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# taz.de -- Kommentar Arafats Tod: Das Rätselraten bleibt
> Die Wahrheit über die Todesursache des früheren Palästinenserführers wird
> wohl nie richtig bewiesen werden. Damit muss sich die Welt abfinden.
Bild: Schweizer Experten haben Polonium in Arafats Körper gefunden, russische …
JERUSALEM taz | Nicht so eilig, Soha Arafat. Wenn man die Witwe des
Palästinenserchefs von einst Jassir Arafat hört, möchte man meinen, sie
habe den Bericht des Schweizer Untersuchungsteams gar nicht erst gelesen.
Die [1][Experten fanden zwar in den Proben von Arafats sterblichen
Überresten] unerwartet große Mengen von Polonium, ähnlich wie sie sie schon
vor zwei Jahren an seiner Unterwäsche, Hut und Brille entdeckten, trotzdem
sei auch durch die neuen Erkenntsnisse die Theorie eines Mordes nur mäßig
bewiesen. Dazu kommen die vor zwei Wochen veröffentlichten [2][Ergebnisse
eines russischen Expertenteams], das weder Polonium noch sonst irgendeinen
Hinweis auf Mord gefunden haben will. Hier steh ich nun, wird sich der
palästinensische Normalbürger ratlos am Kopf kratzen, und bin so klug als
wie zuvor.
Die Palästinenser und der Rest der Welt werden sich damit abfinden müssen,
die Wahrheit über Arafats Todesursache nie zu erfahren. Das Rätselraten
bleibt und es passt ja auch ganz gut zu dem Volkshelden mit dem originellen
Kopftuch. Zu Lebzeiten war er so von Mythen umwoben wie jetzt auch nach
seinem Tod. Wie profan wirkt dagegen seine junge Witwe, die aus dem
Spektakel um den toten Mann Profite herauszuschlagen hofft.
Nach einer Serie von Skandalen klopfen die Journalisten nun wieder höflich
an ihre Tür, und mit etwas Glück, so wird sie meinen, springt vielleicht
noch der ein oder andere Euro einer Wiedergutmachung für sie und ihre
bedauernswerte Tochter heraus. Nur: Wer sollte das bezahlen?
## Der arme Kerry
Wer zahlt überhaupt die Unkosten für die drei Forschungsteams, die parallel
über Monate mit nichts anderem als den pathologischen Proben Arafats und
seiner Unterwäsche beschäftigt waren? Auftraggeber war die Palästinensische
Autonomiebehörde, die zu weiten Teilen aus EU-Töpfen gefördert wird. Oder
begleichen die Palästinenser die offenen Rechnungen mit den 75 Millionen
Dollar, die US-Außenminister John Kerry aufbrachte, um die PLO im
Friedensprozeß bei der Stange zu halten, und die eigentlich in die
Wirtschaft und mehr Arbeitsplätze hätten investiert werden sollen?
Der arme Kerry. Erst kündigt Israel den Bau tausender neuer
Siedlerwohnungen an, dann wird der erzkonservative Avigdor Lieberman
freigesprochen, und nun auch noch das. Einer positiven Atmosphäre bei den
Friedensverhandlungen sind die Gerüchte über einen Mord an Arafat nicht
gerade förderlich.
7 Nov 2013
## LINKS
[1] /Schweizer-Untersuchungsbericht/!127003/
[2] /Ermittlungen-zu-Arafats-Tod/!125561/
## AUTOREN
Susanne Knaul
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Jassir Arafat
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