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# taz.de -- Bundestagswahl 2013: FDP ade
> Angela Merkel regiert weiter. Die Union kämpft um die absolute Mehrheit
> der Sitze. FDP scheitert an der Fünfprozenthürde, AfD darf weiter hoffen.
Bild: Nur mit uns? Nicht im Bundestag.
BERLIN taz | Angela Merkel bleibt Kanzlerin, die Union ist weiterhin die
stärkste Kraft. Peer Steinbrück verabschiedet sich. Er werde sich
zurückziehen, wenn er nicht Kanzler einer rot-grünen Regierung wird - das
hat der SPD-Kanzlerkandidat mehrfach angekündigt. Schon am frühen Abend des
Wahlsonntags steht fest: Rot-Grün wird es nicht geben.
Die dritte Hochrechnung um 19 Uhr sieht die SPD bei 25,9 Prozent, die
Linken bei 8,4% die Grünen bei 8,0%. Die Union kommt derweil auf 42,5
Prozent. Die FDP scheitert mit 4,4% an der Fünfprozenthürde, die
euroskeptische Alternative für Deutschland (AfD) darf weiter hoffen. Die
Piraten rangieren unter "ferner liefen".
Die schwarz-gelbe Koalition ist damit beendet. Die Union hätte in diesem
Moment eine absolute Mehrheit im Bundestag, allerdings nur mit einem Sitz
Vorsprung. Merkels weitere Machtoption ist Schwarz-Rot. Sollte es nicht zu
einer eigenen Mehrheit reichen, dürfte sie auch die Grünen zu
Koalitionsverhandlungen einladen - um ihre Verhandlungsposition gegenüber
den Sozialdemokraten zu stärken.
## Kurzfristige Entscheidung
In den Tagen vor der Wahl haben die Parteien noch einmal alles gegeben.
Denn viele der 61,8 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland legen sich
erst kurz vor der Stimmabgabe fest. Auch die Bayernwahl vor einer Woche
hatte manche Partei alarmiert, vor allem die FDP. Sie war im Freistaat auf
3 Prozent abgestürzt.
So baten die Liberalen inständig um Hilfe - und versuchten es mit einer
Zweitstimmenkampagne. Spitzenkandidat Rainer Brüderle erklärte: "Wer Merkel
haben will, wählt FDP." Gebracht hat es nichts.
Das könnte auch daran gelegen haben, dass Merkel konsequent dagegenhielt:
"Wir haben keine Stimme zu verschenken." 2005 und 2009 machte sie bereits
die Erfahrung, dass viele Unionsanhänger nicht für sie stimmten, weil die
Umfragen zu gut erschienen. In diesem Wahlkampf lobte Merkel die
Konjunktur, die Europapolitik, die Investitionen in Bildung und Forschung
sowie sich und ihre Führung. Das Wahlergebnis der Union ist nun so gut wie
seit 1994 nicht mehr.
## Endspurt reicht nicht
Der SPD-Gegenkandidat tat sich derweil schwer. Die Anfangsfehler
überschatteten Steinbrücks ganze Kandidatur - seine Vorliebe für teuren
Pinot Grigio, das Lamento über das schmale Kanzlergehalt. Erst im TV-Duell,
nach ein paar Tagen Urlaub, wirkte er angriffslustig und gelöst.
Selbstironisch ließ er sich für das Magazin der Süddeutschen Zeitung
ablichten, wie er den Stinkefinger in die Kamera zeigt. Kurz sah es so aus,
als könne er Merkel doch noch gefährlich werden. Am Ende schneidet die SPD
nicht überragend ab, aber immerhin besser als 2009.
Steinbrücks Wunschkoalitionspartner, die Grünen, blieben wie schon in
Bayern hinter den Erwartungen zurück. Ihr Steuerkonzept: umstritten. Ihr
Veggie-Day: als "grüne Umerziehung" gegeißelt. Zuletzt holte sie die
Debatte um pädophilenfreundliche Positionen aus der Vergangenheit ein.
Vorbei die Zeiten, als ein Aufstieg zur Volkspartei nah schien und
Demoskopen die Grünen gar bei 25 Prozent sahen. Zwei Jahre ist das erst
her. Für Spitzenkandidat Jürgen Trittin, dem die Steuer- und die
Pädophiliedebatte angelastet werden, wird es eng. Die Grünen kamen mit
ihrer Kernkompetenz, der Umweltpolitik, nicht durch.
Der Wahlkampf galt als lahm und konfliktscheu. Rüstungs- oder Außenpolitik
blieben außen vor. Ebenso wenig wurde der Datenschutz diskutiert - trotz
der NSA-Spähaffäre. Die Piraten hatten als Netzpartei kaum eine Chance zu
punkten.
Zufrieden dürfte neben der CDU auch die Linkspartei sein. Auf dem Parteitag
in Göttingen im Juni 2012 drohte fast die Spaltung. Nun tourte und talkte
Spitzenkandidat Gregor Gysi durch das Land - die Linkspartei ist sicher
drin. Eine Aussicht auf die Regierungsbeteiligung gab es aber nie. Die SPD
hat Rot-Rot-Grün ausgeschlossen, zumindest bis zur nächsten Wahl.
22 Sep 2013
## AUTOREN
Hanna Gersmann
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