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# taz.de -- Bizarrer Kriminalfall: Ermordeter wollte verspeist werden
> Trefpunkt „Zambian Meat“: Ein Unternehmensberater lernt über das Internet
> einen Polizeibeamten kennen und lässt sich von diesem erstechen und
> zerstückeln.
Bild: War er das Vorbild? Armin Meiwes hatte 2004 einen Ingenieur zerstückelt …
DRESDEN taz | Todessehnsüchte und Nekrophilie stecken offenbar hinter einem
schaurigen Mordfall im sächsischen Osterzgebirge. Ein 55-jähriger
Kriminalkommissar des sächsischen Landeskriminalamtes wird dringend
verdächtigt, einen 59-jährigen Mann aus Hannover auf dessen Wunsch hin
getötet und zerstückelt zu haben. Beide hatten sich über die Internetseite
„Zambian Meat“ kennengelernt, auf der es vordergründig um exotische Speisen
geht. Der Beschuldigte hat die Tat teilweise gestanden.
Der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll berichtet von Zeugenaussagen,
wonach der Chef einer dreiköpfigen Unternehmensberatung aus Hannover seit
seiner Jugend Todesfantasien mit sich herumgetragen habe. Sein Wunsch sei
es gewesen, sich töten und danach vom Mörder verzehren zu lassen. Dem kamen
die Interessen des mutmaßlichen Täters offenbar entgegen.
Für den 4. November verabredeten beide über das Internet ein Treffen im
Glimmlitztal nahe des sächsischen Frauenstein. Hier betreibt der
Polizeibeamte eine kleine Pension, die wegen Renovierungsarbeiten derzeit
keine Gäste beherbergt. Nach der bisherigen Auswertung der
Kommunikationsmittel reiste der Unternehmensberater mit Fernbussen über
Berlin in der Absicht an, sich töten zu lassen. Beide hatten sich zuvor
noch nie gesehen.
Mit einem Messerstich am Hals führte der Polizeibeamte die Tat bald nach
Eintreffen des Besuchers auch aus, schildert Kriminaloberrat Maik Mainda
von der SoKo „Pension“ die Ereignisse. Vier bis fünf Stunden habe
anschließend die akribische Zerstückelung der Leiche und das Vergraben auf
der angrenzenden Wiese gedauert. Unklar ist, ob der mutmaßliche Täter dabei
auch sexuelle Lust empfunden hat.
Der zuständige leitende Oberstaatsanwalt Erich Wenzlick sieht darin
Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv. Das „unfassbare Geschehen“, so
Wenzlick, sei deshalb als Mord und nicht als die minder bestrafte Tötung
auf Verlangen anzusehen. Der Beschuldigte bestreitet ein solches Motiv
jedoch.
## Keine Leichenteile gegessen
Auf die Spuren des Verbrechens kamen Polizei und Staatsanwaltschaft in
Niedersachsen zunächst durch eine Vermisstenanzeige von Geschäftsfreunden
des Opfers in Unna bei Dortmund. Die Kommunikationsspuren führten schnell
nach Sachsen.
Am 27. November wurde der Tatverdächtige an seinem Arbeitsplatz im
Landeskriminalamt festgenommen, wo er als Schriftsachverständiger tätig
ist. Wie am Rande zu erfahren war, soll der Beamte sogar erkennbar
erleichtert gewesen sein, dass er entdeckt wurde. Er galt bislang als
unbescholten und unauffällig. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte der
mutmaßliche Täter allein und ohne Zeugen. Er soll auch keine Leichenteile
gegessen haben, wie es den geheimen Wünschen des Opfers entsprochen hätte.
„Auch gegenüber Kollegen ermitteln wir unvoreingenommen“, erklärte
Polizeipräsident Kroll. Er zeigte sich betroffen darüber, „wie leicht
Menschen mit den grauenvollsten Fantasien im Internet zusammentreffen“. 99
Prozent von ihnen befriedigten aber ihre perversen Neigungen allein durch
den verbalen Austausch mit Gleichveranlagten. In diesem Fall aber seien
alle Grenzen überschritten worden, sagte Kroll betroffen.
29 Nov 2013
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Prozess
Kannibalismus
Krimiserie
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