| # taz.de -- Orthopädische Gebetsteppiche: Extrapolster unterm Knie | |
| > Ein Muslim verkauft orthopädische Gebetsteppiche, um seine Glaubensbrüder | |
| > vor Gelenkschmerzen zu bewahren – eine hart umkämpfte Marktlücke. | |
| Bild: Lange Nacht der Begegnung in Hannover: Da können einem schon mal die Kni… | |
| BERLIN taz | Vor Gott sind die Gläubigen Untertan. Deshalb dürfen sie ihn | |
| nicht von einem höheren Platz aus anbeten. Was aber machen gläubige | |
| Muslime, wenn beim Verrichten des Gebets mit einem dünnen Teppich die Knie | |
| schmerzen, die Hüfte oder der Rücken? | |
| in Gebetsteppich ist nach islamischem Recht ein reiner Stoff oder Teppich, | |
| mit dem ein Muslim den Boden bedeckt und so verhindert, dass sein Gebet | |
| durch Bodenberührung ungültig wird. Obwohl es schwierig ist, religiöse | |
| Gebrauchsgegenstände zu verändern, haben gleich zwei Gläubige den Segen | |
| eines Imams für orthopädische Gebetsteppiche bekommen. | |
| Der Erste war der 50-jährige Adnan Pirisan aus Schwentinental in | |
| Schleswig-Holstein, der in Kiel aufgewachsen ist und lange Zeit | |
| Elektrogeräte reparierte. Es war 2007 zum Ramadan beim Morgengebet, als ihm | |
| die Idee kam. „Ich hatte Knieschmerzen“, erzählt er. „Wir Muslime müssen | |
| fünfmal am Tag beten und uns 40-mal am Tag hinknien.“ | |
| Zwei Jahre später gab es den ersten Prototyp, der mit speziellen Pads an | |
| mehreren Stellen gepolstert war, um Knie, Fußoberseite und Stirn zu | |
| schützen. Im selben Jahr meldete Pirisan seine Erfindung beim Patentamt an. | |
| „In jüngeren Jahren tun wir so, als ob der harte Untergrund unseren Knien | |
| nichts anhaben könnte. Wie blenden vollkommen aus, dass wir dadurch unsere | |
| Knie kaputtmachen, bis wir irgendwann unsere Gebete nicht mehr kniend | |
| verrichten können.“ | |
| ## Eine „deutsche Innovation“ | |
| Seine Gebetsteppiche bewirbt er als „deutsche Innovation“, auch wenn er sie | |
| in der Türkei fertigen lässt. Pirisan bietet 15 verschiedene Modelle an, | |
| Standard- und Luxusvarianten, die zwischen 39,50 und 49,50 Euro kosten. Die | |
| Kindergröße kostet 9,50 Euro. | |
| Wie viele Teppiche er bisher verkauft hat, verrät Pirisan genauso wenig wie | |
| die Zusammensetzung der Polsterung. „Betriebsgeheimnis.“ Nur so viel: Pro | |
| Jahr sind es etwa 3.000 Stück. „Tendenz steigend.“ Die Teppiche gehen nach | |
| seinen Angaben in die USA, Türkei, nach England, Frankreich, Italien, | |
| Kanada, Australien, Malaysia, Kuwait, Katar, Iran und weitere Länder. | |
| Pirisan kann mittlerweile davon leben. Doch er ist nicht mehr der Einzige. | |
| Seit 2010 gibt es einen zweiten Hersteller und Verkäufer orthopädischer | |
| Gebetsteppiche, einen türkischen Teppichhändler in Karlsruhe. Dessen | |
| Teppiche sind nicht punktuell, sondern durchgehend gepolstert, mit einem | |
| patentierten PU-Schaum. „Er hat uns kopiert“, schimpft Pirisan. Den | |
| mutmaßlichen Trittbrettfahrer hat Pirisan bereits abgemahnt. | |
| 8 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Bollwahn | |
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