Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sparplan fürs Ländle: Ein Euro hier, zwei Euro da
> Baden-Württemberg quält sich mit der Schuldenbremse. Nun will die
> grün-rote Landesregierung bei den Musikhochschulen sparen.
Bild: Ausgefiedelt: Die grün-rote Landesregierung will 200 Musikstudienplätze…
STUTTGART taz | Anders als mit vielen kleinen Paketen weiß sich
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nicht zu
helfen. „Wir sammeln viele kleine Summen ein“, sagte er jüngst zu seinem
einzigen Ansatz, wie er die Schuldenbremse einhalten kann. Ab dem Jahr 2020
dürfen die Bundesländer keine neuen Schulden mehr machen. Und selbst das
finanzkräftige Baden-Württemberg hat daran ordentlich zu knabbern.
Insgesamt belaufen sich die Altschulden auf 40 Milliarden Euro. 1,8
Milliarden Euro neue Schulden nimmt der Südwesten in diesem Jahr auf. In
den folgenden Jahren soll der Betrag schrittweise reduziert werden. Doch
welch Einschnitte bei dieser Größenordnung notwendig sind, ist wohl vielen
noch nicht klar und lässt Kretschmann ziemlich verzweifelt wirken.
Derzeit ist jedes seiner Ressorts dazu aufgerufen, einen Sparplan zu
erarbeiten. Doch selbst bei den kleinsten Vorschlägen, die allenfalls
Kleckerbeträge im Vergleich zur Gesamtaufgabe einbrächten, ist der
Gegenwind stark.
So auch bei der derzeit diskutierten Neuordnung der Musikhochschulen. Diese
hatte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) kurz vor der
Sommerpause ins Spiel gebracht. Und obwohl sie dabei auf inhaltliche
Schwerpunkte setzt statt auf die Rasenmähermethode, dürfte dieses Beispiel
Kretschmanns Truppe klar machen, wie sehr schon kleine Einsparvorschläge
Weltuntergangsrufe provozieren.
## „Ein mühsames Geschäft“
Fünf Musikhochschulen gibt es im Ländle. Vier davon in den Großstädten
Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe und Freiburg. Die fünfte liegt im
beschaulichen 15.000-Einwohner-Städtchen Trossingen zwischen Schwarzwald
und Schwäbischer Alb. Und die dortige Hochschule soll es neben Mannheim am
härtesten treffen.
Bauer sieht für Trossingen eine Spezialisierung auf alte Musik und
Musikpädagogik vor. Damit verbunden wäre die Gründung einer Akademie für
alte Musik, an der alle Musikstudenten des Landes Kurse besuchen. Die
Anzahl der Studienplätze würde sich von derzeit 480 um 200 reduzieren.
Viele vor Ort befürchten nun eine Schließung auf Raten. Bauers
Argumentation, dass Baden-Württemberg derzeit mehr Nachwuchsmusiker
ausbilde als benötigt, überzeugte nicht. Auch die Opposition nutzt jeden
Sparvorschlag, um sich mit den Betroffenen zu solidarisieren und die
Regierung anzugreifen. So spricht FDP-Landeschefin Birgit Homburger von
„desaströsen Plänen“.
Und das alles bei einem Vorschlag, mit dem das Land mittelfristig gerade
mal vier Millionen Euro einsparen könnte. Bei anderen Spargedanken
protestiert nicht nur die Opposition, sondern stellt sich auch der eigene
Koalitionspartner quer. Kretschmann hatte laut darüber nachgedacht, bei den
Pensionen zu streichen. Dem schob Finanzminister Nils Schmid (SPD) einen
Riegel vor: zu unsozial für die Sozialdemokraten.
Bei diesem Tempo wird Kretschmann noch sehr lange sehr viele kleine
Päckchen schnüren müssen. „Das ist ein mühsames Geschäft, aber keine
unerreichbare Utopie“, sagt er
8 Aug 2013
## AUTOREN
Nadine Michel
## TAGS
Schuldenbremse
Baden-Württemberg
Winfried Kretschmann
Theresia Bauer
Studiengebühren
Länderfinanzausgleich
Länderfinanzausgleich
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wissenschaftsministerin in BaWü: Grüne unter Druck
Der Stuttgarter Ministerin Theresia Bauer droht ein Untersuchungsausschuss.
Es geht um ihre Rolle in einer Affäre an der Hochschule Ludwigsburg.
Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer: Spekulieren und kalkulieren
In Baden-Württemberg will Grünen-Fraktionschefin Sitzmann
Nicht-EU-Ausländer fürs Studium zahlen lassen. Damit steht sie recht
alleine da.
Kommentar Länderfinanzausgleich: Sollen sie doch austreten, die Bayern!
Der Staat will nichts mehr ausgeben? Will nicht mehr umverteilen? Dann ist
er kein Staat mehr, sondern eine neoliberale Anarchie.
Kampf um Länderfinanzausgleich: Mal hoch, mal runter
Nach Jahren wird ein Plus für die Länderfinanzen verkündet. Eine Sensation?
Jedenfalls kein Grund, gleich den Länderfinanzausgleich zu attackieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.