| # taz.de -- Kommentar Mursi-Rede: Ein Held der Legitimität | |
| > Ägyptens Präsident Mursi will dem Druck von Militärs und Straße nicht | |
| > nachgeben. Wie der Plan B der Generäle aussieht, weiß niemand. | |
| Bild: Gut legitimiert? Wandgemälde gegen Mursi in Kairo. | |
| Insgesamt 57mal hat der ägyptische Präsident Muhammad Mursi in seiner Rede | |
| gestern Nacht das Wort „Scharaiya“ verwendet. Damit hat er nicht die | |
| Einführung der Scharia, des islamischen Rechts gefordert. „Scharaiya“ | |
| bedeutet Legitimität. Das ist seine Kernbotschaft: Ich bin der legitim | |
| gewählte Präsident. Wenn ihr mich loswerden wollt, müsst ihr putschen und | |
| mich gegen meinen Willen aus dem Präsidentenpalast tragen. | |
| Gleichzeitig haben die Muslimbrüder ihre Anhänger seit den Abendstunden | |
| massiv mobilisiert, um zu zeigen, dass nicht nur die Opposition, sondern | |
| auch die Unterstützer Mursis auf der Straße Muskeln haben. Die Botschaft | |
| ist klar und deutlich: Wenn ihr Mursi gewaltsam von seinem Amt entfernt, | |
| riskiert ihr einen Bürgerkrieg. Das Wort Algerien macht die Runde. | |
| Mursi ist also bereit, als „Märtyrer der Legitimität“ in die Geschichte | |
| einzugehen. Nun sind die Generäle am Zug, die sich durch ihr Ultimatum, das | |
| heute um 17 Uhr ausläuft, selbst verpflichtet haben. Bei Militärs darf man | |
| davon ausgehen, dass sie mehrere Schlacht-Szenarien entworfen haben. Aber | |
| derzeit weiß niemand, wie ihr Plan B aussieht. | |
| Um Druck zu machen, hat die Armee schon einmal ihre Ideen für die | |
| Post-Mursi-Zeit durchsickern lassen. Die stehen heute schon auf den | |
| Titelseiten der ägyptischen Tageszeitungen, um zumindest mediale Fakten zu | |
| schaffen. Ein Präsidenten-Rat soll formiert, das Oberhaus aufgelöst und die | |
| Verfassung außer Kraft gesetzt werden. | |
| Nur: Was tun mit Mursi? Es wäre ein Einfaches, ihn gegen seinen Willen vom | |
| Amt zu entfernen oder, wie von der Opposition nicht besonders klug | |
| gefordert, ihn von der Präsidentengarde festzunehmen zu lassen. Damit hätte | |
| die Armee zwar ihr Ultimatum erfüllt, aber sie hätte damit auch die Saat | |
| für die Radikalisierung der Islamisten und einen Konflikt, der uns auf | |
| Jahre hinaus beschäftigen könnte, gestreut. Von Demokratie braucht man den | |
| Islamisten dann nichts mehr erzählen. | |
| Fakt bleibt, dass der Druck für vorgezogene Präsidentschaftswahlen durch | |
| die Massenproteste auf der Straße groß ist. Und nur von dort sollte der | |
| Druck kommen. Wer nach der Armee als schnellen Königmacher ruft, der ist | |
| denkbar schlecht beraten. | |
| 3 Jul 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Karim Gawhary | |
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