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# taz.de -- Mursi-Anhänger erwarten Armee-Sturm: Die Steine liegen bereit
> Kommt der Angriff der Armee noch vor dem Ende des Ramadan, fragen sich
> die Islamisten. Die USA versuchen weiterhin, zu vermitteln.
Bild: Ein Mursi-Sympathisant schreit die Wut raus.
BERLIN taz | Wird die ägyptische Regierung tatsächlich, wie seit Tagen
angedroht, die Protestlager der Mursi-Anhänger gewaltsam auflösen? Diese
Frage stellen sich Tausende Sympathisanten des entmachteten Präsidenten
Mohammed Mursi, die seit über einem Monat für dessen Wiedereinsetzung
demonstrieren. Am Sonntag teilte das höchste Sicherheitsgremium des Landes,
der Nationale Verteidigungsrat, mit, dass die Suche nach einer friedlichen
Einigung nicht endlos dauern könne.
Eine Räumung der Lager dürfte ohne den Einsatz massiver Gewalt kaum möglich
sein. Bislang haben die Demonstranten keinerlei Bereitschaft gezeigt, die
Proteste freiwillig zu beenden. Allerdings signalisierte ein Sprecher der
Pro-Mursi-Allianz am Sonntag erstmals Kompromissbereitschaft. Der
Nachrichtenagentur Reuters sagte er, die Wiedereinsetzung Mursis als
Präsident sei ein Detail für künftige Gespräche. Das Militär hatte Anfang
Juli gegen Mursi geputscht, nachdem im ganzen Land Millionen gegen ihn auf
die Straße gegangen waren.
In den Protestlagern haben die Mursi-Anhänger Vorbereitungen getroffen, um
sich gegen eine Räumung zur Wehr zu setzen. Etwa zehn Mauern aus
aufeinander geschichteten Steinen schützen das größte Protestcamp im
Kairoer Randbezirk Nasr City. Dahinter haben die Demonstranten eine
Barrikade aus Sandsäcken errichtet. Ein Haufen handgroßer Steine liegt
bereit, um mögliche Angreifer mit Wurfgeschossen abzuwehren. Unklar ist
jedoch, wann die Sicherheitskräfte die Räumungsdrohung in die Tat
umsetzten. Am Donnerstag beginnt das Fest zum Ende des Ramadan. Dass die
Regierung während der islamischen Festtage gegen die Mursi-Anhänger
vorgeht, ist unwahrscheinlich.
Unterdessen forderte Armeechef Abdel Fatah al-Sisi die USA auf, die
Muslimbrüder, die die Pro-Mursi-Proteste anführen, zum Einlenken zu
bewegen. „Die US-Regierung hat großen Einfluss auf die Muslimbrüder sowie
viele Möglichkeiten, Druck auszuüben, und ich würde es sehr begrüßen, wenn
sie dies nutzte, um den Konflikt zu lösen,“ sagte al-Sisi der Washington
Post. In Kairo bemühte sich US-Vizeaußenminister William Burns darum,
zwischen den verfeindeten Lagern zu vermitteln.
## Kein Putsch - aus finanziellen Gründen
Zuvor hatte US-Außenminister John Kerry die Entmachtung Mursis erstmals in
klaren Worten gelobt. Die Armee habe „die Demokratie wiederhergestellt“,
sagte Kerry am Freitag. Die US-Regierung bezeichnet den Putsch gegen Mursi
nicht als solchen, da sie dies rechtlich zwingen würde, Finanzhilfen für
das ägyptische Militär einzustellen.
Am Rande des politischen Konflikts schwelen auch die konfessionellen
Spannungen im Land weiter. In der Provinz Al-Minia ist es am Wochenende zu
mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen
gekommen. Unter anderem haben Muslime in dem Dorf Raida Medienberichten
zufolge am Samstagabend eine Kirche und mehrere Häuser von Christen mit
Steinen beworfen. Trotz der Spannungen zwischen den Religionsgruppen tragen
die Ägypter jedoch keinen konfessionellen Konflikt aus. Sowohl ein Großteil
der Anhänger Mursis wie auch seiner Gegner sind gläubige sunnitische
Muslime.
4 Aug 2013
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Kairo
Armee
Mursi
Ramadan
John Kerry
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Mohammed Mursi
Ägypten
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Muslimbruderschaft
USA
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