# taz.de -- Nigers Präsident über Entwicklung: „Kasernen und Schulen“ | |
> Kurzfristig brauche der afrikanische Staat Niger mehr Infrastruktur fürs | |
> Militär, langfristig mehr Entwicklung. Das sagt der Präsident des Landes, | |
> Mahamadou Issoufou. | |
Bild: „Entwicklung ist ganzheitlich“: Henna-Pflanze im Niger. | |
taz: Herr Präsident, Niger liegt neben den unsicheren Ländern Mali, Libyen | |
und Nigeria, aber erst neulich hat Frankreich Ihnen gratuliert, weil Sie | |
das Problem von vier französischen Geiseln in der Hand von Islamisten lösen | |
konnten. Wie sehen Sie die aktuelle Sicherheitslage Ihres Landes? | |
Mahamadou Issoufou: Die Bedrohungen in der gesamten Sahelzone sind immer | |
noch da: Bedrohungen durch Terroristen, kriminelle Drogenschmuggler, | |
Menschen- und Waffenschmuggler – und separatistische Kräfte, die immer | |
wieder in gewissen Ländern aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen in den | |
Aufstand treten, das dürfen wir nicht vergessen. | |
Wie gehen Sie damit um? | |
Kurzfristig sind die Lösungen im Sicherheitsbereich zu suchen. Wir brauchen | |
bessere Aufklärung und bessere operationelle Kapazitäten im Militär. Wir | |
sollten unsere militärischen Fähigkeiten in der gesamten Sahelzone bündeln. | |
Aber langfristig besteht die Lösung in Entwicklung. Armut ist der | |
Bodensatz, auf dem Extremismus, Terrorismus und organisiertes Verbrechen | |
gedeihen. Daher wollen wir ein Sicherheits- und Entwicklungsprogramm nicht | |
nur für Niger, sondern für die gesamte Sahelzone. | |
Die EU hat ja schon so ein Programm ins Leben gerufen... | |
Wir begrüßen die Sahel-Initiative der EU, ebenso die integrierte | |
UN-Strategie für Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad. Erst | |
vor kurzem bereiste eine wichtige Delegation unter Führung von | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon diese Region. Ich denke, dass all diese | |
Initiativen zusammen mit den nationalen Anstregnungen der betroffenen | |
Länder zu wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung führen können, womit | |
wir die Armut und damit den Terrorismus zurückdrängen können. | |
Die Initiativen sind da, aber welche Mittel gibt es zu ihrer Umsetzung? Wo | |
soll man anfangen? Mit Infrastruktur? | |
Entwicklung ist ganzheitlich. Infrastruktur, klar, denn viele Länder haben | |
die Erfahrung gemacht, dass ein gutes Verkehrsnetz die nationale Einheit | |
und die Herausbildung von Nationen fördert. Darüberhinaus müssen wir | |
Schulen bauen, Gesundheitszentren, den Menschen Zugang zu sauberem Wasser | |
bieten. Es geht um wirtschaftliche und menschliche Entwicklung. | |
Sie sagen aber, kurzfristig geht es um Sicherheitspolitik. Die EU bildet in | |
Mali Soldaten aus und in Niger Offiziere, in der Mission Eucap-Sahel. Ist | |
das ausreichend aus Ihrer Sicht? | |
Wir wünschen uns, dass man darüber hinausgeht. Wir brauchen | |
Verteidigungsinfrastruktur. Wir müssen Truppen dort stationieren können, wo | |
es keine Infrastruktur gibt. Wir brauchen Kasernen. Dafür brauchen wir | |
Mittel und wir glauben, dass unsere Partner uns dabei unterstützen werden. | |
Niger hat auch eigene Mittel – aus den großen Uranminen. Es gibt Kritik | |
beispielsweise von Oxfam, wonach die Verträge zwischen Nigers Staat und dem | |
französischen Konzern Areva, der die Minen betreibt, ungerecht seien. | |
Stimmen Sie zu? | |
Wir befinden uns in Verhandlungen mit Areva. Wir haben noch keine Einigung | |
erreicht. Es gibt Konventionen, die vor einigen Jahren unterschrieben | |
wurden und die zum Jahresende auslaufen. Die verhandeln wir neu und wir | |
denken, dass diese Verhandlungen zu einem Gleichgewicht führen werden. Wir | |
haben eine strategische Partnerschaft nicht nur mit Areva, sondern auch mit | |
Japanern und Spaniern, die Teilhaber an den Minen sind. Also wünschen wir | |
uns eine gerechte Partnerschaft mit allen Partnern, damit Niger aus der | |
Ausbeutung dieser Ressourcen möglichst viel zur wirtschaftlichen und | |
sozialen Entwicklung seiner Bevölkerung herausholen kann. | |
4 Dec 2013 | |
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