# taz.de -- Kommunalwahlen in Mexiko: Urnengang unter Feuer | |
> Kommunalwahlen in Mexiko sind eine blutige Angelegenheit. Politiker | |
> wurden ermordet. Vielerorts ist von Wahlbetrug die Rede. | |
Bild: Die Wählerin kann nur hoffen, dass ihre Stimme ordnungsgemäß gezählt … | |
BERLIN taz | Schüsse, Anschläge, Morde – die Kommunalwahlen in Mexiko am | |
Sonntag waren überschattet von einer Welle der Gewalt. Im Bundesstaat | |
Veracruz wurde ein Kandidat erschossen, in Baja California stand nach einem | |
Angriff mit Molotowcocktails das Haus eines Anwärters in Flammen. Politiker | |
verschiedener Parteien kritisierten zudem massive Wahlfälschungen. | |
Bei den Wahlen ging es in 15 von 32 Bundesstaaten um Bürgermeister, lokale | |
Abgeordnete sowie einen Gouverneur. Insgesamt scheint die regierende PRI | |
gewonnen zu haben. | |
Bereits im Vorfeld wurden mindestens acht politische Vertreter oder deren | |
Angehörige ermordet, mehrere wurden entführt. Im Bundesstaat Oaxaca starben | |
ein Politiker der sozialdemokratischen Partei PRD sowie ein Aktivist der | |
linken „Bürgerbewegung“, in anderen Regionen wurden ebenso PRD-Mitglieder | |
gewaltsam angegriffen. | |
Auch Kandidaten der konservativen PAN sowie der regierenden PRI des | |
Präsidenten Enrique Peña Nieto wurden Opfer der Gewalt. In den | |
Bundesstaaten Chihuahua, Sinaloa und Durango, die von der Mafia dominiert | |
werden, kamen drei PRI-Männer sowie ein Kandidat der Bürgerbewegung ums | |
Leben. Einige PAN-Politiker hatten unter Druck auf ihre Kandidatur | |
verzichtet. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass je so viele | |
Kandidaten ermordet wurden“, erklärte der Sicherheitsexperte Jorge Chabat. | |
Die meisten der Urnengänge fanden in ländlichen Regionen statt, in denen | |
die Kartelle das Sagen haben. Auch wenn für einige Gewalttaten politische | |
Streitereien zwischen Parteigängern verantwortlich sein mögen, steht außer | |
Frage, dass viele der Angriffe auf das Konto der Kriminellen gehen. | |
## Rückschlag für den Staatschef | |
Die Kontrolle lokaler Behörden ist für die Mafia elementar, um sicher | |
Drogen anbauen, illegale Waren transportieren oder Menschen entführen zu | |
können. Häufig setzen die Kartelle auf alte korrupte Strukturen der PRI, | |
die 70 Jahre lang die Regierung stellte. Allerdings sind auch Mitglieder | |
anderer Parteien in das kriminelle Geschäft verwickelt. Benito Nacif von | |
der Nationalen Wahlbehörde resümierte: „Das Organisierte Verbrechen ist | |
inzwischen noch bemühter, die lokalen Regierungen zu kontrollieren“. | |
Für Staatschef Peña Nieto ist die Gewaltwelle ein Rückschlag. Der | |
PRI-Politiker war letztes Jahr auch an die Macht gekommen, weil die Wähler | |
darauf gesetzt hatten, dass die PRI die Kartelle in ihre Schranken weisen | |
kann. Mit einem „Pakt für Mexiko“ wollte er zudem gemeinsam mit den großen | |
Parteien PRD und der PAN mit Hilfe struktureller Reformen die soziale Lage | |
der Bevölkerung verbessern und so für mehr Sicherheit sorgen. | |
Erste Zahlen der Regierung legen Fortschritte nahe: Demnach sollen die | |
Morde im März im Vergleich zum Vorjahr um 17,1 Prozent zurückgegangen sein. | |
Menschenrechtler bezweifeln diese Angaben und verweisen auf die zunehmenden | |
Entführungen und Angriffe auf Aktivisten. | |
Die Wahlen galten auch als Feuerprobe für den „Pakt für Mexiko“. Bereits … | |
Wahlkampf war angesichts der Angriffe und Einschüchterungen an gemeinsames | |
Vorgehen kaum zu denken. Die jetzt aufkommenden Betrugsvorwürfe könnten das | |
Bündnis endgültig zusammenbrechen lassen. | |
9 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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