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# taz.de -- Ex-Präsidenten Ägyptens im Knast: Der eine könnte bald frei sein
> In Ägypten sitzen im Moment gleich zwei Ex-Präsidenten in Haft. Mubarak
> hat bessere Chancen bald auf freien Fuß zu kommen als sein Nachfolger,
> der Islamist Mursi.
Bild: Mubarak im April vor Gericht in Kairo.
KAIRO dpa | Die Männer in der Familie des ehemaligen Präsidenten Husni
Mubarak sind für ihre Zähigkeit und Langlebigkeit bekannt. Und wer weiß,
vielleicht wird auch der frühere ägyptische Staatschef seinen Lebensabend
in Scharm el Scheich auf einer Terrasse mit Meeresblick verbringen.
Denn nachdem die Untersuchungshaft in dem Verfahren wegen der Tötung von
Demonstranten 2011 abgelaufen ist und ein weiteres Verfahren wegen
Korruption an die Staatsanwaltschaft zurückverwiesen wurde, hat der
85-Jährige gute Chancen, demnächst gegen Kaution freigelassen zu werden.
Mubarak, der im Moment noch im Krankentrakt des Tora-Gefängnisses in einem
Vorort von Kairo lebt, müsste dann zwar weiterhin vor Gericht erscheinen.
Und er könnte theoretisch auch immer noch zum Tode verurteilt werden.
Doch möglicherweise kann der frühere Präsident davon profitieren, dass die
Stimmung in den vergangenen zwei Monaten in Ägypten gekippt ist. Die
Muslimbrüder haben erst ihre Popularität und dann die Macht eingebüßt. Das
Militär, in dem Mubarak einst Karriere gemacht hatte, gibt jetzt in Kairo
wieder den Ton an.
Das wirft zwar Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz auf. Doch die gab
es auch schon unter Mursi, als jedes Mal, wenn in einem Verfahren Mubaraks
Freilassung wegen Ablauf der Untersuchungshaft bevorstand, prompt neue
Vorwürfe präsentiert und eine erneute Inhaftierung angeordnet wurde.
## Juristisch einwandfrei
Auf derartige Spekulationen will sich Mubaraks Anwalt, Farid al-Dib, im
Moment aber nicht einlassen. Er rechnet mit der baldigen Freilassung seines
Mandanten und argumentiert streng juristisch: „Es gibt jetzt nur noch ein
Verfahren, in dem Haft für Mubarak angeordnet wurde, und das ist das
Verfahren wegen der Geschenke von Al-Ahram. Ich rechne damit, dass es in
diesem Fall binnen 24 Stunden eine Entscheidung getroffen wird.“
Tatsächlich sind die Aussichten gut, wenn die Staatsanwaltschaft nicht
schnell noch eine neue Anklage aus dem Hut zaubert. Denn in dem Verfahren
wegen der luxuriösen Geschenke, die Mubarak, seine Familie und einige
führende Funktionäre einst von dem staatlichen Medienkonzern Al-Ahram
erhalten hatten, hatten die Justizbehörden im Januar – also noch zu Zeiten
von Präsident Mohammed Mursi – den Vorschlag von Mubaraks Anwalt
akzeptiert, den Gegenwert der Geschenke an Al-Ahram zurückzuzahlen.
Juristisch gesehen mag das nach dem ägyptischen Gesetz alles einwandfrei
sein. Dennoch würde eine Freilassung des Ex-Präsidenten das Vertrauen
vieler ägyptischer „Revolutionäre“ in die Unabhängigkeit der Justiz tief
erschüttern. Und diejenigen, die schon 2011 auf dem Tahrir-Platz „Hängt ihn
auf!“ gerufen hatten, werden sagen, dass eine richtige Revolution eben
nicht funktionieren kann, wenn man den Herrscher nicht gleich ermordet.
Ein Anhänger des inzwischen ebenfalls inhaftierten Ex-Präsidenten Mursi
witterte am Montag gleich eine Konterrevolution und kommentierte im
Kurznachrichtendienst Twitter: „Der Film ist noch nicht zu Ende, in der
nächsten Episode wird (Mubaraks Sohn) Gamal Präsident.“
19 Aug 2013
## AUTOREN
Anne-Beatrice Clasmann
## TAGS
Ägypten
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Militär
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