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# taz.de -- Die Wahrheit: Die Geschäfte des Prince Charles
> Der britische Thronfolger ist auch ein Unternehmer mit mittelalterlichen
> Rechten, der sehr zur Freude der Briten Steuerfreiheit genießt.
Wann ist ein Unternehmen kein Unternehmen? Wenn es dem britischen
Thronfolger Prinz Charles gehört. Nachdem der Haushaltsausschuss des
britischen Unterhauses Google, Amazon und Starbucks in die Mangel genommen
hatte, war vorige Woche das Herzogtum Cornwall dran. Das fällt dem
Erstgeborenen der britischen Monarchie am Tag seiner Geburt in den Schoß,
und der Titel „Herzog von Cornwall“ dazu.
Nun ist dieses Herzogtum nicht etwa nur eine hübsche Gegend, in der Charles
in Ruhe auf die Jagd gehen kann, sondern es macht Profit – mit organischer
Marmelade, mit Keksen, Suppen, Säften und Körperpflegeprodukten, die alle
ein geschütztes Markenzeichen tragen. Viel mehr Geld bringen allerdings die
Immobiliengeschäfte ein. Das Herzogtum ist 540 Quadratkilometer groß, liegt
aber trotz seines Namens hauptsächlich in Devon. Zu seinen Besitztümern
gehören Mietshäuser, Supermärkte und Hotels.
Das klinge doch wie ein Unternehmen, meinte Margaret Hodge, die Vorsitzende
des Haushaltsausschusses, die Charles‘ Privatsekretär William Nye vorigen
Montag vorgeladen hatte. Ach was, meinte der. Es sei lediglich eine
Ansammlung privater Ländereien und deshalb von der Unternehmenssteuer
befreit.
Die Anhörung geriet zu einer lebhaften Diskussion über die Vorzüge des
Mittelalters, als die Welt der Royals noch in Ordnung und der König
absoluter Herrscher war. Damals, im Jahr 1337, wurde das Herzogtum Cornwall
von Edward III. für seinen Sohn Edward, den „schwarzen Prinzen“,
geschaffen. Niemand fragte nach irgendwelchen Steuern, und Charles findet,
es sei auch heute noch ungehörig, in seinen Finanzen herumzustöbern. Der
schwarze Prinz starb übrigens ein Jahr vor seinem Vater und war der erste
Prinz of Wales, der es nicht auf den Thron geschafft hat. Die Krone ging an
seinen minderjährigen Sohn.
Das wäre der Nation auch in Sachen Charles recht. Aber er ist nun mal
Thronfolger Nummer Eins, falls er seine Mutter überlebt, und man kann ihn
aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht überspringen, auch wenn die
meisten Briten sich das wünschen. Sonderlich beliebt war er bei seinen
künftigen Untertanen noch nie, und nun gilt er obendrein als
Steuerflüchtling. Rund 20 Millionen Pfund Profit macht sein Herzogtum im
Jahr, steuerfrei. Hinzu kommen noch andere Einnahmequellen, die seit dem
Mittelalter gelten. Stirbt zum Beispiel ein Untertan, ohne ein Testament zu
hinterlassen, fällt das Erbe an Charles. Auch Schiffwracks, die an den
Strand von Cornwall gespült werden oder vor der Küste im Meer dümpeln,
gehören dem Thronfolger, ebenso wie alle „königlichen Fische“. Das sind
Wale, Störe und Delfine.
Charles stecke sich den Profit seines Herzogtums doch nicht in die eigene
Tasche, beschwichtigte sein Privatsekretär. Er bekomme ein Gehalt, auf das
er zwar proportional weniger Steuern als sein Diener zahlt, aber er müsse
die Vermögenswerte „für künftige Generationen“ verwalten. Das neue Baby,
Charles‘ erstes Enkelkind, soll später ja nicht mit leeren Händen dastehen.
28 Jul 2013
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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