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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Hannemann?
> Plagiat ist besser als Präzisionsgewehr, Rammstein besser als Heino,
> Spukschloss besser als Grinsen und alles ist besser als die Lindenstraße.
Bild: Der hellste Stern von allen: Heino auf dem Wacken.
Herr Hannemann, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Uli Hannemann: Vor dem Schwimmengehen die Brille abzusetzen, um dann nach
ausgiebigem Bad im See das behördliche Blaualgen-Warnschild zu entdecken,
war sicher suboptimal. Der Volksseuche Kurzsichtigkeit kann über kurz oder
lang nur mit größeren Buchstaben auf größeren Schildern begegnet werden.
Und was wird besser in dieser?
Die neue Bundesligasaison beginnt.
Nach Guttenberg und Schavan nun auch Bundestagspräsident Norbert Lammert.
Wird der Plagiatsvorwurf zum neuen Mittel, um Politiker loszuwerden?
Das ist allemal geschmeidiger, als sie vom Hochhausdach mit dem
Präzisionsgewehr zu erschießen. Von daher können wir die Methode nur
begrüßen. Bedenken sollte man, dass Lammert mit der Note „cum laude“ (sine
summa!) bereits gestraft genug ist, die sonst nur Sitzenbleibern und
Volkshochschülern vorbehalten bleibt.
Die Deutschen sind laut ARD-Deutschlandtrend zufrieden wie nie mit der
Bundesregierung und das trotz NSA-Affäre und Drohnen-Debakel. Ist die Hitze
schuld?
Was für eine Affäre? Welches Debakel? Ohne das Sommerloch wäre es doch
nicht mal eine Kurzmeldung wert, dass wir seit Jahren bis aufs Mark
durchleuchtet werden und Unsummen in einem Rüstungsorkus für bescheuertes
Männerspielzeug verschwinden. Aber die Dankbarkeit für die Hitze spielt
sicher eine Rolle. Nicht zuletzt sorgt ja das Bundesumweltministerium für
das schöne Wetter. Und das gehört doch schließlich auch zur
Bundesregierung, oder?
Silvio Berlusconi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt und soll ein Jahr
ins Gefängnis, in Hausarrest oder Sozialstunden ableisten. Was würde am
besten zu ihm passen?
Am besten zu ihm passen würde: im Bordell die Bettpfannen zu leeren. Zu
wünschen ist ihm allerdings diejenige Lösung, bei der ihm am schnellsten
sein feistes Grinsen vergeht. Also Hausarrest in einem Spukschloss.
Beim Heavy-Metal-Festival Wacken hat die Band Rammstein Schlagersänger
Heino zu einem Gastauftritt auf die Bühne geholt. „Blau blüht der Enzian“
oder „Sonne“ – was hören Sie lieber?
Da ich ein Freund der wertvollen Wissensvermittlung durch deutsches Liedgut
bin, höre ich am liebsten das Lied „Sonne“. Besonders die Zeile „Sie ist
der hellste Stern von allen“ erklärt mir im Moment so einiges. Zum
Beispiel, wofür eine „Sonnenbrille“ gut ist. Das unangenehme Stechen in den
Augen hat auch prompt aufgehört. Der Enzian-Song gibt mir viel weniger.
Papst Franziskus hat vergangene Woche mit seiner Äußerung gegen die
Ausgrenzung von Homosexuellen für Aufsehen gesorgt. Ein Meilenstein oder
überbewertet?
Vollkommen überbewertet. Franziskus findet es zwar nicht mehr so richtig
schnafte, wenn Homosexuelle verfolgt und verprügelt werden. Die Schnauze
halten sollen sie trotzdem. Was Putin als Ziel ja ebenfalls genügen würde.
In Uruguay wird Anbau, Kauf und Konsum von Marihuana legalisiert. Wann
zieht Deutschland mit?
Es ist noch hie und da ein leichtes Sträuben zu erkennen. Doch sobald der
Würgeengel vom Himmel steigt, die Residenzpflicht für Asylbewerber
aufgehoben und die Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann zur
Bundeskanzlerin gekürt wird, stehen die Aussichten nicht schlecht.
Thyssen-Krupp Patriarch Berthold Beitz ist letzte Woche im Alter von 99
Jahren gestorben und wird zur Legende stilisiert. Haben Sie auch dieses
Verlangen, zu älteren Männern aufzuschauen?
Jedes Mal, wenn ich so ein abstruses Verlangen verspüre, knie ich mich vors
Waschbecken und blicke nach oben in den Badezimmerspiegel. Das hilft.
Die „Lindenstraße“ steht angeblich vor dem Aus: zu teuer, zu wenig
Einschaltquoten. Würden Sie die Serie vermissen?
Ich würde sie nicht vermissen und hoffe, dass dann auch endlich wieder mehr
Skispringen gezeigt wird. Und Tanz. Oh, ich liebe Tanz
(in-die-Hände-klatsch)!
In Berlin-Reinickendorf haben Einwohner versucht, die Kinder von
Asylsuchenden daran zu hindern, auf einem Spielplatz zu spielen. Darf man
Reinickendorfer abschieben?
Abschieben sollte man niemanden, nirgends. Stattdessen sollte man verstärkt
ferne Länder mit ihnen beschicken, damit sie sich dort mal ein bisschen
umsehen. Das bildet Herz und Verstand und sie werden entdecken, dass es
eine Welt hinter Wittenau gibt.
Und was macht Hertha BSC?
Bereitet sich gewissenhaft auf den nächsten Abstieg vor.
FRAGEN: ANM
4 Aug 2013
## AUTOREN
Uli Hannemann
## TAGS
Heino
Berlusconi
Norbert Lammert
NSA
Papst
Wahlkampf
Schwerpunkt Angela Merkel
Friedrich Küppersbusch
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