# taz.de -- Pädophilie-Skandal bei den Grünen: Im Nebel der Vergangenheit | |
> Die Debatte über Sex mit Kindern habe vor 30 Jahren kaum eine Rolle in | |
> den Programmdiskussionen gespielt, sagen ehemals führende Grüne | |
Bild: Krista Sager 1986 mit Grünen-Plakaten | |
HAMBURG taz | Ehemals führende VertreterInnen der Bremer und Hamburger | |
Grünen können sich nicht an pädophilenfreundliche Beschlüsse ihrer Partei | |
erinnern. „Bei uns in Bremen hat diese Sache nie eine Rolle gespielt“, | |
versichert Christine Bernbacher, eine Mitgründerin der Bremer Grünen Liste. | |
„Ich weiß nicht, in welchem grünen Wahlprogramm das drin gewesen sein | |
soll“, sagt Corny Littmann, der Spitzenkandidat der Hamburger Grünen für | |
die Bundestagswahl 1980. | |
Der Theatermacher Littmann wird in einem Artikel der Frankfurter | |
Allgemeinen Zeitung (FAZ) über die Tolerierung des Sex mit Kindern bei den | |
frühen Grünen mehrfach erwähnt. Die Wissenschaftler Franz Walter und | |
Stephan Klecha hatten darin erste Ergebnisse ihrer Studie über den Umgang | |
der Alternativ-Partei mit dem Thema Pädophilie vorgestellt. | |
Darin wird Littmann vorgeworfen, er habe sich bei den Diskussionen zum | |
Grundsatzprogramm der Bundespartei 1980 für die Straflosigkeit des | |
einvernehmlichen Sexes mit Kindern eingesetzt. In Bremen, Hamburg und zwei | |
weiteren Bundesländern habe diese Forderung Eingang in | |
Landtagswahlprogramme gefunden. | |
Littmann erinnert sich zwar an ein Vorgespräch im kleinen Kreis über den | |
Programmabschnitt „Gegen die Diskriminierung von sexuellen Außenseitern“, | |
dabei sei es aber um die Abschaffung des sogenannten Schwulen-Paragrafen | |
175 des Strafgesetzbuches gegangen. Damals habe zur Debatte gestanden, „ob | |
die zu gründende Partei sich auf rein ökologische Fragen beschränkt oder ob | |
gesamtgesellschaftliche Themen in das Programm aufgenommen werden sollen“. | |
Das Thema Pädophilie sei nur im Zusammenhang mit der allgemeinen Forderung | |
vorgekommen, das gesamte Sexualstrafrecht grundsätzlich zu überprüfen. Bei | |
der Bürgerschaftswahl 1982 habe die Abschaffung der Pädophilen-Paragrafen | |
keine Rolle gespielt. | |
Littmann findet, Walter und Klecha hätten ihn vor Veröffentlichung ihres | |
Artikels ansprechen sollen. „Ich kann nicht begreifen, dass mich jemand | |
zwei- bis dreimal zitiert und darauf verzichtet, mit mir zu reden“, sagt | |
er. Dass sich die Grünen mit dem Auftrag an die beiden Forscher ihrer | |
Vergangenheit stellten, sei vorbildlich. Allerdings gebe es in der | |
Geschichte der anderen Parteien „gravierendere Vorfälle, zum Beispiel die | |
Parteispenden-Affäre der CDU“. | |
Die Bremer Grünen bedauerten gestern, die Forderung nach Straffreiheit für | |
Pädophile in ihr Wahlprogramm von 1983 aufgenommen zu haben. „Wir bitten um | |
Entschuldigung, falls jemand daraus persönlich einen Schaden erlitten haben | |
sollte“, teilte der Landesvorstand mit. | |
Im Gedächtnis der Partei scheint diese Forderung untergegangen gewesen zu | |
sein. Partei-Gründerin Bernbacher erinnert sich, mit Kopfschütteln gehört | |
zu haben, was damals auf Bundesebene diskutiert worden sei. An eine | |
entsprechende Diskussion in Bremen kann sie sich nicht erinnern. „Das hätte | |
so einen Aufruhr gegeben“, sagt sie. | |
13 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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