# taz.de -- Teure Autobahn: A 281: Keine Kompromisse mehr | |
> Die „optimierte“ Variante für die Stadtautobahn wird 142 Millionen Euro | |
> kosten – 21 Millionen mehr als geplant. Das sehen die Bürgerinitiativen | |
> vor Ort als Chance. | |
Bild: Die A 281 hängt in der Luft - zumindest zwei von vier Spuren. Und das sc… | |
„Die Zeit der Kompromisse ist vorbei“, sagt Norbert Breeger, Sprecher der | |
Bürgerinitiativen gegen die Planungen für die Stadtautobahn A 281. Die | |
Anwohner haben den Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig | |
gegen das Bremer Bauressort gewonnen und sich danach am Runden Tisch auf | |
einen Kompromiss geeinigt – aber der werde jetzt wieder unterlaufen, so die | |
Sorge von Breeger: Der Bremer Bausenator Joachim Lohse (Grüne) hat die von | |
den Bürgerinitiativen und inzwischen auch einstimmig vom der Bremischen | |
Bürgerschaft abgelehnte Variante einer Autobahn-Zufahrt durch die | |
Wolfskuhlen-Siedlung beim Bundesverkehrsminister als eine Option | |
angemeldet. | |
Das haben die Bürgerinitiativen zum Anlass genommen, den „Kompromiss“ der | |
Südvariante, der inzwischen auf Druck des Verkehrsministeriums | |
verschlimmbessert wurde und als „optimiert“ bezeichnet wird, aufzukündigen | |
– mit dem Hinweis auf eine ganz einfache Lösung: Mit einer Investition von | |
kaum zwei Millionen Euro könnte die Stadtplanung das jahrelange Tauziehen | |
um die Fertigstellung der Autobahn beenden und weit mehr als 120 Millionen | |
Euro sparen. Diese Lösung, das ist der Witz der Sache, ist 2002 bereits von | |
Bremen beschlossen worden – wurde aber nicht umgesetzt. | |
Seitdem endet die vierspurige Stelzenautobahn A 281 vor Huckelriede in der | |
Luft und wird über eine zweispurige Rampe mit zwei Ampeln auf die | |
Neuenlander Straße geführt. Grober Unfug, das haben die Bürgerinitiativen | |
immer schon gesagt: Wenn man diese Rampe, so wie im Jahr 2002 geplant, | |
vierspurig ausbauen würde, könnte die Trasse ampelfrei in den | |
Autobahnzubringer Arsten hineingeführt werden. Kosten: weniger als zwei | |
Millionen. | |
Stattdessen plant die Stadt ein „Einschwenken“ der Trasse und eine Einfahrt | |
in den Arster Zubringer gut einen Kilometer weiter. Die Kosten wurden vor | |
einigen Monaten noch auf 121 Millionen Euro geschätzt, der Bund will davon | |
112 Millionen zahlen. Inzwischen liegen die Schätzungen aber bei 142 | |
Millionen Euro, denn bei den Konkretisierungen haben sich neue Probleme | |
ergeben – dass das Bundesverkehrsministerium da keine Bereitschaft hat, nun | |
auch diese Zusatzkosten zu übernehmen, liegt auf der Hand. | |
Dabei sei dieser Bauabschnitt, der die Nummer „2.2“ trägt, | |
verkehrspolitisch überflüssig, sagt Breeger. Sie würde eine gewisse | |
Lärm-Entlastung der Anwohner in Huckeliede bringen – aber auch eine | |
zusätzliche Belastung der Anwohner der Wolfskuhlen-Siedlung in Kattenturm. | |
So ist es kein Zufall, dass die Bürgerinitiative Huckelriede sich für diese | |
„Südvariante“ auch in ihrer vom Bundesverkehrsminister korrigierten Form | |
ausgesprochen hat, während die Initiative „Rettet die Wolfskuhlensiedlung“ | |
die „optimierte“ Variante strikt ablehnt. Sie hat der angekündigten | |
Änderung des Flächennutzungsplanes in diesem Sinne widersprochen. Die | |
Huckelrieder sind aus dem gemeinsamen Bündnis „für eine menschengerechte A | |
