# taz.de -- Islamisten-Partei in Bangladesch: Ausgeschlossen von der Wahl | |
> Das Oberste Gericht hat Jamaat-e-Islami vom kommenden Urnengang | |
> ausgeschlossen. Human Rights Watch kritisiert die Brutalität der Polizei | |
> gegen religiöse Parteigänger. | |
Bild: Soldaten bewachen die säkular gestimmten Richter des Obersten Gerichtsho… | |
DHAKA/NEW DEHLI afp/dpa | Bangladeschs größte islamistische Partei darf zu | |
den Wahlen im kommenden Jahr nicht antreten. Der Oberste Gerichtshof | |
entschied am Donnerstag, dass die Partei Jamaat-e-Islami in ihren Statuten | |
gegen die säkulare Verfassung verstoße. Die Registrierung zur Wahl sei | |
damit illegal, sagte der Vorsitzende Richter Moazzem Hossain in der | |
Hauptstadt Dhaka. | |
Seit Monaten kommt es in dem Land zu gewalttätigen Auseinandersetzungen | |
zwischen Sicherheitskräften und den Anhänger von Jamat-e-Islami. Diese | |
protestieren gegen die Verurteilung führender Parteifunktionäre in | |
Kriegsverbrecherprozessen, die Gräueltaten während der | |
Unabhängigkeitskriegs von 1971 aufarbeiten sollen. | |
Bangladeshs Wahlkommission teilte mit, dass Jamaat nach der Entscheidung | |
des Obersten Gerichtshofs keine Kandidaten aufstellen dürfe. Ein | |
Kommissionsmitglied sagte: „Die Partei kann weiterhin andere politische | |
Aktivitäten verfolgen.“ Falls Jamaat ihre Statuten ändere, könne sie sich | |
auch erneut zu der für Januar kommenden Jahres angesetzten Wahl | |
registrieren lassen. | |
Die Richter gaben in ihrem Urteil einem Antrag statt, der bereits im Januar | |
2009 eingereicht worden war und nach dem Jamaat nie als politische Partei | |
hätte registriert werden dürfe. | |
## Berufung angekündigt | |
Der Anwalt der Partei, Tajul Islam, kündigte an, gegen das Urteil in | |
Berufung gehen zu wollen. Abdullah Taher, ein führender Vertreter von | |
Jamaat, sagte: „Wir sind fassungslos. Die Entscheidung spiegelt den Willen | |
der Regierung wider.“ | |
Taher warf dem Gericht vor, sich dem Druck von Ministerpräsidentin Sheikh | |
Hasinas säkularer Regierung gebeugt zu haben und kündigte Proteste an. „Das | |
Urteil wird das Land weiter destabilisieren“, fügte er hinzu. | |
Der Urteilsspruch war während verschärfter Sicherheitsvorkehrungen vor dem | |
Gerichtsgebäude verkündet worden. Vorerst blieben befürchtete | |
Ausschreitungen allerdings aus. | |
## Human Rights Watch kritisiert Polizei | |
Unterdessen hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schwere | |
Vorwürfe gegen Bangladeschs Sicherheitskräfte erhoben. Bei den Protesten in | |
den vergangenen Monaten sollen Polizisten, Grenzschützer und | |
paramilitärische Kräfte zahlreiche Demonstranten und Zuschauer brutal | |
zusammengeschlagen und in die Menge gefeuert haben. | |
150 Menschen seien gestorben, darunter auch Kinder, heißt es in einem am | |
Donnerstag in New York veröffentlichten Bericht. Einige verhaftete Personen | |
seien kaltblütig hingerichtet worden. | |
Seit Februar liefern sich die Islamisten in Bangladesch Straßenschlachten | |
mit der Polizei. Ihre Proteste richten sich gegen Kriegsverbrecherprozesse, | |
die Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg von 1971 aufarbeiten sollen. | |
Angeklagt sind viele führende Mitglieder der islamistischen Partei | |
Jamaat-e-Islami. | |
Im Mai belagerten Hunderttausende Mitglieder einer anderen islamischen | |
Organisation, Hefazat-e-Islam, die Hauptstadt Dhaka, um die Einführung | |
drastischer islamischer Gesetze zu erzwingen. | |
Der Asiendirektor von Human Rights Watch, Brad Adams, erklärte, die | |
Regierung müsse dringend die Sicherheitskräfte zügeln, um weiteres | |
Blutvergießen zu verhindern. Diese hätten nach den Protesten auch Zeugen | |
eingeschüchtert und zahlreiche Menschen willkürlich festgenommen. | |
1 Aug 2013 | |
## TAGS | |
Jamaat-e-Islami | |
Islamismus | |
Bangladesch | |
Dhaka | |
Bangladesch | |
Rana Plaza | |
Bangladesch | |
Pakistan | |
Bangladesch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Proteste zum Wahltag in Bangladesch: Regierung setzt Opposition fest | |
Ein Jahr nach der umstrittenen Wahl in Bangladesch drangsaliert die | |
Regierung die größte Oppositionspartei. Deren Chefin droht nun ein Prozess | |
wegen Mordes. | |
Nach Textilfabrik-Einsturz in Bangladesch: KiK sieht keine Bringschuld | |
Textildiscounter KiK meint, durch ärztliche Betreuung ausreichend | |
Verantwortung nach dem Einsturz der Fabrik in Bangladesch übernommen zu | |
haben. | |
Fabrikeinsturz in Bangladesch: Warten auf Entschädigung | |
Die Opfer des Fabrikeinsturzes vor drei Monaten müssen immer noch allein | |
mit den Folgen klarkommen. Eine Kompensation haben sie bislang nicht | |
erhalten. | |
Kriegsverbrecher-Urteil in Bangladesch: 90 Jahre für 91-jährigen Islamisten | |
Der ehemalige Chef der radikalislamischen Partei Jamaat-e-Islami muss für | |
90 Jahren in Haft. Wie bei vorherigen Urteilen in Dhaka, werden Proteste | |
erwartet. | |
Fabrikeinsturz in Bangladesch: Die Glücksritter vom Rana Plaza | |
Mit wenig Geld und einem wackeligen Geschäftsmodell haben zwei | |
Fabrikbesitzer in Bangladesch jahrelang gut verdient. Dann brach alles mit | |
dem Rana Plaza zusammen. |