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# taz.de -- Unruhe in der Vatikanbank: Rücktritte im Bankhaus des Herrn
> Geldwäsche, Machtkämpfe und zwei Rücktritte: In der Vatikanbank IOR
> rumort es. Eine Kommission soll nun aufklären, was in der Bank
> schiefläuft.
Bild: Die Vatikanbank hat zuletzt mit „umfassender Transparenz“ geworben �…
ROM taz | Die Vatikanbank IOR steht offenbar vor einem radikalen Umbau. Am
Montag legten sowohl der Direktor, Paolo Cipriani, als auch sein Vize,
Massimo Tulli, ihre Ämter nieder. Papst Franziskus hatte erst in der
vergangenen Woche eine Kommission eingesetzt, die Licht in die dunklen
Machenschaften des frommen Instituts bringen soll.
In den letzten Jahren hatte das Istituto per le Opere di Religione (IOR,
Institut für religiöse Werke) stets mit „umfassender Transparenz“ geworbe…
Den Verdacht, dass die im Vatikanstaat angesiedelte Bank ihren Kunden aktiv
bei der Schaffung von Schwarzgeldkonten und Geldwäsche behilflich ist,
wurde sie dennoch nicht los.
Im Grunde bestätigte ihn IOR-Präsident Ernst von Freyberg am Dienstag sogar
mit seinen Abschiedsworten: „Seit 2010 haben das IOR und seine Direktion
ernsthaft daran gearbeitet, Strukturen und Abläufe auf eine Linie mit den
internationalen Standards zur Bekämpfung der Geldwäsche zu bringen.“
Ernsthafte Arbeit, aber ohne Erfolg: „Heute ist klar, dass wir eine neue
Direktion brauchen, um den Rhythmus dieses Anpassungsprozesses zu
beschleunigen“, ließ von Freyberg verlauten.
Die Staatsanwaltschaft Rom ermittelt seit 2009 in diversen Verfahren rund
um von der IOR über italienische Banken abgewickelte
Millionentransaktionen, die alle eines gemeinsam hatten: Die effektiven
Nutznießer der Geldverschiebereien, die sich bisweilen hinter fantasielosen
Lieschen-Müller-Tarnnamen wie „Maria Rossi“ versteckten, blieben im
Dunkeln. Im Jahr 2010 führten die Ermittlungen schließlich zur
Beschlagnahmung von 23 Millionen Euro der IOR, die auf den Konten anderer
Banken geparkt waren.
## Transaktionen im Umfang von über einer Milliarde
Wenig gegen weitere Aktionen der Banker des Herrn: Innerhalb von 18 Monaten
nahmen sie auf einem Konto der US-Bankfiliale J. P. Morgan in Mailand von
2009 an Transaktionen im Umfang von über 1 Milliarde Euro vor. Doch sie
zeigten sich sowohl gegenüber den Staatsanwälten als auch gegenüber J. P.
Morgan wenig auskunftsfreudig über Herkunft und Bestimmung der
Riesensummen. J. P. Morgan wollte mit den Bankern nichts mehr zu tun haben
– und kündigte 2012 das Konto.
Dabei galt seit 2010 schon ein vollmundiges Bekenntnis zur Transparenz,
2011 trat sogar ein vom damaligen Papst Benedikt XVI. verfügtes
Anti-Geldwäsche-Gesetz in Kraft, mit dem die vatikaninterne Finanzaufsicht
Autorità di Informazione Finanziaria (AIF) geschaffen wurde. Wenn man
Insidern glaubt, wollte Benedikt ernsthaft durchgreifen.
Allerdings hatten seine Bemühungen vorerst nur ein Resultat: Sie
entfesselten einen Machtkampf um das IOR, in dem die Glasnost-Anhänger wie
der einstige Präsident Ettore Gotti Tedeschi – im Mai 2012 wurde er rüde
rausgeworfen – und der Präsident des AIF, Kardinal Attilio Nicora, gemobbt
und kaltgestellt wurden. Neben den Pädophilieskandalen gilt auch die
Vatikanbank als eine der beiden großen Niederlagen Benedikts.
## Papst Franziskus verspricht radikalen Umbau
Unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst setzte Nachfolger Franziskus ein
Zeichen für einen bevorstehenden radikalen Umbau. Gewiss, die Kirche
brauche das IOR, erklärte er, „aber nur bis zu einem gewissen Punkt“.
Die nun berufene „Berichtende Kommission“ soll Licht ins Dunkel bringen.
Wie nötig das ist, zeigte sich erst wieder in der vergangenen Woche. Da
ließ die Staatsanwaltschaft den Prälaten Nunzio Scarano aus der
vatikanischen Vermögensverwaltung zusammen mit einem Geheimdienstler und
einem Broker verhaften. Die drei hatten einen Schwarzgeldtransfer von 20
Millionen Euro aus der Schweiz nach Italien vorbereitet. Zur Geldwäsche
sollte natürlich das IOR-Konto Scaranos dienen.
2 Jul 2013
## AUTOREN
Michael Braun
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