# taz.de -- Kommentar Viktoria-Kaserne: Der Gewinner wäre die Stadt | |
> Genauer betrachtet, ist das Verkaufsangebot der Stadt kaum noch eine | |
> großzügige Offerte, sondern die eleganteste Lösung. | |
Bild: Begehrter Backsteinbau: Nicht alle sind begeistert von den neuesten Über… | |
Seit über drei Jahren sind die KünstlerInnen des Frappant e. V. in der | |
Viktoria-Kaserne. Ursprünglich sollten sie nur ein Jahr bleiben, aber | |
daraus wurde nichts – erstens, weil die Stadt keine rechte Idee hatte, was | |
sie sonst mit dem denkmalgeschützten Gebäude anfangen sollte. Und zweitens, | |
weil man nicht wusste, wohin man die KünstlerInnen hätte verfrachten | |
sollen, die zuvor ja bereits aus dem ehemaligen Frappant-Gebäude | |
geschmissen worden waren. | |
Naheliegend wäre nun gewesen, sie einfach als Mieter zu akzeptieren. Dann | |
aber hätte die Stadt die Sanierung des Gebäudes zu bezahlen – und der | |
nächste Konflikt wäre kaum vermeidlich: Denn Mieten, wie sie sich die | |
Finanzbehörde für sanierte Flächen in Top-Lage vorstellt, könnten die | |
KünstlerInnen nicht zahlen. Also müsste die Kulturbehörde ran, die | |
Mietzahlungen dauerhaft subventionieren, und dafür ist kein Geld da. | |
Vor diesem Hintergrund sieht das Verkaufsangebot, das die Stadt den | |
KünstlerInnen gemacht hat, nicht mehr nach einer so großzügigen Offerte | |
aus, wie es im ersten Augenblick den Anschein hat. Ein Verkauf wäre | |
vielmehr für die Stadt die eleganteste Lösung: keine teure Sanierung, keine | |
laufenden Kosten, keine politischen Konflikte wegen ausgebooteter Künstler, | |
aber auch keine schwer berechenbaren weil auf Rendite fixierten Investoren. | |
Der Preis dafür: ein relativ geringer Verkaufserlös, von dem allerdings zu | |
fragen wäre, ob auf andere Weise wirklich so viel mehr zu holen wäre: | |
Schließlich ist das Gebäude denkmalgeschützt, das schmälert seine | |
Attraktivität für Investoren. | |
Bleibt die Frage, ob die KünstlerInnen das Geld, die organisatorische Kraft | |
und den Willen zur langfristigen Planung haben, die sie brauchen, um die | |
Immobilie zu übernehmen. Die Bittsteller sind sie in diesem Szenario nicht. | |
Im Gegenteil: Sie sind diejenigen, die der Stadt ein paar Probleme abnehmen | |
können. | |
25 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Irler | |
## TAGS | |
Frappant | |
Hamburg | |
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