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# taz.de -- Genossenschaft will Kaserne kaufen: Frappant-Ersatz auf gutem Weg
> Kulturschaffende haben eine Genossenschaft gegründet, um die
> wilhelminische Trutzburg in Altona zu kaufen. Jetzt werden Sponsoren
> gesucht.
Bild: Könnte bald in Genossen-Hände übergehen: die Viktoria-Kaserne.
Die Kulturschaffenden aus der Viktoria-Kaserne haben ihren Plan, das Areal
für ein selbst verwaltetes Arbeits und Gewerbequartier zu kaufen, einen
Schritt weitergebracht: Ende vergangener Woche hat die eigens gegründete
Genossenschaft Fux von der Stadt den Vorvertrag erhalten. Bevor der Kauf
jedoch in trockenen Tüchern ist, gilt es nun noch, die Finanzierung
hinzubekommen.
Mitte Oktober haben sich der Frappant-Verein und die Initiative „Lux und
Konsorten“, die erschwingliche Gewerberäume in Altona fordert,
zusammengetan, um den wuchtigen Bau mit den Zinnentürmen an der
Bodenstedtstraße nahe der Max-Brauer-Allee von der Stadt zu kaufen. Die von
ihnen ins Leben gerufene Fux-Genossenschaft hat 100 Gründungsmitglieder.
Die Stadt hat den Künstlern und Kulturschaffenden ein wohlwollendes
Kaufangebot gemacht: 1,85 Millionen Euro für fast 10.000 Quadratmeter
Bruttogeschossfläche wären beinahe geschenkt, wären da nicht die
Sanierungskosten. „Über den Kaufpreis müssen wir noch einmal reden“, sagt
der Journalist Christoph Twickel von Lux und Konsorten. Insgesamt rechne
Fux in den nächsten Jahren mit Gesamtkosten in Höhe von zehn Millionen
Euro, sagt er. Um die zu stemmen will die Genossenschaft etwa eine
Millionen Euro Eigenkapital aufbringen.
Egbert Rühl, Geschäftsführer der Kreativgesellschaft, ist zuversichtlich,
dass die Übernahme gelingt: „Wenn alle Parteien das wollen – und alle
wollen das nach meinem Kenntnisstand –, kann der Kauf als gesichert
gelten“, sagt er. Über die inhaltlichen Konditionen werde nun nochmal
gesprochen. Von der Fux-Genossenschaft anvisiert ist, dass der Kauf bis
März über die Bühne geht. Denn dann läuft die Frist für das Wertgutachten
der Anhandgabe ab. Bis dahin muss Fux der Stadt eine Finanzierung vorlegen.
Anschließend kann die Stadt die Frist verlängern oder neu ausschreiben.
Der Genossenschaft beitreten kann im Prinzip jeder, der einen Anteil von
500 Euro zeichnet. Der Idee nach hat dann jeder bei der Generalversammlung
der Genossenschaft eine Stimme, unabhängig davon, wie viele Anteile er hat.
Doch nicht mit jedem Anteil hat man auch das Recht, die Räume zu nutzen.
„Es gibt Anteile für Nutzer und solche für Investierende“, sagt Meike
Bergmann von Lux und Konsorten. Letztgenannte sind etwa Leute, die mit dem
Projekt sympathisieren und bereit sind, das Vorhaben zu unterstützen. Wer
die Räume künftig nutzen will, muss sechs Anteile à 3.000 Euro zeichnen und
sich bewerben. Bis zum Umbau gibt es zunächst Platz für rund 200
Kulturschaffende und Gewerbetreibende. Damit kämen schon mal 600.000 Euro
zusammen.
Mit dem Mitgliedsbeitrag ist es für die künftigen Nutzer aber nicht getan.
Dazu kommen die laufenden Kosten für die Miete. Ob die aktuelle Miete von
5,25 Euro pro Quadratmeter warm gehalten werden kann, ist fraglich. Bislang
wurde die Miete von der Kulturbehörde mit zwei Euro pro Quadratmeter
subventioniert. Bei vielen Flächen sei noch unklar, was es kostet, diese zu
erschließen, sagt Fabian Eschkötter vom Frappant-Verein. Bergmann fügt
hinzu: „Wenn das am Ende Mietpreise sind, die man woanders auch zahlt,
macht das Projekt für uns keinen Sinn.“
Die Fux-Genossenschaft wird also in die Sanierung investieren müssen. Um
das nötige Geld aufzutreiben, versucht sie auch öffentliche Förderquellen
zu erschließen. Um mehr Nutzfläche zu gewinnen, soll, sofern das
Denkmalschutzamt mitspielt, das Dach aufgestockt werden. Andere
Gewerbetreibende sollen auf dem Hof eine Halle bekommen.
„Im Moment lassen wir keinen mehr rein“, sagt Bergmann. Erst ab Januar
werde die Warteliste wieder geöffnet, sagt sie. Bei der Auswahl werde auf
die Mischung der Gewerke und Professionen geschaut.
Inzwischen hat die Fux-Genossenschaft angefangen, mit
Akquiseveranstaltungen um Direktkredite von Investierenden zu werben.
Anders als das Gängeviertel kann der wilhelminische Backsteinbau von 1880
weder mit seiner Geschichte noch mit seiner zentralen Lage punkten.
2 Dec 2013
## AUTOREN
Lena Kaiser
## TAGS
Hamburg
Altona
Frappant
Genossenschaft
Frappant
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