| # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
| > Kein Terroranschlag, ein Supergrundrecht, die Bayern-SPD wird bei 18 | |
| > Prozent überwacht und Theo Zwanziger beim Christopher Street Day. | |
| Bild: Soll geheime Verbindungen zum DFB haben, ist aber nicht darüber informie… | |
| taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? | |
| Friedrich Küppersbusch: Das Spitzelstaat-Thema mobilisiert nicht im | |
| Wahlkampf. | |
| Was wird besser in dieser? | |
| Ein Terroranschlag, und die Union geht über 40 Prozent. | |
| Angela Merkel stellt fest: „Deutschland ist kein Überwachungsstaat“! Alles | |
| gut jetzt? | |
| „Es ist nicht meine Aufgabe, mich in Details von griechischen | |
| Staatsanleihen einzuarbeiten“ – so eine Hohlladung müsste Merkel schon | |
| raushauen, um Steinbrücks Wahlkampf noch mal wachzuküssen. Der gleiche Satz | |
| mit „Details von prism“ funktioniert – für viele Unionswähler, denen das | |
| Netz Thingstätte von Kinderporno und Bombenbastlern dünkt. Und es ist die | |
| klügste Zweitstimmenkampagne, die der FDP jemals nicht selbst eingefallen | |
| ist. Merkel hat etwas zu verbergen, und immerhin gelingt ihr das: ihre | |
| Detailkenntnis. | |
| Die Bayern-SPD kommt nur noch auf 18 Prozent. Müssen wir uns auf ewig mit | |
| der CSU arrangieren? | |
| Zumal es infratest/dimap-Zahlen sind, also ohne den forsatypischen | |
| SPD-Hasskäppchen-Faktor. Immerhin liegt Spitzenkandidat Ude bei einem | |
| persönlichen Wert von 35 Prozent – die SPD kann also auch noch an sich | |
| selbst scheitern und braucht dafür keinen Steinbrück. Die Highlights des | |
| CSU-Wahlkampfes – Familienfilz, Höneß-Gekumpel und Betreuungsgeld – muss | |
| man wohl als heimliche Attraktionen zu sehen lernen. Die SPD müsste sich | |
| also Themen wie Korruption, Vetternwirtschaft und einem zartblau | |
| vordemokratischen Staatsverständnis öffnen. Dafür taugt ihr Spitzenkandidat | |
| aber nix. | |
| Innenminister Friedrich erklärt Sicherheit zum „Supergrundrecht“. War der | |
| zu lange in der Sonne? | |
| Der Begriff „Sicherheit“ tauchte im Grundrechtekatalog erst unter Artikel | |
| 13 auf, und dort im Bezug auf „Sicherheit vor Seuchen“ oder „Behebung der | |
| Raumnot“. Inzwischen ist der Artikel ziemlich gebotoxt mit allerhand | |
| staatlichen Übergriffen – doch ein „Grundrecht auf Sicherheit“ enthält … | |
| Verfassung nicht. Der Verfassungsminister steht nicht auf dem Boden der | |
| freiheitlich-demokratischen Grundordnung. | |
| Wikileaks-Informant Manning muss mit sehr langer Haft rechnen. Der | |
| Mordprozess um den Tod des schwarzen Teenagers Martin endete dramatisch: | |
| Das Gericht sprach den Nachbarschaftswächter Zimmerman frei. Verstehen Sie | |
| das US-Justizsystem? | |
| Noch drastischer das Beispiel einer schwarzen Frau, die ihrem gewaltsamen | |
| Mann mit einem Schuss in die Zimmerdecke erschreckte und dafür 20 Jahre | |
| Haft bekam. Neben allem, was Obama zu Rassenjustiz immerhin angedeutet hat, | |
| taumeln wir Deutsche noch im „Hilflosen-Musterschüler-Syndrom“: Das Meiste, | |
| was wir an Demokratie erlernt und erworben haben, danken wir den | |
| Amerikanern. Die halten sich – siehe auch Prism – noch weniger dran als | |
| wir, ihre mäßig konsequenten Schüler. Fassungslosigkeit hier ist lebendiger | |
| Ausdruck der Nähe, der Freundschaft. | |
| Der US-Rolling-Stone präsentiert auf dem Titel ein Foto des mutmaßlichen | |
| Boston-Bombers Dzhokar Tsarnaev. Geschmacklos? | |
| Wie viele Titelgeschichten hatte Breivik? Welche Publikationen wären pleite | |
| ohne Hitler-Titel? Irritierend ist der Schnappschuss durch seine | |
| Verstärkung per Popmusik-Assoziation – das sieht halt aus wie der Frontmann | |
| einer hoffnungsvollen Grungeband. Mal jenseits aller berechtigten Kritik an | |
| der Radaugeilheit der Illustrierten: Sie bildet hier einen Teil des Terrors | |
| ab, den die herkömmlichen Medien nicht in den Griff bekommen. | |
| Die Bundesjustizministerin hat mit mehreren Profifußballklubs eine | |
| Erklärung gegen Homophobie vorgestellt. Es ist von einem historischen | |
| Schritt die Rede – was halten Sie davon? | |
| Leutheussers Vorschlag, einen DFB-Wagen zum Christopher-Street-Day | |
| beizusteuern, mag ich. Theo Zwanziger hatte den Frauenfußball fokussiert – | |
| in welchem Business kann man mit einer Idee das Umsatzpotenzial verdoppeln? | |
| Und so wird sich auch der Profifußball der Sache erst annehmen, wenn klarer | |
| wird, welche wirtschaftliche Macht Schwule im Fußball repräsentieren. | |
| Und was machen die Borussen? | |
| Sabine hat das mit Kabelbindern am Gitter vorm Klofenster gelöst: so einen | |
| Ständer für die BVB-Fahne an Heimspieltagen. Die muss man hinterher jedes | |
| Mal durchschneiden, Ökofrevel. Also durchsuchte ich sämtliche Baumärkte | |
| nach dem „Andiefassadedübelbarenfahnenständer“ und kam heim mit einem | |
| Ersatzteil für die Reling von Segelschiffen, das so ähnlich aussieht. In | |
| Dortmund haben Baumärkte Regale für Yachtbesitzer, und wir nehmen wieder | |
| Kabelbinder. FRAGEN: CAK, ANM | |
| 21 Jul 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Friedrich Küppersbusch | |
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