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# taz.de -- Thiago Alcántara beim FC Bayern: Einer von vielen
> Der FC Bayern will sich bei der Klub-WM einen weiteren Titel sichern. Und
> Thiago Alcántara hat begriffen, dass er bei den Münchnern nur ein
> Rollenspieler ist.
Bild: Fällt nicht weiter auf: Thiago Alcantara (l.) mit Claudio Pizarro und Fr…
Dass er das Fußballtrikot des FC Bayern München trägt, hindert Thiago
Alcántara nicht daran, ehrlich zu sein. Gefragt, welche Stadt er schöner
finde, München oder Barcelona, antwortet er immer noch geradeaus:
„Barcelona.“
Thiagos Wechsel vom FC Barcelona zum FC Bayern vor fünf Monaten verursachte
helle Aufregung. Der Zukauf des technisch feinen Mittelfeldspielers wurde
als Indiz dafür interpretiert, dass der neue Trainer Pep Guardiola die
erfolgreichste Bayern-Mannschaft aller Zeiten ohne Rücksicht auf Bewährtes
nach seinem Gusto umbauen würde. Ein halbes Jahr später ist Thiago nicht
mehr das Symbol einer vermeintlichen Revolution, sondern einfach einer
unter vielen Klassespielern in der scheinbar unaufhaltsamen Bayern-Elf.
Er prägt das neue dominante Passspiel nicht, er fügt sich ein. Und er hat
niemandem den Platz im Team geraubt; Verletzungen und eine permanente
Spielerrotation sorgen bislang auf natürliche Weise dafür, dass sich 15, 16
Profis als Stammkräfte fühlen dürfen. Bayerns Fußball hat sich mit
Guardiolas Ankunft nicht von außen, sondern von innen verändert, das ist
die durchaus faszinierende Halbjahresbilanz: Nicht Guardiolas Wunschspieler
Thiago oder der andere namhafte Neue, Mario Götze, sondern altbewährte
Bayern wie Arjen Robben und vor allem Philipp Lahm stechen bei der
Umschulung zu einer auf totalen Ballbesitz getrimmten Elf heraus.
Thiago selbst sieht es genauso: „Philipp Lahm hat mich am meisten
überrascht. Er erinnert mich an Xavi in Barcelona, ein Spieler, der keine
Übersteiger macht, in dessen Spiel du dich aber augenblicklich verliebst.
Schlechter als gut spielt Lahm nie.“
## Er hat Erfahrung
Thiago war kurz vor dem Abflug zur Klub-Weltmeisterschaft in Marokko noch
im Münchener Stadion zum Gespräch stehen geblieben. An diesem Dienstag
(20.30 Uhr, live in der ARD) trifft der FC Bayern im Halbfinale auf den
Asien-Meister Guangzhou Evergrande. Thiago ist der Einzige seiner Elf, der
schon einmal bei einer Klub-WM spielte; 2011 gewann er sie mit Barça.
Aus eurozentrischer Sicht ist das Turnier der Kontinentalmeister ein
nachrangiges Ereignis, doch Thiago kennt auch eine andere Perspektive: Er
lebte in Brasilien, der Heimat seiner Eltern, bevor er mit 13 nach Spanien
zog. In Südamerika erlebte er, wie der Vergleich mit dem besten Klub
Europas jedes Jahr ein Festspiel war, die Chance, sich kurzzeitig im
Mittelpunkt der Welt zu fühlen. „Man muss dem Turnier die Wichtigkeit
geben, die es hat“, sagt er: „Es ist der Vergleich der besten Teams der
Welt.“
Nach einem halben Jahr ist er in München noch nicht zu Hause, aber
angekommen. Für die neue bayerische Art, Fußball zu spielen, ist Thiago
enorm wichtig, da er den Ball mit Sicherheit behauptet. Ob er aber jemals
die herausragende Rolle im Bayern-Mittelfeld spielen wird, bleibt fraglich,
da seine Steilpässe nur unregelmäßig so richtig präzise sind.
## Er sammelt Gesten
Er verständigt sich mit Englisch, Zeichen und einzelnen deutschen Wörtern.
„Auf dem Fußballplatz verstehe ich alles“, sagt er. „Wenn aber irgendwo …
einer Gruppe ein Gespräch auf Deutsch läuft, verliere ich sofort den
Faden.“ Kann ihm Javi Martínez, der andere Spanier, da nicht ein wenig
helfen? „Mit seinem Deutsch kann sich Javi doch nicht mal selbst helfen!“
Er lacht.
Wie alle Sprachlosen in der Fremde sammelt er Gesten, Eindrücke, um sich
ein Bild von der neuen Heimat zu machen; und dass die Leute vom FC Bayern
während einer Verletzungspause mit ihm zum Tegernsee fuhren oder die
Vereinsoberen nach seiner Genesung fragten, hat ihm geholfen, sich
wohlzufühlen. Wenn er sagt, Barcelona sei schöner als München, ist das kein
Affront gegen Bayerns Hauptstadt, sondern eine Abstufung zwischen zwei
Städten, die er mag.
Am Sonntag wurde er im spanischen Radio gebeten, die Spieler von Barça und
Bayern vergleichend zu bewerten: Valdés oder Neuer, Messi oder Ribéry, eine
Position nach der anderen. Er wählte in seine fiktive beste Elf acht
Barcelona-Spieler und nur drei vom FC Bayern: Alaba, Dante und Müller. Das
zeigt nur, wie aufrichtig er noch auf Journalistenfragen antwortet. Thiago
sagte auch, er hätte lieber Xavi als Thiago in seiner Elf.
17 Dec 2013
## AUTOREN
Ronald Reng
## TAGS
Fußball
Pep Guardiola
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Spanien
FC Bayern München
Mario Götze
Borussia Dortmund
Fußball
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