# taz.de -- Nach Massensterben in der Wüste: Nigers Regierung bekämpft Arme | |
> Kontrollen verschärft, Transitcamps dichtgemacht - so soll verhindert | |
> werden, dass noch mehr Armutsflüchtlinge verdursten. Helfer fordern | |
> stattdessen Arbeitsplätze. | |
Bild: Hier sind die 92 toten Migranten verscharrt, tief in der Sahara-Wüste vo… | |
NIAMEY/BERLIN afp/taz | Nach dem qualvollen Tod von 92 Nigrern, die in der | |
Wüste auf dem Weg nach Algerien verdurstet waren, geht die Regierung Nigers | |
verschärft gegen illegale Auswanderung vor. Regierungschef Brigi Rafini | |
forderte seine Landsleute auf, „sich zusammenzureißen“ und trotz der Armut | |
in ihrer Heimat zu bleiben. | |
Die Menschen müssten verstehen, dass „ihr Glück in Niger“ liege, auch die | |
Jungen könnten sich dort verwirklichen, sagte Rafini am Samstag bei einem | |
Besuch der im Süden gelegenen Stadt Kantché. Wenn nicht, dann sollten sie | |
auf legalem Weg ausreisen: „Wir lassen es nicht zu, dass sich unsere | |
Mitbürger in gefährliche Abenteuer stürzen.“ | |
Staatsanwalt Samna Chaibou kündigte an, Auswanderer ohne gültige | |
Reisedokumente und ohne Visa ihrer Zielländer würden sofort „abgewiesen“. | |
Fahrer von Fahrzeugen müssten vor Beginn der Fahrt durch die Wüste alle | |
ausreisewilligen Passagiere melden. In einer im Fernsehen verlesenen | |
Erklärung wurden harte Strafen für „Menschenschmuggler“ angekündigt. | |
## Festnahmegrund: Ausreise | |
Am Freitag und Samstag nahmen die Behörden knapp 150 Menschen fest, die | |
angeblich heimlich nach Algerien ausreisen wollten. 47 Personen, die aus | |
der Uranbergbaustadt Arlit unterwegs in die nigrische Grenzstadt Assamaka | |
waren, wurden am Freitag festgenommen. | |
Am Samstag entdeckte eine Armeepatrouille rund 100 Männer und Kinder auf | |
zwei Lastwagen und drei Geländewagen in der Wüste bei Arlit. Sie seien | |
zurückgebracht und in der Gendarmerie eingesperrt worden, hieß es. | |
Weiter ordneten die Behörden am Freitag die „sofortige“ Schließung aller | |
Flüchtlingslager im Norden des Landes an. Es handelt sich um informelle | |
Siedlungen rund um die größte nordnigrische Stadt Agadez, wo Migranten aus | |
Niger, aber auch Transitreisende aus anderen afrikanischen Ländern auf das | |
Signal warten, sich an ständig wechselnden Orten außerhalb der Stadt zur | |
Abfahrt Richtung Nordafrika zu sammeln. | |
Oberst Garba Maikido, Militärgouverneur von Agadez, fuhr am Freitag durch | |
die Stadt und warnte die Grundbesitzer dieser „Ghettos“, ihr Land weiterhin | |
Migranten zur Verfügung zu stellen. | |
Das sei „nicht die Lösung“, kritisierte gegenüber AFP Almoustapha Alhacen | |
von der Tuareg-Organisation Aghir In’man, die vergangene Woche die 92 | |
Leichen in der Wüste entdeckt hatte. Man müsse in den Orten aktiv werden, | |
aus denen die Leute nach Agadez reisen, und für sie Arbeitsplätze schaffen. | |
3 Nov 2013 | |
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