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# taz.de -- Münchner ARD-Tatort von Dominik Graf: Langeweile mit Anspruch
> Zu blöd, um es zu verstehen? Ach was. Regisseur Graf hat den Krimi mit
> Leitmayr & Batic thematisch überfrachtet und manieriert inszeniert.
Bild: Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Kommissar Leitmayr (Udo Wa…
Dominik Graf darf im deutschen Fernsehen alles. Sogar langweilen. Denn die
von ihm in Filmform verbreitete Langeweile gilt als künstlerisch wertvoll –
im Gegensatz zur minderwertigen Langeweile etwa eines Bodensee-„Tatorts“
oder einer Folge „In aller Freundschaft“.
Spätestens mit der von seinen Feuilletonbuddies abgefeierten Polizeiserie
„Im Angesicht des Verbrechens“ hat Graf ein Stadium der Unangreifbarkeit
erreicht. Kritik am Meister fällt auf den Kritiker zurück, der zu blöd ist,
all die Verweise zu verstehen, die Zitate, den ganzen Subtext. Unterhalten
will Graf nicht – der Zuschauer ist ihm nicht Instanz, sondern nur dazu da,
seine Großartigkeit zu bezeugen.
Am Sonntag hat Graf den von ihm inszenierten Münchner „Tatort: Aus der
Tiefe der Zeit“ (Buch: Bernd Schwamm) nicht nur mit Themen überfrachtet
(Grundstücksspekulationen, Gentrifizierung, Balkankriege, Drogen,
Verkehrsproblematik in Großstädten, Familiengeheimnisse, Eifersucht, Sex,
Liebe, abnorme Beziehungskonstrukte, NS-Vergangenheit), sondern auch mit
filmischem Firlefanz (unmotivierte Schnitte, sprunghafte Zooms,
Wackelkamera, lächerliche Nahaufnahmen).
Der Bruch mit Fernseh(krimi)konventionen blieb Selbstzweck, löste beim
Zuschauer nichts aus als Verwirrung und zunehmenden Überdruss. Von den 9,86
Millionen um 20.20 Uhr waren um 21.40 Uhr noch 8,64 Millionen übrig – rund
1,2 Millionen Zuschauer schalteten also weg.
Auch wenn es seltener vorkommt: Fernsehen, das seine Zuschauer vorsätzlich
überfordert, ist nicht weniger arrogant als chronisch unterforderndes
Programm. Mit einem Unterschied: Kunstkacke wird beklatscht – egal ob sie
verstanden wird.
28 Oct 2013
## AUTOREN
David Denk
## TAGS
Tatort
Bayerischer Rundfunk
Dominik Graf
Dominik Graf
Sibel Kekilli
Tatort
MDR
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