# taz.de -- Präsident von Wismut Gera: In der Opferrolle | |
> Lars Weber, Präsident mit rechter Vergangenheit, gibt seinen Posten bei | |
> Wismut Gera auf. Der Verein sieht die Schuld in der medialen | |
> Berichterstattung. | |
Bild: Land unter bei Wismut Gera | |
BERLIN taz | Wismut Gera hat keinen Präsidenten mehr. Lars Weber, 40, ist | |
am Sonntag zurückgetreten. [1][Diese Zeitung] und auch [2][Zeit Online] | |
hatten über Webers Nähe zur rechten Szene berichtet. „Durch die öffentliche | |
Darstellung, im Zusammenhang mit Lars Weber als ersten Vorsitzenden, der in | |
einer schwierigen Personalsituation Verantwortung übernahm, ist dem Geraer | |
Traditionsverein ein Imageschaden entstanden, der seine Ursache in der | |
undifferenzierten Betrachtung hat“, heißt es in einer Pressemitteilung von | |
Wismut Gera. | |
Schuld am Rückzug, wird insinuiert, seien die Medien und die Arbeit des | |
Runden Tisches für Demokratie und Menschlichkeit, der sich am vergangenen | |
Montag mit der Personalie Weber befasst hatte. Der Expräsident hatte sogar | |
eine Einladung für das Treffen von Parteien- und Vereinsvertretern sowie | |
engagierten Geraer Bürgern erhalten, ließ aber über seinen Anwalt | |
mitteilen, dass er nicht erscheinen werde. | |
Es hätte eine Möglichkeit sein können, um stichhaltig darzulegen, dass er | |
sich von der rechten Szene verabschiedet hat oder dies plant. Weber ließ | |
die Chance verstreichen. Am Freitag dann lud der Stadtsportbund einige | |
Sponsoren von Wismut Gera zu einem Treffen. Neben der Geraer Bank, der | |
Sparkasse oder Köstritzer unterstützen auch kleinere Unternehmer Wismut | |
Gera. Sie drängten wohl ebenfalls auf einen Rückzug des Präsidenten mit dem | |
zweifelhaften Ruf. | |
Seit mehreren Jahren waren Weber und seine Sicherheitsfirma Alpha DSD bei | |
Wismut im Einsatz. 2010 war der damals wegen Körperverletzung vorbestrafte | |
Weber in den Vorstand von Wismut berufen worden, Anfang September dieses | |
Jahres haben ihn die über 200 Mitglieder des Sechstligisten zum Präsidenten | |
gekürt. | |
## Gerichtsfester „Neonazi“ | |
Weber mimt seit mehreren Jahren den biederen und politisch unauffälligen | |
Geschäftsmann, doch wenn er seinem Hobby als Kampfsportler nachging, dann | |
umgab er sich bisweilen mit Rechtsextremen, zum Beispiel mit dem | |
Holocaust-Leugner Marcel Wöll, der wegen Volksverhetzung eine viermonatige | |
Haftstrafe verbüßen musste. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Jena | |
aus dem Jahr 2008 (Az. 1U635/08) darf man Weber als „Neonazi“ bezeichnen. | |
Bis zu diesem Zeitpunkt trat er in Gera und Umland „rechtsnational und | |
gewalttätig“ auf, wie eine Quelle berichtet. Eine Polizeisprecherin hielt | |
2005 fest, Weber „sympathisiere“ mit der rechten Szene. | |
Während viele in Gera nun „aufatmen“, wie eine Mitarbeiterin von Mobit, der | |
Mobilen Beratung in Thüringen für Demokratie, berichtet, gibt es auch | |
andere Stimmen, die sich ähnlich wie ein Leserbriefschreiber in der | |
Ostthüringer Zeitung äußern: „Unglaublich, wie man engagierte Bürger in | |
Gera ausbremst, nur weil sie kein Parteibuch der PDS haben.“ | |
Das Geraer Infoportal „Fettgusche“ verbreitet via Twitter, die „Linken“ | |
seien am Rückzug von Weber schuld. Andere schreiben, mit Weber und dessen | |
Sicherheitsfirma habe wenigstens „Ruhe und Sicherheit“ auf den Rängen | |
geherrscht, jetzt befürchte man eine Machtübernahme der Wismut-Ultras, | |
einer Fangruppierung, die sich unpolitisch gibt, aber nichtsdestotrotz | |
Weber auf dem Posten des Präsidenten für „untragbar“ hielt. | |
Bleibt festzuhalten, dass bei Wismut Gera nur eine Personalie entschieden | |
ist – mehr nicht. Weiter im Amt bleibt Jugendleiter Jens Seidel, der sich | |
mehrfach verbale rechtsextreme Entgleisungen („Judenschweine“; „Heil | |
Hitler!“) geleistet hat. Auch hierüber berichtete die taz. | |
Eigentlich hatte Lars Weber, Kampfname Buddha, viel vor mit Wismut. Er | |
wollte „mehr Höhepunkte für den Geraer Fußball schaffen“, die Zuschauerz… | |
erhöhen und das Spiel der Mannschaft attraktiver machen; es gebe „richtig | |
viel zu tun“. Seine sportlichen Aktivitäten muss er nun wohl mehr auf seine | |
Kampfsportgruppe „Battleholics“ verlegen, der Nachfolgevereinigung des | |
berüchtigten Eastfigt-Vereins, der Käfigkämpfe, sogenannte Fight Clubs, in | |
Gera und Ronneburg veranstaltet hat. | |
7 Oct 2013 | |
## LINKS | |
[1] /Fussball-in-Gera/!124939/ | |
[2] http://www.zeit.de/sport/2013-09/wismut-gera-lars-weber-rechtsextrem | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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