch Fachleute aus
dem Technik- und Wirtschaftsmanagement in dem Kontrollgremium vertreten
sein.
Ottos grüne Parteikollegen in Potsdam wollten am Mittwoch keine ähnlichen
Forderungen stellen. Sie halte die Debatte für verfrüht, sagte die
parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion in Brandenburg, Marie Luise
von Halem. „Herr Platzeck ist erfahren genug, solche Entscheidungen selbst
zu treffen, wenn sie denn anstehen.“ Es sei nur fair, ihn sich jetzt erst
einmal erholen zu lassen.
Platzecks Büro kündigte an, dass er am heutigen Donnerstag wieder anfangen
wolle zu arbeiten – und sich am Mittag auch zur Wiederaufnahme der
Amtsgeschäfte nach seiner Krankheit äußern werde.
26 Jun 2013
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
Sebastian Puschner
## TAGS
SPD
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Matthias Platzeck
Matthias Platzeck
Rücktritt
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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