281“ ausgeschieden. | |
Da geht es nicht nur um den Interessengegensatz der Huckelrieder gegen die | |
Wolfskühler, die bisher in dem gemeinsamen BI-Bündnis aufgefangen worden | |
war. Alle verkehrspolitischen Argumente sprechen zudem gegen die | |
„optimierte“ Südvariante: Es gibt kein Kosten-Nutzen-Gutachten, denn die | |
Verkehrsplaner wissen: Die Zeitersparnis im Vergleich zu einer breiten | |
Rampe am Ende des derzeitigen Bauabschnittes läge bei einer Minute. | |
Die Vorteile gegenüber der derzeitigen Verkehrsführung und den Problemen, | |
die eine mehrjährige Bauphase am Tunnel in den Zubringer bedeuten würde, | |
wären dagegen erheblich. | |
Das Geld wäre zudem an anderer Stelle sinnvoller einzusetzen, nämlich bei | |
der Entlastungsstraße (6Bn) unter dem Flughafen hindurch, die eine | |
zusätzliche direkte Anbindung an die A 1 bedeuten würde. Der Bogen über den | |
Arster Zubringer ist nämlich für alle Autofahrer, die Richtung Süden | |
wollen, ein großer Umweg. Nach den Verkehrsprognosen, die das Bauressort | |
eingeholt hat, sind die KFZ-Zahlen in den letzten fünf Jahren weder auf der | |
Neuenlander Straße noch auf der Autobahn A1 gestiegen. Für diese | |
derzeitigen Verkehre wäre die 2-Millionen-Lösung ausreichend. Und wenn nach | |
der Realisierung eines Weser-Tunnels deutlich mehr Verkehr auf die A 281 | |
kommen würde, dann wäre dies vor allem ein Argument für eine zusätzliche | |
Entlastungsstraße Richtung A 1 unter dem Flughafen hindurch. | |
Die Optimierung des Kompromisses „Südvariante“ ging vor allem auf Kosten | |
des Bauern Plate. So wie die Bremer Verkehrsbehörde derzeit die | |
überflüssigen Meter des Autobahn-Abschnittes „2.2“ plant, würden sie quer | |
durch den Garten des Bauern Hans Plate führen. Plate war einer der Kläger | |
vor dem Bundesverwaltungsgericht. „Unter anderem ihm verdanken wir unseren | |
Erfolg dort“, sagt Breeger. Jeder „Kompromiss“ sei daher menschlich „ei… | |
Sauerei“. Plate könnte – wieder als Betroffener – seine juristischen | |
Möglichkeiten gegen die „optimierte Südvariante“ ausschöpfen; er hat, wie | |
der andere betroffene Bauer, Heinz Wähmann, seinen Widerspruch gegen den | |
Flächennutzungsplan angekündigt. | |
Dass das Bundesverkehrsministerium den Kompromiss des Runden Tisches | |
„optimiert“, also zu Lasten von Plate korrigiert habe, könne nur damit | |
erklärt werden, dass man in Berlin die Idee, einen Autobahnzubringer an der | |
Wolfskuhlensiedlung in Kattenturm entlang zu bauen, nie aufgegeben hat, | |
sagt Breeger. Aus Kostengründen hat sich das Bremer Verkehrsressort dieser | |
„Optimierung“ gebeugt, was das einschwenken auf den Arster Zubringer | |
angeht. Während die Bürgerschaft beschlossen hat, dass eine zusätzliche | |
direkte Anbindung an die A1 für Bremen nur unter dem Flughafen hindurch | |
infrage kommt, hat der Bausenator die von Berlin gewünschte Lösung auch | |
beim Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Dies interpretiert Breeger als | |
Kampfansage und fragt, warum die grüne Verkehrspolitik sich mit | |
Zebrastreifen-Attrappen zu profilieren versucht und bei dem größten Bremer | |
Verkehrsprojekt dieses Jahrzehnts kneift. | |
3 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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