# taz.de -- Pressefreiheit in China: Der lange Arm der Partei | |
> Korrespondenten US-amerikanischer Medien haben in China endlich ihre | |
> Presseausweise bekommen. Alles gut? Mitnichten. | |
Bild: Unmissverständliche Botschaft: Die Schriftzeichen an der Wand sagen „C… | |
PEKING taz | Die Koffer waren gepackt, das Flugticket war gebucht. Am | |
gestrigen Sonntag hätte er China verlassen müssen. Jetzt kann der | |
Bloomberg-Journalist aufatmen. Vier Wochen haben er und seine zwölf | |
Kollegen der US-Nachrichtenagentur auf den Moment gewartet, dass sie vom | |
chinesischen Außenministerium ihren Presseausweis verlängert bekommen. Er | |
ist Voraussetzung, um das Visum für ein weiteres Jahr beantragen zu können. | |
Dann der Anruf: Die Bloomberg-Journalisten könnten ihre Presseausweise | |
abholen. | |
Damit findet das Tauziehen zwischen chinesischer Führung und | |
US-Journalisten ein vorläufiges Ende. Neben Bloomberg waren auch die neun | |
in China stationierten Journalisten der New York Times betroffen. Auch | |
ihnen wurden die Presseausweise nun ausgehändigt. | |
Die meisten Auslandkorrespondenten in Schanghai und Peking haben bereits | |
vor Wochen eine Verlängerung erhalten. Da ausgerechnet die | |
Bloomberg-Journalisten und die Korrespondenten der New York Times ihre Visa | |
erst kurz vor Ablauf der Frist erhalten, drängt sich der Verdacht auf, die | |
chinesische Führung wollte den Journalisten dieser beiden Häuser bewusst | |
eine Lektion erteilen. Die chinesische Seite bestreitet den Vorwurf. | |
Die New York Times hatte vor anderthalb Jahren über das Familienvermögen | |
des damaligen chinesischen Premierministers [1][Wen Jiabao berichtet]. | |
Bloomberg zog wenige Wochen später nach mit Berichten über das Vermögen der | |
Verwandtschaft des nun amtierenden Staatsoberhaupts Xi Jinping. Die | |
Veröffentlichung beider Berichte in der Volksrepublik wurde von den | |
chinesischen Zensurbehörden unterbunden. Über die sozialen Netzwerke | |
machten sie dennoch die Runde. | |
## „Danke, allmächtiger Kommunismus“ | |
Wegen dieser Berichte hatte die chinesische Führung sowohl gegen die New | |
York Times als auch gegen Bloomberg bereits Vergeltung geübt. Die New York | |
Times hatte erst 2012 eine chinesischsprachige Webseite gestartet. Sie ist | |
in China gesperrt. Bloomberg wiederum, dessen Geschäftsmodell darauf | |
beruht, ihre Kunden mit kostenpflichtigen Finanzmarktmeldungen in Echtzeit | |
zu versorgen, erlitt erhebliche finanzielle Einbußen, weil Chinas Führung | |
ihre Finanzinstitutionen anwies, auf Bloomberg zu verzichten. | |
Der Hongkonger Medienexperte David Bandurski sieht die Mauer zwischen | |
internationalen und heimischen Berichten über China fallen. „Es geht nicht | |
mehr nur um die Kontrolle der heimischen Berichte auf Chinesisch“, sagt | |
Bandurski, sondern auch um die ausländischer Journalisten. Schon befürchten | |
Journalisten, dass sich auch ausländische Medienhäuser der Selbstzensur | |
unterwerfen. | |
Bloomberg hat bereits einen Bericht gestoppt, indem es erneut um angebliche | |
Vermögen chinesischer Spitzenpolitiker gehen sollte. Offiziell hieß es, der | |
Bericht sei nicht zu Ende recherchiert gewesen. Der Autor bestritt dies und | |
hat gekündigt. „Danke, allmächtiger Kommunismus“, twitterte der in Peking | |
lebende US-Kolumnist Bill Bishop. | |
31 Dec 2013 | |
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[1] http://www.nytimes.com/2012/10/26/business/global/family-of-wen-jiabao-hold… | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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