# taz.de -- EU-Grüne über Freihandelspläne: „Die Schiedsgerichte müssen r… | |
> Die Freihandelspläne der EU geben Investoren zu viele Rechte, sagt die | |
> Europaabgeordnete Franziska Keller. Firmen könnten Umweltgesetze heimlich | |
> aushebeln. | |
Bild: Unter strengen Bedingungen hergestellt: europäische Lebkuchenherzen | |
taz: Frau Keller, die EU nimmt die umstrittene Freihandelsrunde mit den USA | |
wieder auf. Als Vorbild gilt dabei das kürzlich geschlossene Abkommen mit | |
Kanada. Ist es denn wirklich vorbildlich? | |
Franziska Keller: Nein. Ich fürchte, hier wurde ein gefährlicher | |
Präzedenzfall geschaffen. Denn das Abkommen enthält das Recht auf | |
Investorklagen. Es erlaubt kanadischen Firmen, vor ominösen, | |
intransparenten Schiedsgerichten gegen EU-Staaten zu klagen (ISDS). Das | |
sehe ich sehr kritisch. | |
Warum? | |
Kanada hat ein ähnliches Rechtssystem wie die EU. Warum sollten kanadische | |
Unternehmen das Recht erhalten, gegen demokratisch erlassene Gesetze in | |
Europa vor Privatgerichten zu klagen? Damit internationale Multis die | |
Möglichkeit bekommen, unsere Standards im Umwelt- oder Verbraucherschutz | |
durch die Hintertür zu kippen? Die Kommission konnte uns trotz mehrfacher | |
Nachfrage kein einziges Beispiel nennen, dass europäische Firmen in Kanada | |
Probleme gehabt hätten. Was soll also dieses Klagerecht? | |
Was ist Ihre Vermutung? | |
Man möchte das nationale Recht aushebeln zugunsten der Profitinteressen von | |
Großkonzernen. Wir kennen das schon aus Ecuador, wo der Staat wegen eines | |
Streits über die Ölförderung im Amazonasgebiet zu 1,7 Milliarden Euro | |
Strafe verurteilt wurde. Auch in Deutschland gibt es bereits Probleme mit | |
Investorklagen. So hat das schwedische Unternehmen Vattenfall vor einem | |
außergerichtlichen Schiedsgericht gegen den deutschen Atomausstieg geklagt. | |
Wenn es recht bekommt, wird der Atomausstieg in Deutschland faktisch | |
ausgehebelt. Das ist doch absurd! Wenn sich Unternehmen falsch behandelt | |
fühlen, sollen sie vor einem normalen Gericht klagen. | |
Welche Lehren lassen sich also aus dem EU-Abkommen mit Kanada ziehen? | |
Eine Lehre ist schon jetzt, dass das ISDS raus muss. Über 50 Prozent der | |
ausländischen Direktinvestitionen in der EU kommen aus den USA, zudem sind | |
die US-Konzerne sehr klagefreudig. Das gibt Ihnen vielleicht eine | |
Vorstellung von dem, was mit Investorklagen made in USA auf uns zukäme. | |
Übrigens sieht das auch die Bundesregierung kritisch. Außerdem brauchen wir | |
mehr Transparenz. Verhandlungen in Hinterzimmern können nur schiefgehen, | |
das hat schon das Scheitern von Acta gezeigt. | |
11 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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