# taz.de -- Hamburger Elbphilharmonie: Luxushotel aus Steuermitteln | |
> Mehr als zehnmal so teuer wie geplant wird Hamburgs Konzerthaus. Ein | |
> Bericht benennt nun die Verantwortlichen für das Planungschaos. | |
Bild: Die Elbphilharmonie-Baustelle im November. Im Abschlussbericht zur Kosten… | |
HAMBURG taz | Einen einzelnen Schuldigen gibt es nicht: Zu viele haben | |
mitgemischt bei Hamburgs Elbphilharmonie. Sie sollte einer der zehn | |
weltbesten Konzertsäle werden und Beispiel für eine gelungene Kooperation | |
zwischen Staat und Wirtschaft mittels der Public-private-Partnership (PPP). | |
Dann aber liefen die Kosten spektakulär aus dem Ruder. Statt 77 Millionen | |
Euro muss die öffentliche Hand inzwischen 800 Millionen hinlegen, die | |
Eröffnung wurde von 2010 auf 2017 verschoben. Das alles, weil Hamburgs | |
politisch Verantwortliche desinteressiert, naiv oder überfordert waren. | |
Zu diesem ernüchternden Fazit kommt der eigentlich noch geheime | |
Abschlussbericht des schon zweiten Parlamentarischen | |
Untersuchungsausschusses, der zweieinhalb Jahre lang die Gründe für | |
Kostenexplosion und Planungschaos eruierte. | |
Gut weg kommt dabei niemand: Die Politik – allen voran Hamburgs damaliger | |
Bürgermeister Ole von Beust (CDU) – sei lange Zeit wenig an Details | |
interessiert gewesen. Die städtische Projektkoordination sei ein wenig | |
kompetenter, kaum kontrollierter „Staat im Staate“. Die beratende Anwältin | |
und PPP-Fachfrau, Vergaberechtlerin Ute Jasper, habe wichtige Teile des | |
Vertrags nicht einmal angeschaut. | |
Überdies, so der Bericht, sei der Bau derart früh ausgeschrieben worden, | |
dass die Stararchitekten Herzog & de Meuron ihre Pläne nicht fertig hatten | |
und nicht valide kalkulieren konnten. Genau das habe sich dann der | |
Baukonzern Hochtief zunutze gemacht, einen unrealistisch niedrigen Preis | |
angegeben und auf millionenschwere Nachforderungen gesetzt. Als die nicht | |
mehr halfen, gab es einen anderthalbjährigen Baustillstand, der erst | |
endete, als die Stadt frische 200 Millionen Euro locker machte. | |
Der Bericht legt nahe, dass die Stadt schlicht naiv war, als sie vermutete, | |
Hochtief werde wie ein „ehrbarer Kaufmann“ handeln. Explizit besagt er, | |
dass PPP bei der Elbphilharmonie gescheitert ist: Eigentlich hätte der | |
Konzertsaal durch ein Hotel, ein Parkhaus und Gastronomie querfinanziert | |
werden sollen. Weil Architekten und Hochtief jahrelang nicht kooperierten, | |
stiegen die Kosten derart, dass sich kein Investor mehr fand. Die Stadt | |
sprang ein und geriet so „in die abwegige Situation, in Millionenhöhe ein | |
Luxushotel aus Steuermitteln zu subventionieren.“ | |
7 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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