# taz.de -- Hausbesetzer in Köln: Happy Häuser-Hopping | |
> Die Räumung des Autonomen Zentrums in Köln-Kalk ist abgewendet. Dafür | |
> müssen die AktivistInnen aber umziehen – gleich zweimal. | |
Bild: Eskalation abgewendet: AktivistInnen demonstrierten im Juli für den Erha… | |
KÖLN taz | Statt der angedrohten Räumung gibt es einen Umzug: Das Autonome | |
Zentrum (AZ) in Köln bleibt, aber nicht an seinem bisherigen Platz. Darauf | |
haben sich jetzt die BesetzerInnen mit der rot-grünen Stadtregierung | |
geeinigt. | |
Damit endet nach schwierigen Verhandlungen ein Konflikt, der das Klima in | |
der Rheinmetropole zu vergiften drohte, und zwar mit einer kaum mehr | |
erwarteten einvernehmlichen Lösung. Bis kommenden Dienstag haben die | |
AZ-AktivistInnen Zeit, in ihr vorläufig neues Domizil zu wechseln. | |
Seit mehr als drei Jahren sorgt das AZ für heftige Diskussionen. Mitte | |
April 2010 besetzten überwiegend jugendliche AktivistInnen aus dem | |
autonomen Spektrum die ehemalige Betriebskantine der Firma | |
Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) im Kölner Stadtteil Kalk. | |
In dem zweigeschossigen Gebäude auf der Wiersbergstraße, das eine | |
Immobilientochter der Sparkasse KölnBonn jahrelang leer vor sich hin | |
gammeln ließ, erfüllten sie sich ihre Vorstellungen von einem „selbst | |
verwalteten, unkommerziellen Raum für Politik, Kunst und Kultur“. Zum 30. | |
Juni kündigte die Sparkasse jedoch den im Frühjahr 2011 nach zähem Ringen | |
abgeschlossenen Nutzungsvertrag. | |
## IG-Metall-Chef vermittelte | |
Alle Zeichen standen seitdem auf Eskalation. Die Stadt, der die Immobilie | |
inzwischen gehört, beharrte auf dem bedingungslosen Auszug. Sie will auf | |
dem Gelände Schulcontainer aufstellen und später einen Grünstreifen | |
errichten. Die BesetzerInnen wollten ihr Zentrum nicht freiwillig aufgeben. | |
Eine Verständigung schien unmöglich, da die in Köln regierende SPD sich | |
auch nicht von ihrem grünen Koalitionspartner von ihrem harten Kurs | |
abbringen lassen wollte. Der Countdown für die polizeiliche Räumung lief. | |
Dass es jetzt anders kommt, ist das Verdienst des Kölner IG-Metall-Chef | |
Witich Roßmann. Erfolgreich bemühte er sich, als Moderator hinter den | |
Kulissen die verhärteten Fronten aufzubrechen. | |
So gelang es dem Gewerkschafter, dass die AZ-AktivistInnen nach langen | |
internen Diskussionen eine öffentliche Gewaltverzichtserklärung abgaben, | |
die SPD und Stadt zur Voraussetzung für Gespräche erklärt hatten. Auf der | |
anderen Seite konnte er die Verwaltung dazu bewegen, ernsthaft nach | |
räumlichen Alternativen zu suchen. | |
Nun wird das AZ vom Rechts- ins Linksrheinische umziehen. Gefunden wurden | |
zwei Gebäude, die schon seit einiger Zeit leer stehen und die „aufgrund | |
ihres baulichen Zustands für die Stadt Köln weder nutzbar noch aufgrund | |
ihres geplanten Abrisses befristet vermarktungsfähig“ sind, wie es in einer | |
städtischen Stellungnahme heißt. | |
## Ins frühere Kanalbauamt | |
Zunächst geht es in das frühere Domizil der städtischen | |
Lebensmittelüberwachung auf dem Eifelwall. Der am Montag unterschriebene | |
Nutzungsvertrag ist befristet bis zum 31. Dezember 2014. Danach soll auf | |
dem Gelände das neue Kölner Stadtarchiv gebaut werden. | |
Für das AZ steht dann – ebenfalls mietfrei und zeitlich begrenzt – ein 220 | |
Meter entferntes Haus auf der Luxemburger Straße zur Verfügung. Das frühere | |
Kanalbauamt soll Anfang 2019 einem Grüngürtel weichen. Wie es danach | |
weitergeht, ist ungewiss. | |
„Offensichtlich wurden der SPD die Konsequenzen einer Räumung bewusst und | |
sie gab ihre Verweigerungshaltung auf“, begrüßten die AZ-AktivistInnen den | |
Kompromiss: „Wichtig ist nicht in erster Linie das Gebäude, sondern es sind | |
die Menschen, die es gestalten und mit Inhalten füllen.“ | |
Mit der Einigung hätten alle Beteiligten „unter Beweis gestellt, dass auch | |
unter schwierigen und fast unvereinbar erscheinenden Ausgangsbedingungen | |
eine gewaltfreie Lösung möglich ist“, sagte Roßmann. | |
20 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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