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# taz.de -- Kolumne Der Kampfradler: Das ist die Erleuchtung!
> Entgegen ursprünglichen Plänen sollen künftig nun doch alle Fahrradlampen
> legalisiert werden. Weil ein Hamburger Politiker die „taz“ liest.
Bild: Nicht jeder Radler ist ein Kampfradler
Lieber Peter Ramsauer,
ich muss mich erstmal kurz bei Ihnen entschuldigen. Denn vor einer Woche
hatte ich Sie ja [1][an dieser Stelle] heftig angefahren. Es ging um Ihre
großspurige Ankündigung in der Saarbrücker Zeitung, „Millionen Radfahrer“
künftig vor Strafe zu schützen, indem Sie die Dynamopflicht für Fahrräder
abschaffen.
Allerdings sollten – wie aus der im Bundesrat zu Abstimmung stehenden
[2][48. Verordnung zur Veränderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften]
hervorging – nicht all die Batterielampen legalisiert werden, mit denen
fast jeder längst, aber immer noch verbotenerweise rumfährt. Sondern nur
solche mit Akkus, die zudem auch dem Fahrer noch „sinnfällig“ anzeigen
sollte, wie sehr das Ding noch geladen ist. Anders gesagt: Ohne Neukauf
einer Lampe wären weiterhin viele illegal durch die Nacht gestrampelt. Und
das nutzt eher der Lampenindustrie als den Radlern.
Mittlerweile weiß ich, dass dieses ärgerliche Detail gar nicht auf Ihrem
Mist gewachsen ist, sondern auf einer Initiative aus dem rot-grün regierten
Niedersachsen beruht. Ich hatte nur dummerweise gedacht, ein
Bundesverkehrsminister, der sich so stark selbst auf die Schulter klopft,
steckt auch hinter der Initiative, mit der er sich brüstet. Nun ja, mein
Fehler, wie gesagt, sorry! Und wahrscheinlich haben Sie meinen kleinen
Brief in der taz eh nicht gelesen.
Das haben aber zum Glück viele andere gemacht, zum Beispiel Wolfgang
Schmidt aus Hamburg. Der ist nicht nur irgendein SPD-Mitglied, sondern auch
noch [3][Staatsrat und Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Hamburg
beim Bund]. In anderen Bundesländern nennt man das Staatsekretär. Das sind
diese Typen, die Ministern wie Ihnen Herr Ramsauer, ein wenig die Arbeit
abnehmen.
## Erlaubt ist, was Licht macht!
Jedenfalls hat sich Wolfgang Schmidt gleich mal an die Arbeit, sprich
sachkundig gemacht. Und dann – man glaubt es kaum, wie schnell Politik
handeln kann – für die entscheidende Bundesratssitzung am Freitag noch
schnell per Rundmail [4][eine Neufassung] vorgelegt. In der heißt es – wir
lassen jetzt mal das Bürokratendeutsch weg – kurz gesagt: erlaubt ist, was
Licht macht! Ganz egal ob der Strom dafür von einem Dynamo, von einem Akku
mit oder ohne Kapazitätsanzeige oder von einer Batterie kommt.
Das Beste daran aber ist: Der Bundesrat hat diese Neufassung dann auch noch
beschlossen. Das ist die Erleuchtung! Großartig! Wow!
Allerdings, und jetzt kommen Sie lieber Herr Ramsauer wieder ins Spiel, es
gibt noch ein Problem. Sie als Bundesverkehrsminister müssen diesen echten
Fortschritt jetzt noch abzeichnen. Und Ramse, jetzt mal unter uns
Kampfradlern, das machen Sie doch mit links, oder? Ist doch bald
Bundestagswahl. Sie dürfen auch gern wieder den Anschein erwecken, diese
groß angelegte Legalisierung wäre auf Ihrem Mist gewachsen. Ich verrat auch
niemandem, wer tatsächlich dahinter steckt.
Herzlich, Ihr
Gereon Asmuth
7 Jul 2013
## LINKS
[1] /Kolumne-Der-Kampfradler/!119000/
[2] http://www.bundesrat.de/cln_350/nn_2372724/SharedDocs/Drucksachen/2013/0401…
[3] http://www.hamburg.de/staatsraete/2830928/lebenslauf-schmidt.html
[4] http://www.bundesrat.de/cln_350/SharedDocs/Drucksachen/2013/0401-500/445-3-…
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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Akku
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