# taz.de -- Eishockeystar Felski im Interview: „Du lernst erst zu gewinnen, w… | |
> Eisbär Sven Felski beendet seine Karriere. Ein Gespräch über | |
> Vereinstreue, Ost-Fans und ein Wohnzimmer aus Wellblech. | |
Bild: Frank Hoerdler, Richard Regehr und Sven Felski (v.l.n.r.) nach dem Gewinn… | |
taz: Herr Felski, die NDW-Band Grauzone sang einmal „Eisbär’n müssen nie | |
weinen“. Bei dem Spiel am Samstag wird das schwierig, oder? | |
Sven Felski: Ich habe mir da noch nicht so viele Gedanken drüber gemacht. | |
Es kann durchaus sein, dass die eine oder andere Träne kommt. Es wird | |
emotionale Momente geben, ist ja klar nach so vielen Jahren. | |
Wie war es im vergangenen Oktober für Sie, als Ihnen der Vereinsarzt sagte, | |
es sei besser aufzuhören? | |
Vielleicht war es das richtige Signal des Körpers zur rechten Zeit. | |
Insgesamt bin ich gut durch 20 Jahre Profi-Eishockey gekommen – die eine | |
oder andere langwierige Verletzung ist ja normal. Und es scheint ein guter | |
Zeitpunkt, um abzutreten. | |
Warum? | |
Vom Verlauf meiner Karriere geht’s eigentlich gar nicht besser: In den | |
vergangenen Jahren wurden wir immer erfolgreicher, es ging stetig aufwärts. | |
In den ersten sieben oder acht Jahren habe ich eine Zeit erlebt, wo der | |
Verein finanzielle und sportliche Probleme hatte, wo wir gar nicht | |
erfolgreich waren. Aber auch das prägt einen Menschen. | |
Inwiefern? | |
Manche kennen die Situation des Misserfolgs gar nicht, auch Spieler, die | |
jetzt im Verein sind. Die kamen erst kürzlich nach Berlin und kennen es nur | |
so, wie es jetzt ist. Ich glaube, es ist wichtig zu lernen, mit Niederlagen | |
und Tiefpunkten umzugehen. Du lernst erst zu gewinnen, wenn du mal verloren | |
hast. | |
Und in den 90ern haben Sie öfter verloren. | |
Ja. | |
Haben Sie auch mal gedacht: Jetzt hab ich keine Lust mehr? | |
Ich musste fast 31 werden, bis ich das erste Mal Meister wurde. Da fragt | |
man sich schon: Schaffst du das eigentlich nie? Ein bisschen Hockey spielen | |
können wir ja auch. Aber wenn man dem Verein im Misserfolg treu bleibt und | |
dann noch so oft Meister wird, ist es umso schöner. | |
Welche Spiele sind Ihnen am besten in Erinnerung? | |
Es sind viele Situationen, die man im Kopf hat. Zum Beispiel aus der | |
allerersten Saison überhaupt, im Jahr 1992. Und dann natürlich, als wir | |
2005 erstmals Deutscher Meister wurden. | |
Können einen nach all den Jahren schmerzhafte Niederlagen wie die bei den | |
Playoffs 2010 gegen Augsburg noch schocken? | |
Gerade durch meine Vorgeschichte bei den Eisbären konnte ich das sehr gut | |
verarbeiten. | |
Wegen Ihrer Treue zum Verein wurden Sie mal als „Auslaufmodell in einer | |
globalisierten Sportwelt“ bezeichnet. | |
Ich bin 20 Jahre als Profi im selben Verein gewesen. Außer Mirko Lüdemann | |
bei den Kölner Haien und mir gibt es das ja kaum noch. Mein Bestreben war | |
es immer, mit dem Heimatverein unsere Sportart zu vertreten. Nicht nur in | |
Berlin, sondern im ganzen Land. Du liebst ja deine Sportart, da willst du | |
die auch nach vorn pushen. | |
Was kann Eishockey noch weiter nach vorne bringen? Spiele wie jenes im | |
Januar im Nürnberger Fußballstadion? | |
Ich glaube, so etwas funktioniert nicht jedes Jahr. | |
Es gab Überlegungen, auch in Berlin mal ein Spiel in einem Fußballstadion | |
auszutragen. Könnten Sie sich ein Match im Union-Stadion vorstellen? | |
Das wäre eine Möglichkeit, aber erst mal wäre es vielleicht in Köln oder | |
Düsseldorf realistischer. | |
Jetzt spielen Sie ein letztes Mal im Wellblechpalast. Was ist das Besondere | |
an dieser Halle? | |
Für mich persönlich ist es mein Wohnzimmer. Hier habe ich mit drei oder | |
vier Jahren mit Eiskunstlauf begonnen, hier halte ich mich seit über | |
