# taz.de -- Geschenke zu Weihnachten: Erst am 24. Dezember kaufen! | |
> Alle Geschenke schon gekauft? Ein großer Fehler! Klug ist, wer | |
> Weihnachtspräsente auf den letzten Drücker holt – ganz ohne | |
> Schuldgefühle. | |
Bild: Ab ins Getümmel. | |
Menschenmassen stressen. Deshalb überlegt sich der Weihnachtsvollprofi | |
drei, am besten vier Wochen vor dem Fest schon, was denn zu schenken sei. | |
Möglichst kreativ muss es sein, etwas Ausgeklügeltes, ja am besten noch nie | |
Geschenktes, noch nie Dagewesenes. Selbstgebastelt wäre auch gut. Das ist | |
Irrsinn! | |
Die wochenlange Belastung im Voraus ist viel heftiger, als eine kurze | |
Stressbelastung am 24. Dezember. Bekommt Mutti nicht vielleicht doch das | |
selbstgemachte Wellness-Bad statt des dritten Teils ihres Lieblingsbuches? | |
Findet der Bruder nicht doch die extra importierte Serienstaffel besser als | |
das T-Shirt? Die Vorausplaner grübeln tagelang, es lässt sie nicht los. | |
Unter der Dusche, beim Abwasch, die Geschenkeliste wird unbarmherzig | |
durchgegangen, immer und immer wieder geprüft. | |
Die Letzte-Minute-Einkäufer mögen verpönt sein, aber sie sind die Klügeren. | |
Sie arbeiten effektiv und ressourcensparend. Sie müssen nicht jeden Tag den | |
Versandstatus prüfen, sitzen nicht um 23 Uhr panisch vor dem Computer, um | |
auf die Tasse mit Sonderdruck zu bieten. Sie nutzen die Zeit zur | |
Einstimmung, freuen sich in der Adventszeit auf das anstehende Fest. Sie | |
hören „Last Christmas“ und backen Plätzchen. | |
Die Cleveren kosten die adventliche Vorfreude aus, lassen es sich gut gehen | |
und stürzen sich am 24. 12. ins Getümmel. Sie arbeiten nach einem simplen | |
Prinzip: Der erste Einfall ist der treffendste. Beim neuen Egoshooter | |
denken sie sofort an die Nichte, der ausgeflippte Schal sieht nach der | |
Schwester aus. Das Geschenk, vor dem sie stehen und denken: „Das ist es“, | |
wird gekauft – und passt perfekt. Spontankäufer kommen nicht in die lange | |
Überlegensphase, das verunsichert nur. | |
## Keine Schuldgefühle | |
Sie erledigen den Einkauf unter Zeitdruck – aber schaffen alles an nur | |
einem Vormittag. Sie fahren nicht wild umher, weil es den Pulli in Größe S | |
nur in der Filiale am anderen Ende der Stadt gibt. Sie nehmen das Angebot, | |
das eben da ist. Dabei profitieren sie sogar: Denn welcher Laden will nicht | |
das letzte Weihnachtsgeschäft mitnehmen? Am 24. ist die Zeit der | |
Sonderangebote. | |
Zur Not schaut der Einkaufsvertrödler eben in die Tüte der anderen. | |
Inspiration ist an diesem Vormittag genügend da, denn der Spätkäufer ist | |
nicht der einzige seiner Art. Und siehe da: Der Herr in der Reihe vor einem | |
hat auch Parfüm gekauft. Die anderen sind eben genauso wenig kreativ wie | |
man selbst. Das ist Absolution, wer am 24. zuschlägt, kennt keine | |
Schuldgefühle. | |
## Zeitdruck fördert Effizienz | |
Die Zeit in der Schlange ist zudem ideal für eine kurze Pause, für | |
einmaliges intensives Nachdenken: „Wer fehlt noch? Wo gehe ich jetzt hin?“ | |
Dank Zeitdruck wird die Liste schnell und konsequent abgehakt. | |
Falls beim besten Willen kein elektronischer Schnickschnack, keine | |
Schokoladenkreation, kein Buch und kein Kleidungsstück an den zu | |
Beschenkenden erinnert: Es sind ja noch Plätzchen da. | |
Die Strapaze ist hart, dafür aber kurz. Und danach spürt der | |
Letzte-Minute-Käufer viel mehr, worum es an Weihnachten eigentlich geht: | |
Besinnlichkeit. | |
24 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
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