dreißig Jahren auf. Und dann war der Wellblechpalast immer die lauteste | |
Spielarena. Es war eine unglaubliche Stimmung hier. Das sagen nicht nur die | |
Berliner. | |
Hat Eishockey eine große Rolle für den Stadtteil Hohenschönhausen gespielt? | |
Es war erst ein lokales Phänomen und ist dann gewachsen. Als wir zum ersten | |
Mal Meister wurden, hatte man noch das Gefühl, es ist ein lokaler Verein. | |
Jetzt sind wir ein Berliner Verein. Auch wenn ich nicht mehr hier wohne | |
[Felski lebt heute in Pankow, d. Red.], fühle ich mich noch sehr verbunden | |
mit dem Stadtteil. | |
Wie war der Wechsel in die große Arena 2008? | |
Für den Verein war sie notwendig. Wir haben die modernste Halle in | |
Deutschland, vielleicht in Europa. Für die Weiterentwicklung des Clubs war | |
es wichtig – etwa wenn man wie derzeit European Trophy spielt. | |
Aber man hat auch in der vergangenen Saison gesehen, welche Konflikte die | |
Kommerzialisierung mit sich bringt. | |
Da ging es um die Ticketpreise, die wurden vier Jahre gar nicht erhöht, das | |
hätte man vorher verhindern können. Dann wäre es nicht so eskaliert. Ich | |
glaube, die meisten Fans haben eingesehen, dass es notwendig ist. | |
Warum ist aus Ihnen eigentlich kein Eiskunstläufer geworden? | |
Ich hab sieben Jahre Eiskunstlauf gemacht, aber die künstlerische Ader war | |
nicht wirklich vorhanden. Die Trainer haben gesagt: Alles schön und gut mit | |
den Sprüngen, aber wie du dir hier die Handgelenke verdrehst, das | |
funktioniert nicht. Ich hab das Schlittschuhlaufen dadurch aber perfekt | |
erlernt. | |
Und wann kamen Sie zum Eishockey? | |
Mit elf Jahren. | |
Haben Sie sich damals schon die Spiele der ersten Mannschaft angeschaut? | |
Ja klar. | |
Immer gegen Weißwasser. | |
Genau. Wenn man die beiden Teams gesehen hat, hat man immer schon die | |
besten Spieler gesehen. | |
Damit wären wir bei der DDR-Zeit. Stört es Sie, wenn der Verein immer noch | |
mit dem alten Ostteil Berlins und dem Osten generell assoziiert wird? | |
Schon. Alle sagen immer, wir sollen mal eine Stadt und ein Land werden und | |
zusammenwachsen, deshalb finde ich solche Zuschreibungen daneben. Wenn die | |
Fans „Dynamo“ rufen, habe ich kein Problem, das ist die Tradition des | |
Vereins. Aber „Ost-Ost-Ost-Berlin“ finde ich nicht in Ordnung. Wir sind der | |
Berliner Eishockeyverein. | |
Ab Montag sind Sie einfach nur Sportstudent. Wie behagt Ihnen denn das | |
Studentenleben? | |
Erst mal bin ich der Älteste in meiner Klasse, leider Gottes mit Abstand. | |
Das ist aber auch interessant, weil die Kommilitonen alles nur aus der | |
Theorie kennen und die Praxis fast gar nicht. Bei mir ist es genau | |
umgekehrt. | |
Fühlen Sie sich überqualifiziert nach so langer Zeit als Profi? | |
Nein, ich lerne ja auch dazu. Ich habe zum Beispiel noch nie eine | |
Hausarbeit geschrieben. | |
Bekommen Sie nun auch Einblick in Sportarten, die Ihnen vorher fremd waren? | |
Nein, ich war eigentlich immer sehr sportaffin. Basketball und Fußball habe | |
ich sowieso verfolgt. | |
Heute sind Sie für viele Berliner Eishockeyspieler ein Vorbild. Hatten Sie | |
auch mal ein Idol? | |
Nein. Mich haben immer viele Sportler interessiert, das war nicht auf einen | |
beschränkt. Mich hat eher interessiert, was aus den Leuten aus unserer | |
Schule am Sportforum geworden ist. Stefan Kretzschmar, Claudia Pechstein, | |
Franziska van Almsick und ich – wir waren ja alle hier. | |
Wird Sven Felski mal Trainer der Eisbären Berlin? | |
Man soll ja nie nie sagen, aber erst mal ist es nicht auf der Agenda. | |
Wichtig ist eher, dass man dem Verein erhalten bleibt. Auf welche Weise, | |
ist zweitrangig. | |
8 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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